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Die Lebenshaltungskosten steigen in Deutschland. Das Bundesamt für Statistik stellt monatlich den Verbraucherpreisindex vor und es zeigt sich eine schleichende Verteuerung des Warenkorbs. Grund dafür sind die weltweiten Katastrophen. Sie treiben die Preise für Rohagrarstoffe in die Höhe.

Von Christoph Birnbaum | 08.09.2010
    Das Leben wird teurer. Für jeden von uns. Morgen wird das Bundesamt für Statistik den neuen Verbraucherpreisindex für August veröffentlichen, und so viel steht jetzt schon fest: Die Lebenshaltungskosten sind um gut einen Prozent im Vergleich zum Juli gestiegen. Und schon im Juli waren die Kosten 1,2 Prozent höher als im Juni. Wir haben es also mit einer schleichenden, kaum messbaren Verteuerung unseres Warenkorbs zu tun. Doch vieles deutet darauf hin, dass sich dies bis zum Ende des Jahres ändern wird. Besonders bei den Lebensmitteln: Sie werden spürbar teurer werden.

    Bereits im Juli dieses Jahres waren Lebensmittel überdurchschnittlich teurer als im Jahr zuvor. Das gilt ganz besonders für Speisefette und -öle und vor allem für Butter. Konsumenten mussten weit über ein Drittel mehr für Butter zahlen als vor einem Jahr. Erhebliche Preisanstiege wurden auch bei Gemüse, Obst und bei Fisch ermittelt.

    Dieser Trend dürfte sich fortsetzen - vor allem bei Brot- und Backwaren. Grund dafür ist die schlechte Ernte in Deutschland. Aber auch die weltweiten Katastrophen der letzten Wochen: Die Waldbrände in Russland und die Überschwemmungen in Pakistan haben die Preise für Agrarrohstoffe in Europa und Übersee in den vergangenen Wochen in schwindelerregende Höhen getrieben. So hoch, dass Frankreich die Stabilisierung der Agrarrohstoffpreise zu einer Priorität seiner G20-Präsidentschaft machen will.

    Doch zurück nach Deutschland. Ein Blick auf die Wetterkarte der vergangenen Wochen genügt: Der viele Regen hat den Bauern in diesem Jahr die Ernte verdorben. Erst war es zu trocken, dann zu nass. In vielen Regionen in Deutschland ist die Ernte im Augenblick in vollem Gang oder schon abgeschlossen, in anderen Gegenden hat sie noch gar nicht begonnen. Doch bereits heute steht fest: Allein die Getreideernte fällt in diesem Jahr in Deutschland um knapp zwölf Prozent geringer aus. Für einen Marktexperten wie Josef Renze-Westendorff, Referatsleiter bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, eine Entwicklung mit gravierenden Folgen:

    "Also, die Ernte ist in diesem Jahr sehr unterschiedlich ausgefallen. Wir hatten ja vor dem großen Regen eine sehr gute Qualität, sehr gute Ertragswerte, nicht nur im Rheinland oder in Westfalen, sondern auch in anderen Regionen Deutschlands, auch in östlichen Regionen. Nach der Ernte hat sich allerdings die Qualität deutlich verschlechtert. Auch ist die Ware sehr feucht geerntet worden, das bedeutet für den Erzeuger natürlich zusätzliche Kosten für die Trocknung, insofern müssen wir von einer sehr unterschiedlichen Qualität sprechen."

    Dabei hatte sich im Frühsommer die Stimmung der deutschen Landwirte angesichts höherer Erzeugerpreise zunächst aufgehellt. Von den höheren Preisen profitieren konnten allerdings am Ende nur diejenigen, die nicht an Vorverträge gebunden waren. Denn Bauern schließen einen Teil ihrer Verträge etwa mit Mühlen immer häufiger im Voraus ab, um mehr Planungssicherheit zu haben. Und dann kam der große Regen und damit die Ernteeinbußen.

    Was für Deutschland gilt, trifft in weit höherem Maß auch für den Rest der Welt zu. 2010 ist ein Jahr der Katastrophen für die globale Landwirtschaft.

