Mit den Teletubbies hat es angefangen: Fernsehunterhaltung für Babys und Kleinkinder. Schnuller raus, Fernseher an – dass Babys in die Röhre schauen, kann das gesund sein?
"Es ist eigentlich relativ egal, ob die Kinder da vorm Fernseher sitzen oder nicht. Sie haben da keinen Gewinn draus, aber ich würde jetzt auch nicht sagen, dass es wirklich schädlich ist."
…sagt Claudia Lampert vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg.
"Ich sehe was, was Du nicht siehst" – so der Titel der Tagung, bei dem eben das debattiert wurde: Ist Fernsehen schädlich für´s Kleinkind? Die Meinungen gehen – auch in der Forschung – auseinander. Der Leiter der psychiatrischen Universitätsklinik Ulm, Hirnforscher Manfred Spitzer, ist der Auffassung: Wer Babys vor den Fernseher setzt, macht sie wissentlich dumm. Etwas weniger dramatisch sieht es Claudia Friedrich: Sie hat sich als Neuropsychologin damit auseinandergesetzt, ob der Fernsehkonsum von Babyfernsehen für den Spracherwerb des Kindes förderlich ist und stellt fest:
"Es hat wenig Auswirkungen. Es stört eher die Kommunikation mit den direkten Pflege- und Bezugspersonen. Weil die Zeit dann halt eben abhanden kommt, wenn man wach ist, fernsieht... dann man halt eben wenig soziale Kontakte, Interaktion mit der Mutter oder Kommunikation mit der Mutter wofür wir jetzt eigentlich geboren sind – oder wozu unser Gehirn programmiert ist. Und das geht halt eben dem normalen Sprachgebrauch durch Kommunikation ab. Und so viel positiver Nutzen ist halt vom Fernseher nicht zu erwarten."
Die Zahlen sind erschreckend: 20 Prozent der Einjährigen in Deutschland sitzen regelmäßig vor dem Fernseher. Das hat eine Erhebung des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) herausgebracht. Bei den Dreijährigen sind es fast 90 Prozent. Das mag auch damit zusammenhängen, dass es seit einigen Jahren Fernsehkanäle eigens für die Windel-Tragende Zielgruppe gibt: Baby-TV erfreut sich auch in Deutschland großer Beliebtheit, so Claudia Lampert vom Hans-Bredow-Institut:
"Da entwickelt sich, glaube ich, ein ziemlich großer Markt, der, denke ich, angestoßen wurde durch Teletubbies, aber jetzt eben auch die 0- bis 3-Jährigen ins Visier genommen hat."
Und auch die Unsicherheit der Eltern, ergänzt die Medienwissenschaftlerin. Die Anbieter solcher Programme werben mit "fesselnden pädagogischen Sendereihen, die die Beziehung zum eigenen Kind durch neue Möglichkeiten zum gemeinsamen Lernen und Spielen bereichern." Die Eltern stehen heutzutage ganz schön unter Druck und haben das Gefühl:
"Ok, durch die audiovisuellen Medien kann mein Kind ja noch was lernen. Ich kann es fördern, es kann schneller sein als alle anderen, wenn ich ihm nur die richtige Software vorsetze."
Als Beispiel führt Claudia Friedrich die Lern-DVD "Baby Einstein" an:
"Da sind halt ganz kurze Sequenzen, ganz viele Schnitte. Da bewegen sich irgendwelche Stofftiere, dann schlagen mal Wellen um. Man sieht mal was aus der natürlichen Umgebung. Und da denken vielleicht viele Eltern: Na, da ist jetzt so viel schöner Input und Naturnah – da lernt mein Kind was über diese Welt. Aber Sprache kommt da zum Beispiel ganz wenig vor."
Also die Idee: Das Baby lernt chinesisch, während die Mutter bügelt. Alles Quatsch, sagt die Neuropsychologin:
"Das klappt überhaupt nicht: Also vorm Fernseher Sprache zu lernen haben halt mehrere Studien gezeigt, dass es keinen Effekt hat. Dass Kinder nur wenn Sie irgendwie mit einem realen Bezugspartner zusammen so was gucken, dass das dann vielleicht einen Effekt haben könnte."
Allerdings nicht, wenn das Baby einfach nur vor dem Fernseher "abgesetzt" wird. Doch genau das passiere in vielen Familien, erklären die Expertinnen. Häufig jedoch ist es nicht die "pädagogisch bedachte Mutter, die ihrem Säugling was Gutes tun will", sondern häufig wird das Kind vorm Fernseher geparkt. In diesen Familien laufe zudem den ganzen Tag die Glotze, erklärt Claudia Lampert:
"Wir stellen ja schon fest, dass in bestimmten sozialen Schichten der Fernseher eine sehr starke Funktion hat. Beziehungsweise so als audiovisuelle Tapete, Geräuschkulisse im Hintergrund läuft. Also von daher gibt es einen bestimmten Zusammenhang. Aber man muss eben auch genauer anschauen, was da sonst noch für Probleme in der Familie gelagert sind. Da spielt das Fernsehen, glaube ich, noch die kleinste Rolle."
