Freitag, 29. März 2024

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Felix Kramer
Der andere Wiener

In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Popacts mit Wiener Lokalkolorit weit über ihre Heimat hinaus etabliert. Auch der Liedermacher Felix Kramer kommt jetzt für Konzerte nach Deutschland. Doch verglichen mit seinen Musikerkollegen gelingt es Kramer, einen neuen Ton anzuschlagen.

Von Paul Lohberger | 11.12.2019
Porträt des österreichischen Liedermachers Felix Kramer
Der österreichische Liedermacher Felix Kramer (PHAT PENGUIN/ Simone Körner)
Felix Kramers Songs haben klare Bezüge zur Tradition des Austropop, besonders oft lassen sie an Georg Danzer denken. Der war auch ein vielschichtiger Poet und Sänger mit Gitarre. Felix Kramer hat dieses Instrument sogar studiert, aber er beherrscht auch andere Stile.
Im Video zu "Vielleicht bist es eh du" wirkt er als Entertainer im goldenen Anzug sehr glaubwürdig. Jede Pose scheint ihm zu liegen, und auch dass er sich Felix Kramer nennt und nicht Pöchacker, spricht für einen Hang zur Inszenierung.
"Weil es sich gut anfühlt"
"Also ich versuch halt einfach, für mich eine eigene Wahrheit zu finden. Wenn ich was mache, dann weil es mir Spaß macht und weil es sich für mich gut anfühlt. Im Konzert spielen wir Sachen, das sind wirklich Rocksongs, mit E-Gitarre, und dann schreie ich mir da alles raus, und dann in der nächsten Nummer spiele ich alleine mit akustischer Gitarre, und deswegen gibt’s da unterschiedliche Formen."
Geboren 1994, gehört Felix Kramer nicht zu denen, die den klassischen Austropop schon als Kind gehört haben. Er suchte bewusst nach Vorbildern und fand sie nicht nur in Wien.
Sensible Instrumentierung
"Dann bin ich mehr darauf gekommen, dass ich mehr sprechen will, und dann hab ich Leute gesucht, die so ähnliche Sachen machen. Und dann habe ich Danzer gar nicht so viel gehört, aber Ludwig Hirsch, oder auch Leonhard Cohen, der teilweise nur mehr spricht, oder Jacques Brel und die Franzosen, weil es das war, was ich in mir auch gesucht habe, und dann hab ich mich darin auch ein bissl wiedergefunden."
Zum Vorbild Cohen passt die sensible Instrumentierung mit Streichquartett und der Fokus auf die innere Gefühlswelt bei Felix Kramer. Oft geht es um unklare Beziehungen, die einer Entscheidung bedürften. Und meist sind diese Situationen, die er beschreibt, zutiefst melancholisch. Aber es gibt auch die große Weltreflexion. Die Texte kommen dabei nicht so locker zustande, wie sie im Vortrag wirken.
Harte Arbeit an den Texten
"Es ist tatsächlich Arbeit. Also, ich habe manchmal eine Idee, und dann setze ich mich halt hin und tue sehr viel herumfeilen und probieren und wegwerfen, bis ich das Gefühl hab, es passt. Und es ist meistens so eine Reduktion, dass es dann im Endeffekt auch so wirkt, ich rede einfach, und es ist ein bissl alltäglich oder so. Aber dass es so ist, dazu muss man schon auch arbeiten. Also, ich setz mich da dran und ich lieb das auch, es so zu machen, bis das Gefühl stimmt."
"Wahrnehmungssache" ist der Titel des ersten Albums, das schon vor einem Jahr erschienen ist. Auf Tour gibt es bereits neues Material zu hören, Album Nummer zwei erscheint im Frühjahr 2020. Und weil Felix Kramer nun Komposition studiert, dürfte weiterhin mit seinem neuen Wiener Stil zu rechnen sein.