    Beispiel Russland: Wegen der großen Dürre erntet Russland in diesem Jahr nicht mehr als 45 Millionen Tonnen Getreide und fällt für den Export bis auf weiteres komplett aus. Ministerpräsident Wladimir Putin hat im Zuge der großräumigen Wald- und Felderbrände einen Exportstopp bis zum Jahresende angeordnet. Das Ausfuhrverbot gilt für Gerste, Roggen, Körnermais, aber auch Weizen- und Mischmehl, heißt es in einem am 5. August 2010 gebilligten Regierungsbeschluss. Vor zwei Jahren zählte Russland mit Exporten in Höhe von 18 Millionen Tonnen - zusammen mit den USA und Kanada - noch zu den wichtigsten Lieferanten am Weltmarkt. Dieses Jahr wollte das Land 15 Millionen Tonnen ausführen. Schlimmer noch: Russland muss wegen der schweren Ernteeinbußen wohl erstmals seit elf Jahren wieder in großem Stil Getreide importieren.

    Beispiel Kasachstan: Das Land gehört mit zu den wichtigsten globalen Getreideexporteuren. Auf Grund der großen Dürre in der Schwarzmeerregion sinkt der Export in diesem Jahr bei der Getreide- und Weizenernte um 21 Prozent bzw. 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

    Beispiel Ukraine: Wegen der schweren Ernteausfälle will auch die Ukraine ihre Getreideexporte vorerst reduzieren. Bis Ende des Jahres will das Land nur noch 3,5 Millionen Tonnen Gerste und Weizen ausführen. Am Markt geht man sogar davon aus, dass die Exportmenge des Landes auf eine Million Tonnen Weizen und die gleiche Menge Gerste sinken wird. Vor einem Jahr exportierte die Ukraine noch rund 9,3 Millionen Tonnen Weizen und war weltgrößter Gerste-Exporteur mit 5,4 Millionen Tonnen.

    Und dann ist da natürlich noch Pakistan. Das Land ist der drittgrößte Weizenproduzent Asiens. Doch die Flut hat rund eine halbe Million Tonnen Weizen in den Lagern zerstört und rund 650.000 Hektar Ackerland verwüstet. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO sind insgesamt 200.000 Kühe, Schafe und Ziegen verendet. In dieser Saison war eine gute Ernte erwartet worden, ursprünglich sollte das Land nach der Aufhebung eines Exportverbots wieder Weizen ausführen. Doch nun könnten die Ausfälle den Getreidemarkt auf Jahre hinaus weiter belasten, denn im September ist die Hauptsaatzeit für Winterweizen, der für die Ernährung im Land die Hauptrolle spielt. Weite Flächen dürften aber noch nicht wieder bebaubar sein.

    Entgegen ursprünglicher Erwartungen zeichnet sich also in dieser Saison weltweit ein deutliches Defizit bei Getreide ab. Das US-Landwirtschaftsministerium USDA schätzt die Angebotslücke in seinem gerade veröffentlichten Bericht auf gut 19 Millionen Tonnen. Noch im Mai hatte das USDA mit einem Angebotsüberhang von knapp fünf Millionen Tonnen gerechnet. An den internationalen Terminmärkten zogen in der Folge die Weizenkurse kräftig an. Agrarmarktexperte Josef Renze-Westendorff, von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen:

    "Ja, also, das ist ganz deutlich. Bei den pflanzlichen Märkten hat sich Plus eingespielt zwischen 60 Prozent bei Weizen in Paris, 30 Prozent bei Weizen in Chicago, und auch bei Kartoffeln sind die Preise nach oben gegangen - mit einigen Schwankungen. Und das war ja nicht das Ende des Ganzen. Es gab ja eine Kette von weiteren Negativmeldungen aus der ganzen Welt: Überschwemmungen in Pakistan zuletzt und auch jetzt die jüngsten Meldungen, dass die Australier ihre Ernte, die sie ja im Dezember einfahren, gar nicht so hoch haben werden, weil auch dort die Trockenheit den Kulturen zugesetzt hat."

