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Ferdinand Ries: Cello Sonatas

Entdeckungen ganz anderer Art bietet die zweite CD, die ich Ihnen heute morgen kurz vorstellen möchte. Bei dem Versandlabel cpo haben der Cellist Guido Larisch und der Fortepianist Robert Hill zwei Cellosonaten und zwei weitere Duos für die gleiche Besetzung von Ferdinand Ries herausgebracht. Ries lebte bis 1838 und gilt gemeinhin als Beethovenschüler. Das Cellospiel erlernte er bei Bernhard Romberg. Die CD kann man nur jedem Kompositionsschüler wärmstens empfehlen; an den Werken des Ferdinand Ries lässt sich lernen, wie Gebrauchsmusik funktioniert. Ries kippt den ganzen Baukasten der nachklassischen Epoche aus und bastelt Sonaten. Was seinen Lehrer Beethoven umtrieb, hat er mit Sicherheit nie begriffen. Meist klingt die Ries'sche Musik wie angehummelter Moscheles, aber ohne das sprühende Musikantentum Hummels und ohne die feinsinnige Intelligenz des Ignaz Moscheles. Wenn's mal gar nicht weitergehen will, hilft allemal der Septnonakkord, damit das Publikum nicht einschläft, und das Passagenwerk wird ein bisserl dramatisiert, weil wir ja schon eigentlich Romantiker sind. An Komponisten wie Ries wird deutlich, warum Weber ein Genie war. Die beiden Protagonisten der Einspielung, Guido Larisch und Robert Hill, holen in kraftvoller Manier aus der Mixtur heraus, was herauszuholen ist. Gerade der sogenannte Originalklang mit seiner begrenzten Durchsetzungsfähigkeit und seinem prinzipiellen Reichtum an Couleur macht dabei ohrenfällig, wie gering die Reichweite der Musik ist. Ein Ausschnitt aus dem "Russischen Tanz" op. 113,1. * Musikbeispiel: Ferdinand Ries - aus: Russischer Tanz op. 113,1

Norbert Ely |