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Feinstaub als Klimaschädling

Beim Kampf gegen den gesundheitsschädlichen Feinstaub halten sich die Erfolge in Grenzen: Auch im vergangenen Jahr sind die Grenzwerte an vielen Messstationen häufiger als erlaubt überschritten worden, trotz Umweltzonen und Filtern in immer mehr Dieselfahrzeugen. Dabei war die Wetterlage vergleichsweise günstig für eine staubarme Luft. Doch Feinstaub ist nicht nur gesundheitsschädlich - er belastet auch das Klima, warnt die Deutsche Umwelthilfe.

Von Dieter Nürnberger |
    Das zusätzliche Argument der Umweltverbände, die heute Vormittag gemeinsam vor die Presse traten, bezieht sich auf Beobachtungen und Entwicklungen hinsichtlich der Nordhalbkugel. Es also um das Eis in der Arktis. Und man stützt sich hierbei auf Erkenntnisse des renommierten Klimaforschers James Hansen, er ist Direktor des NASA Goddard Instituts für Weltraumstudien. Hansen wurde heute extra nach Berlin eingeladen, um seine Studien vorzustellen. Tenor hierbei: Russpartikel führen zu einer Verstärkung der treibhausbedingten Klimaerwärmung.

    Hansen sagt, dass es nicht nur Kohlendioxid ist, welches für Veränderungen im Eis der Arktis verantwortlich sei. Es gebe somit mehrere menschengemachte Gründe für den Klimawandel. Allerdings könne man bei den Russpartikeln auch schneller reagieren als etwa beim Kohlendioxid. Aber: Auch Feinstaub trage somit zu einer schnelleren Eisschmelze in der Arktis bei.

    Was passiert - aus Sicht des Klimaforschers genau? Zum einem bewirke die Ablagerung des Feinstaubes eine Art Grauschleier auf den Eisflächen, der die Reflektion des Sonnenlichts reduziert und so das Abschmelzen des Meereises beschleunige. Zum anderen würden sich die schwarzen Teilchen im Sonnenlicht aufwärmen, somit die Wolkenbildung beeinflussen und die Niederschlagsverhältnisse durcheinander bringen. Und als dritten Punkt führt Hansen an, dass die Eisschmelze dafür sorge, dass in dieser Region künftig vor allem das dunkle Wasser des Ozeans das Sonnenlicht absorbiere, und nicht mehr wie Jahrtausende gewohnt, die hellen Eisflächen. Das führe dann wiederum zur Erwärmung des Ozeans und zu einer noch größeren Eisschmelze, sagt Hansen. Es bestehe durchaus die Gefahr, dass das Eis in der Arktis in Gänze schmelze. "Wir müssen handeln", sagt der amerikanische Klimaforscher.

    Für die Umweltverbände ist diese Schilderung ein deutliches Alarmzeichen. Insgesamt vier Verbände haben sich ja bereits vor Jahren der Initiative " Kein Diesel ohne Filter" angeschlossen. Der Verkehrsclub Deutschland ist dabei der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, der Naturschutzbund Nabu und auch die Deutsche Umwelthilfe. Jürgen Resch ist dort der Bundesgeschäftsführer. Er zog heute auch ein wenig Bilanz.

    "Beim neuen PKW haben wir inzwischen Erfolge zu verzeichnen. Bei praktisch allen anderen Dieselmotoren und -fahrzeugen aber noch nicht. Wir haben heute die Situation, dass die Autohersteller immer noch neue Busse ohne Partikelfilter auf den Markt bringen. Das gilt für Lastwagen ebenso. Und auch die Deutsche Bahn kämpft ja dafür, weiterhin und noch viele Jahre lang Diesellokomotiven ohne Filter einsetzen zu können."

    Somit gehe die Kampagne, die Initiative weiter, man will also dem Feinstaub, den Russpartikeln weiterhin zu Leibe rücken. Nur seit heute eben nicht mehr nur mit vor allem gesundheitspolitischen Argumenten, sondern auch mit klimapolitischen. Jürgen Resch:

    "Wir wollen uns beispielsweise an alle Kommunen in Deutschland wenden. Diese sollten ihre Klimaschutzanstrengungen ergänzen - dahingehend, dass etwa bei städtischen Aufträgen Baumaschinen mit Partikelfilter Filter Standard werden sollten. Sie können also etwas für das Klima unternehmen."

    Laut EU-Studien stürben jedes Jahr rund 70.000 Menschen in Deutschland an den Folgen von Feinstaub, der direkt in die Lungen eindringt. Nun also gibt es Hinweise darauf, dass zusätzlich auch das Klima durch die Reinstaubpartikel geschädigt werde.