    Diese Preisentwicklung beobachtet Leif-Eric Rehder vom Bonner Agrarinformationsdienst AMI sehr aufmerksam. Er gibt zusammen mit seinen Kollegen einen speziellen Agrarpreis-Index heraus. Der ist im Juli gegenüber dem Vormonat um knapp drei Prozent auf 115 Punkte gestiegen. Damit hat der Index im Juli seinen höchsten Stand in diesem Jahr erreicht und liegt sogar um 18 Prozent über seinem letzten Tiefpunkt vom Oktober 2009. Teurer waren deutsche Agrarerzeugnisse zuletzt im Oktober 2008. Am stärksten sind im Monatsvergleich dabei die Preise für Getreide und Raps gestiegen. Mit Folgewirkungen vor allem an den Märkten. Leif-Eric Rehder:

    "Insgesamt sind die Märkte nervöser geworden. Es sind Preisschwankungen da, das ist ganz normal, die dann zum Teil diese fundamentalen Vorgaben verstärken durch Spekulation. Dass hier Kapital nach Anlagemöglichkeiten sucht, ist auch seit ein paar Jahren an den Agrarrohstoffmärkten, so dass hier diese Preisspitzen, die wir zur Zeit sehen, sicherlich auch zum Teil darauf aufbauen - auf dieser Spekulation. Aber welches Ausmaß das ist, diese Spekulation, wie viel Prozent, das kann man nicht wirklich messen. Es ist klar: Es sind mehr Umsätze an den Börsen als vorher, aber wie viel davon von Finanzinvestoren kommt, ist nicht wirklich messbar."

    Aber Spekulationen dürften ihren Anteil an der derzeitigen Entwicklung haben. Beispielsweise am Pariser Terminmarkt: Wollten sich dort noch 1998 hauptsächlich die Rohstoffproduzenten gegen Unwägbarkeiten in der Zukunft absichern, gehen heute 70 Prozent der Börsen-Volumina auf reine Spekulation zurück. So wurden allein hier in den vergangenen vier Wochen gut 758.000 Kontrakte umgesetzt, das entspricht einer Menge von fast 38 Millionen Tonnen Weizen. Zum Vergleich: 2009 bewegte sich der durchschnittliche Monatsumsatz lediglich bei knapp 162.000 Kontrakten. Für Politiker ist deshalb auch klar: Nahrungsmittel dürfen nicht Gegenstand reiner Finanzspekulation sein. So steht es auch in einem Strategiepapier des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Ökonomen kritisieren, dass sich die Preise für Agrarrohstoffe vom realen Angebot und der realen Nachfrage abgekoppelt haben.

    Denn das Angebot ist - global gesehen - trotz der enormen Ernteausfälle - im Vergleich zu den Vorjahren auch in diesem Jahr nahezu konstant geblieben. Zu Jahresbeginn lagen die weltweiten Weizenvorräte noch bei rund 190 Millionen Tonnen. Jetzt veranschlagt das amerikanische Landwirtschaftsministerium die weltweiten Reserven für die Saison 2010/2011 auf 187 Millionen Tonnen. Agrarmarktexperte Leif-Eric Rehder:

    "Was hier oft vergessen wird, ist, dass eigentlich genug Getreide am Markt ist. Eigentlich ist die Weltversorgungssituation am Weltgetreidemarkt, am Welt-Weizenmarkt sehr positiv. Es ist genug Getreide vorhanden. Es kommt hier allenfalls zu einer Verschiebung der Handelsströme."

    Und das vor allem, weil die Ernte in den Vereinigten Staaten in diesem Jahr gut ausfallen wird. Die USA werden der große globale Gewinner im Ringen um Getreide sein. Das steht schon heute fest. Amerika wird seinen Marktanteil am Weizenmarkt nach Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums um acht Prozent steigern können. Auf mehr als ein Viertel der gesamten Menge. Doch spekuliert wird mit allem, womit sich ein schneller Gewinn machen lässt. Und das ist nicht nur der Weizen.

    So verdoppelte sich der Preis für Kaffee seit 2007 und kletterte vor wenigen Tagen auf den höchsten Stand seit 13 Jahren. Seit Mitte Juni war er um über 30 Prozent gestiegen, getrieben vor allem durch spekulative Investoren.

