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Fenster mit Sonnenschutz

Technik. - Der Frühling bringt es in vielen Gebäuden wieder an den Tag. Scheint die Sonne länger, steigt in den Räumen die Temperatur. Jalousien schaffen nur bedingt Erleichterung und Klimaanlagen sind nicht jedermanns Sache, dazu auch noch teuer. Freiburger Forscher haben eine Alternative zur Produktionsreife gebracht: Fenster, die sich nachdunkeln lassen.

    Von transparent bis tiefblau lassen sich die Fenster aus dem Freiburger Fraunhofer-Institut für solare Energietechnik einstellen. Auf Knopfdruck kann man zwischen beiden Extremen hin- und herschalten, stufenloses Regeln ist aber ebenso möglich. "Diese Fenster wären ein Durchbruch, wenn sie denn mal breit auf den Markt kommen", rühmt Volker Wittwer, Leiter der Abteilung thermische und optische Systeme, die Entwicklung aus seinem Haus. Mit dieser Technik soll es möglich werden, Überhitzung speziell in Bürogebäuden zu vermeiden und so die Energie und die Kosten von Klimaanlagen einzusparen.

    Der Farbwechsel geschieht mit Hilfe von Wasserstoff. Der wird von einer solarbetriebenen Elektrolyseeinheit aus Wasser hergestellt, die in die Fassade integriert ist. Von dort wird der Wasserstoff in den Spalt zwischen den zwei Fensterscheiben geblasen, wo er eine dünne Wolframoxidschicht anregt. Das Oxid spaltet die Wasserstoffatome in positiv geladene Ionen und negativ geladene Elektronen. Die Ionen werden in die Oxidschicht integriert, die Elektronen bleiben ebenfalls dort und sorgen für die Blaufärbung des Fensters. Die Entfärbung geschieht durch den entgegengesetzten Prozess. Wittwer: "Wir machen das, indem wir ein bisschen Sauerstoff zuführen, dann verbrennt der den Wasserstoff, kalt. Es entsteht Wasserdampf. Aber das Ganze ist Zehntausende von Malen schaltbar - ohne Alterungseffekte."

    Der Praxistest des Verfahrens unter unterschiedlichen Umweltbedingungen steht allerdings noch aus, die Forscher haben die Fenster bislang nur im Labor die Farbe wechseln lassen. Derzeit bauen sie 100 Quadratmeter Testfassade auf. Wenn in den kommenden Monaten alles gut geht, sollen die Fenster auf den Markt gebracht werden. Was die Kosten der neuen Technologie anbelangt, ist Wittwer optimistisch. Wenn es gelänge, mit den blauen Fenstern in einem Gebäude ganz auf eine Klimaanlage zu verzichten, so dürften auch vergleichsweise hohe Kosten für die Anschaffung sowie für den laufenden Betrieb der Fenster noch attraktiv sein. Bleibt nur noch das Hindernis, dass eine blaue Raumtönung nicht jedermanns Geschmack ist. An transparenten Alternativen wird zwar zurzeit gearbeitet, aber, so Wittwer, "diese Schichten zeigen zur Zeit noch gewisse Alterungseffekte".

    [Quelle: Jan Lublinski]