"Es ist eigentlich relativ egal, ob die Kinder da vorm Fernseher sitzen oder nicht. Sie haben da keinen Gewinn draus, aber ich würde jetzt auch nicht sagen, dass es wirklich schädlich ist."
…sagt Claudia Lampert vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg.
"Ich sehe was, was Du nicht siehst" – so der Titel der Tagung, bei dem eben das debattiert wurde: Ist Fernsehen schädlich für´s Kleinkind? Die Meinungen gehen – auch in der Forschung – auseinander. Der Leiter der psychiatrischen Universitätsklinik Ulm, Hirnforscher Manfred Spitzer, ist der Auffassung: Wer Babys vor den Fernseher setzt, macht sie wissentlich dumm. Etwas weniger dramatisch sieht es Claudia Friedrich: Sie hat sich als Neuropsychologin damit auseinandergesetzt, ob der Fernsehkonsum von Babyfernsehen für den Spracherwerb des Kindes förderlich ist und stellt fest:
"Es hat wenig Auswirkungen. Es stört eher die Kommunikation mit den direkten Pflege- und Bezugspersonen. Weil die Zeit dann halt eben abhanden kommt, wenn man wach ist, fernsieht... dann man halt eben wenig soziale Kontakte, Interaktion mit der Mutter oder Kommunikation mit der Mutter wofür wir jetzt eigentlich geboren sind – oder wozu unser Gehirn programmiert ist. Und das geht halt eben dem normalen Sprachgebrauch durch Kommunikation ab. Und so viel positiver Nutzen ist halt vom Fernseher nicht zu erwarten."
Die Zahlen sind erschreckend: 20 Prozent der Einjährigen in Deutschland sitzen regelmäßig vor dem Fernseher. Das hat eine Erhebung des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) herausgebracht. Bei den Dreijährigen sind es fast 90 Prozent. Das mag auch damit zusammenhängen, dass es seit einigen Jahren Fernsehkanäle eigens für die Windel-Tragende Zielgruppe gibt: Baby-TV erfreut sich auch in Deutschland großer Beliebtheit, so Claudia Lampert vom Hans-Bredow-Institut:
"Da entwickelt sich, glaube ich, ein ziemlich großer Markt, der, denke ich, angestoßen wurde durch Teletubbies, aber jetzt eben auch die 0- bis 3-Jährigen ins Visier genommen hat."
Und auch die Unsicherheit der Eltern, ergänzt die Medienwissenschaftlerin. Die Anbieter solcher Programme werben mit "fesselnden pädagogischen Sendereihen, die die Beziehung zum eigenen Kind durch neue Möglichkeiten zum gemeinsamen Lernen und Spielen bereichern." Die Eltern stehen heutzutage ganz schön unter Druck und haben das Gefühl:
"Ok, durch die audiovisuellen Medien kann mein Kind ja noch was lernen. Ich kann es fördern, es kann schneller sein als alle anderen, wenn ich ihm nur die richtige Software vorsetze."
Als Beispiel führt Claudia Friedrich die Lern-DVD "Baby Einstein" an:
"Da sind halt ganz kurze Sequenzen, ganz viele Schnitte. Da bewegen sich irgendwelche Stofftiere, dann schlagen mal Wellen um. Man sieht mal was aus der natürlichen Umgebung. Und da denken vielleicht viele Eltern: Na, da ist jetzt so viel schöner Input und Naturnah – da lernt mein Kind was über diese Welt. Aber Sprache kommt da zum Beispiel ganz wenig vor."
Also die Idee: Das Baby lernt chinesisch, während die Mutter bügelt. Alles Quatsch, sagt die Neuropsychologin:
"Das klappt überhaupt nicht: Also vorm Fernseher Sprache zu lernen haben halt mehrere Studien gezeigt, dass es keinen Effekt hat. Dass Kinder nur wenn Sie irgendwie mit einem realen Bezugspartner zusammen so was gucken, dass das dann vielleicht einen Effekt haben könnte."
Allerdings nicht, wenn das Baby einfach nur vor dem Fernseher "abgesetzt" wird. Doch genau das passiere in vielen Familien, erklären die Expertinnen. Häufig jedoch ist es nicht die "pädagogisch bedachte Mutter, die ihrem Säugling was Gutes tun will", sondern häufig wird das Kind vorm Fernseher geparkt. In diesen Familien laufe zudem den ganzen Tag die Glotze, erklärt Claudia Lampert:
"Wir stellen ja schon fest, dass in bestimmten sozialen Schichten der Fernseher eine sehr starke Funktion hat. Beziehungsweise so als audiovisuelle Tapete, Geräuschkulisse im Hintergrund läuft. Also von daher gibt es einen bestimmten Zusammenhang. Aber man muss eben auch genauer anschauen, was da sonst noch für Probleme in der Familie gelagert sind. Da spielt das Fernsehen, glaube ich, noch die kleinste Rolle."