    Der Zuckerpreis legte Ende vergangenen Jahres eine Rallye hin, kletterte in der Spitze bis knapp unter 30 Cent je Pfund - um dann auf die Hälfte abzustürzen. Jetzt scheint erneut eine Trendwende gekommen zu sein. Anlass waren Berichte, dass Zucker in den USA knapp werden könnte.

    Reis ist das Grundnahrungsmittel für die Hälfte der Weltbevölkerung. Sein Preis befindet sich derzeit auf einem Tiefstand. Für Investoren ein guter Grund, jetzt verstärkt auf Reis zu setzen, denn Spekulanten suchen nach Alternativen zum Weizen.

    Und auch Milchprodukte sind im Preis gestiegen. Die Preise für Rohmilch dürften im Juli den höchsten Stand dieses Jahres erreicht haben. Und höhere Preise für Rohstoffe werden unweigerlich am Ende bei den Verbrauchern landen. Eine, die dies am schnellsten registriert, ist Nicole Heinzmann vom Leverkusener Wirtschaftsinformationsdienst "Preiszeiger". Sie beobachtet vor allem die großen deutschen Lebensmitteldiscounter und ihre Preispolitik genau. Machen sich die gestiegenen Preise für Agrarrohstoffe bereits an der Ladentheke bemerkbar? - Nicole Heinzmann:

    "Direkt im Laden noch nicht. Allerdings hören wir jetzt von vielen Seiten, dass das wohl kommen wird. Die Diskussion über den Kaffeepreis war jetzt ganz aktuell, da wurde eigentlich auch sehr genau beobachtet von allen Marktteilnehmern, ob die Kaffeepreise denn jetzt ansteigen. Sie sind es bisher noch nicht, aber jeder rechnet damit. Und ein ähnliches Phänomen haben wir im Moment mit dem Weizenpreis und mit allen Rohstoffpreisen. Die sind auf dem Weltmarkt gestiegen und die Hersteller von den Backwaren sagen auch ganz klar: Unsere Einkaufspreise sind gestiegen, wir können demnächst nicht mehr so günstig weiterverkaufen. Und das wird irgendwann - ich schätze in den nächsten ein, zwei Monaten - beim Verbraucher ankommen, sprich im Regalpreis im Laden."

    Der deutsche Bauernverband geht zwar von stabilen Preisen aus, aber schon die Müller sehen das ganz anders. Die Müller hätten enorme Mehrkosten, weil sie für das hochwertige Brotgetreide zur Mehlherstellung dieses Jahr deutlich mehr bezahlen müssten. Grund dafür seien die geringere Ernte und die schlechte Qualität des Getreides, erklärte etwa Hans Christoph Erling vom Verband Deutscher Mühlen. Außerdem gäben die deutschen Bauern trotz des hohen Preises das Getreide nur ungern ab. Erling vermutet, die Landwirte spekulierten darauf, dass die Preise noch weiter steigen werden. Aus diesem Grund müsse Getreide aus anderen EU-Staaten, Kanada und den USA importiert werden. Für den Verbraucher heißt das: Es wird teurer.

    Da hilft es auch nichts, dass ein Agrarmarktexperte wie Leif-Erik Rehder vom Agrarinformationsdienst AMI darauf hinweist, dass die Rechnung des Müller-Verbandschefs nicht aufgeht, denn der Anteil von Weizen am Brot oder am Brötchen sei nur minimal.

    "Es ist wirklich so, dass im Brötchen nicht mehr viel Rohstoffe drin sind. Man rechnet hier mit rund drei bis vier Prozent. Jetzt kann dieser Anteil vielleicht auf acht Prozent steigen. Aber im einzelnen Brötchen - wenn wir von - je nach Region - 20 bis 30 Cent pro Brötchen ausgehen, ist das nicht wirklich messbar. Der Rohstoffanteil ist einfach viel zu gering, so dass man hier eigentlich andere Faktoren zugrunde legen müsste. Nun ist das Brötchen ein Gut, das eigentlich nie billiger wird, sondern alle zwei, drei Jahre ein paar Cent teurer. Und hier wird einfach etwas anderes eingepreist wie Energie, Arbeitskosten etc. Auf Grund der Dürre in Russland besteht hier die Möglichkeit etwas umzuschlagen, was der Verbraucher nachvollziehen kann."

