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Fernsehen aus dem Netz

Fernsehbilder kommen bisher über Kabel, Satellit oder Antenne ins Wohnzimmer. Steigende Bandbreiten machen aber auch das Internet zu einem leistungsfähigen Konkurrenten. Seit September letzten Jahres produziert der Sender TV Emscher-Lippe Nachrichten aus dem Ruhrgebiet. Die Filmbeiträge beschäftigen sich mit Politik, Wirtschaft und Kultur aus den Städten Recklinghausen, Gelsenkirchen und Bottrop. Uwe Frank Bauch leitet das Projekt in Recklinghausen.

Von Michael Voregger |
    Also bei uns ist der Schwerpunkt der Berichterstattung lokal und regional, das ist eigentlich unsere Philosophie. Nun ist das ja über terrestrische Frequenz oder Satellitenfrequenz nicht bezahlbar. Jetzt gab es vor zwei Jahren viel mehr DSL-Anschlüsse. Da kam ja der wirkliche Boom für DSL und da haben wir überlegt, wie können wir das technisch umsetzen und haben das der Region vorgeschlagen.

    Das Ausbildungsprojekt wird gefördert mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds und soll 15 Menschen neue Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt vermitteln. Die Zuschauer bekommen bei TV Emscher-Lippe die Neujahrsansprache ihres Bürgermeisters zu sehen oder erfahren etwas über die Privatisierung der städtischen Müllabfuhr. Seit dem Start im September haben über Zehntausend Menschen das Internetfernsehen gesehen und mittlerweile liegen die Zuschauerzahlen jeder Sendung im vierstelligen Bereich. Im März läuft die Förderung aus und dann will man in Recklinghausen auf eigenen Beinen stehen.

    Wir können ja wie ein eigentlicher Fernsehsender auch Werbung in Bewegtbild, in einem einfachen Film darstellen. Aber das ist eine Werbeform, die ein normaler Internetanbieter so nicht gewährleisten kann.

    Der technische Aufwand für Internetfernsehen ist im Vergleich zu klassischen Fernsehproduktionen gering.

    Der Aufwand ist insofern bei uns etwas geringer, weil wir mit DV-Camcordern arbeiten und spielen das per Firewire auf Windows PCs. Der mit entsprechender Leistung ausgestattet sein muss, damit es möglichst schnell umgerechnet wird. Die Sendungen sind zwischen 20 und 30 Minuten lang. Diese Sendungen in das WMV-Format, also in dieses Streaming-Video-Format umzurechnen, dass ist der Flaschenhals und dauert so zwischen ein bis zwei Stunden.

    Professor Peter Spangenberg von der Ruhr Universität Bochum betreut das Projekt wissenschaftlich und glaubt an die Zukunft von regionalem Fernsehen im Internet.

    So wir uns alle an Anzeigenzeitungen gewöhnt haben, so könnte es ja sein, dass wir vielleicht in ein paar Jahren, wenn Internet zur selbstverständlichen kommunikativen Ausstattung eines jeden Haushaltes gehört. Das wir wissen wir haben so etwas hier mit audiovisuellen Inhalten was ein bisschen an Fernsehen erinnert, ein bisschen an Internet, oder sogar beide Möglichkeiten optimiert.

    Die Angebote im Internet sind so vielfältig, das es schwierig ist die gesuchten Informationen auch zu finden. Das regionale Internet-Fernsehen ist auf die Berichterstattung der klassischen Medien angewiesen, um überhaupt an Zuschauer zu gelangen und das ist nicht immer einfach.

    Das die etablierten Medien ja häufig, das ist eine Sache die man immer wieder beobachten kann, sehr zurückhaltend reagieren und im Grunde solche Innovationen sofort als Konkurrenz ansehen.

    Internetfernsehen ist nicht nur ein Bereich für regionale Anbieter, denn auch Konzerne wie Microsoft versuchen hier erfolgreich zu sein. Der Konzern aus Redmond testet derzeit Fernsehen aus dem Telefonkabel in der Schweiz. In dem weltweit einmaligen Versuch bekommen über 600 Haushalte vielfältige Fernsehangebote über den Breitbandanschluss ADSL. Das reicht vom regulären Free-TV über Miet-Videos bis zu exklusivem Pay-TV. Microsoft will den lukrativen Fernsehmarkt nicht am Computer erobern, sondern setzt auf den Anschluss des Fernsehers über eine Settopbox an das Internet. Marktforscher glauben, dass schon in drei Jahren sieben Millionen Europäer ihr Fernsehprogramm über das Internet abrufen werden. Bis dahin müssten die Netze aber noch leistungsfähiger werden, damit auch alle Angebot störungsfrei über das Telefonkabel übertragen werden.