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Feldafinger Kreis

Internet.- Aus guten Netzideen neue Produkte machen, das ist der Traum eines jeden Unternehmers. Aber nach der Internet-Krise ist kein Platz für einen neuen Hype geblieben. Der schrille Multimediaeffekt oder die einfache Website reichen nicht mehr aus, um neue Unternehmen zu starten. Deshalb hat sich der Bundesverband der deutschen Industrie mit führenden Wissenschaftlern zusammengetan und den Feldafinger Kreis gegründet. Ziel des exklusiven Clubs: die Megatrends der Internetgesellschaft auszumachen. Erste Ergebnisse wurden in Berlin präsentiert.

    von Wolfgang Noelke

    Wissenschaft und Industrie betrieben erst einmal Grundlagenforschung, bevor sie bald mit neuen Produkten den Markt erobern: Die heute vorgestellten Ergebnisse gestatten uns einen Blick in die Zukunft, der auf dem Wissen der mehr als dreihundert Wissenschaftler beruht, die der sogenannte Feldafinger Kreis mit eingebunden hat.

    Die Trendscouts des Felfafinger Kreises, so dessen Sprecher, Siemens- Vorstandsmitglied Prof. Dr. Claus Weyrich - hatten sich vor einem Jahr...

    ... bewusst auf Trends festgelegt, die einen längeren Bestand haben und einen Rahmen für die Entwicklung dieses Gebietes geben. Daraus haben wir als Synthese von extratopolativen Betrachtungen, aus der heutigen Welt, aus heutigen Erfahrungen einerseits und aus der Betrachtung von Szenarien, wie die Zukunft denn sein könnte, und einer retrotopolativen Rückführung aus diesen Bildern auf die Gegenwart, acht Trends formuliert ...

    ...wie zunächst einmal die Sicherheit und Zuverlässigkeit, als zweiten Trend die mobilen Anwendungen. Der dritte Trend geht hin zu immer intelligenteren Software- Assistenten, die uns die lästigen Routineaufgaben abnehmen und der vierte Trend wird das sogenannte semantische Netz. Die Geräte, die wir bei uns tragen vernetzen sich dann mit den bereits existierenden in unserer jeweiligen Umgebung – und zwar so, wie die einzelnen Nutzer es gerade benötigen. Da weiss beispielsweise das Handy, dass die Batterie der Armbanduhr bald gewechselt werden muss – und meldet dem Besitzer die Geschäfte in der näheren Umgebung, wo das möglich ist, oder vier Menschen, die sich noch nicht kennen, wollen auf dem Bahnsteig spontan eine Reisegruppe bilden. Sie finden sich mit der unter anderem in Deutschland entwickelten Unified Modelling Language, UML, dem Nachfolger von HTML und XML, so Prof. Dr. Wolfgang Wahlster, Geschäftsführer des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz. UML hat den Vorteil...

    ...dass die Inhalte die dann im Internet dargestellt werden maschinen-verstehbar sind. Bislang sind sie maschinen-lesbar. Der Computer liest natürlich ein HTML-Dokument nicht durch, er zeigt es an. Das was drin steht versteht er überhaupt nicht. Das hat zur Folge, dass Sie heute ,wie bei Google, nur über Stichwörter suchen können. Also, dass das System nur String-Vergleiche, den Vergleich von Zeichenketten durchführt. Durch die neue Sprache weiß der Computer, einfach gesagt, mehr. Er weiß nämlich: das ist ein Datum, das ist eine Automarke, das ist ein Komfort-Feature eines Autos usw. Der Computer kann dann entscheidend neue Dinge für den Nutzer machen.

    Die Pico- Micronetze und das Internet sollen sich verbinden sich mit allen Medien – Bei diesem fünften Trend sei es egal, ob die Geräte gerade per Wireless-LAN, per UMTS, oder per direktem Funkweg aufeinander zugreifen, sagt Prof Wahlster. Trend sechs, sieben und acht seien die Entwicklung neuer Prozesse, die Chancen des Bildungssystems, sowie die von vielen längst schon gewünschte intuitive Bedienungsmöglichkeit aller Geräte, Computer reagieren dann wohl "menschlicher":

    Wir haben hier in Deutschland ein Patent, die Amerikaner haben es auch gerade angemeldet. Wenn sie mit einem Call-Center telefonieren und sich beschweren wollen, zum Beispiel über eine extreme Verspätung der Bahn und sie wissen nicht, wie sie weiter kommen, dann sprechen sie in ihr Handy. Wenn sie dort ein Computerystem haben, das ihnen antwortet , wären sie villeicht noch frustrierter. Wir erkenn dann über die Kamera im Handy, dass die Person ins Handy reinbrüllt und gleichzeitig grimmig guckt, dann schaltet das System automatisch zu einem menschlichen Operator, der versucht die Situation abzufangen.

    Links

    Forschen für die Internetgesellschaft: Trends, Technologien, Anwendungen

    Acht Trendaussagen des Feldafinger Kreises (PDF-Dokument)