    Und sein Kollege Josef Renze-Westendorff von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen pflichtet ihm bei:

    "Selbst eine Verdoppelung des Mehlpreises würde bei einem Brötchen nicht mehr bedeuten an Rohstoffkosten von mehr als einem Cent. Das kann sich gar nicht so groß auswirken. Nun werden aber auch die Qualitäten in diesem Jahr deutlich schlechter ausfallen. Gute Qualitäten sind knapp geworden, so dass also durchaus auch hier mit einer weiteren Preisanhebung zu rechnen ist bei Brot- und Backwaren, als nur in diesem geringen Maße, weil man hier eben auch andere Qualitäten zukaufen muss."

    Deutlich teurer werden Nahrungsmittel vor allem dort, wo sie noch direkt gegenüber dem Endverbraucher gehandelt werden - in Entwicklungs- und Schwellenländern etwa, sagt Leif-Eric Rehder. In diesen Ländern werden die Preistreibereien an den internationalen Warenterminplätze zu einem wirklichen Problem:

    "Vor allem, weil dort auch ein viel größerer Teil des Einkommens für Nahrungsmittel ausgegeben wird, bei uns in Deutschland ist es ja nicht mehr sehr viel."

    Die Verbraucher könnten die Auswirkungen steigender Getreidepreise aber auch bei anderen Lebensmitteln zu spüren bekommen. Um etwa ein Kilo Fleisch auf den Teller bringen zu können, muss zuvor ein Vielfaches davon an Futtermitteln in die Tiere. So braucht etwa ein Rind rund sieben Kilo Futter, damit es ein Kilo zunimmt.

    Eine Befragung im Mitgliederkreis des Deutschen Verbands Tiernahrung ergab, dass die Futtermittelbranche die Versorgungslage mit Getreide derzeit als "sehr eng" bewertet. Bis in den Herbst werde sich daran nichts ändern. Ein Anstieg der Mischfutterpreise sei aufgrund gestiegener Rohwarenkosten unvermeidlich. Schweinefutter werde aufgrund des höheren Getreideanteils deutlich teurer werden als Rinderfutter. Was das für die Fleischpreise bedeutet, werden wir wohl abwarten müssen. Nicole Heinzmann vom Wirtschaftsinformationsdienst "Preiszeiger":

    "Bei der Fleisch- und Wurstentwicklung ist das noch nicht so deutlich. Ja, damit sollte man, wenn man das Gesamtbild, also die gesamte weltwirtschaftliche Entwicklung im Blick hat, müsste man damit rechnen. Ganz einfach, weil die Fleischproduktion weiter ansteigt. Es ist erwiesenermaßen so, dass die Schwellenländer sehr viel mehr Fleisch nachfragen, dass heißt. es muss mehr produziert werden auf einer immer noch gleichen Fläche. Und dafür werden oft eben immer die Weizenfelder genommen, um dort den Futtermais oder ähnliches anzubauen. Und es gibt ja genügend Ökonomen, die sagen, das wird zum Problem führen, weil für die Futtermittelindustrie, die nehmen letztlich der normalen menschlichen Nahrungsmittelindustrie den Platz weg, um das anzubauen."

    Alles in allem überlegen hinter den Kulissen die großen Lebensmittelhersteller derzeit fieberhaft, wann und wie sie die Preise anheben und bei den mächtigen Discountern auch durchsetzen können. Denn die in Deutschland dominierenden Billigketten sortieren schnell mal ein Produkt aus, wenn ihnen der Preis zu hoch erscheint. Brot- und Backwaren, so ist zu hören, könnten bereits Ende September teurer werden - um gut sieben bis acht Prozent, denn die nach der Sommerpause startenden Jahresgespräche zwischen Deutschlands Supermarktriesen und ihren Lieferanten dürften in diesem Jahr unter den neuen Rahmenbedingungen härter geführt werden als in den vergangenen Jahren. Allein im Jahr 2009 hatte es zwölf Preissenkungsrunden gegeben - angestoßen zumeist durch Aldi, Lidl, Penny und Co. Nun aber heißt es wohl: Die Zeichen stehen auf "Preise rauf".