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Fernsehserien
Neustarts und ein episches Finale

Einige Fernsehserien aus den USA haben erzählerisch ein unglaublich hohes Niveau. Auch im vergangenen Jahr gab es wieder einige interessante Neuerscheinungen. Dabei machen Online-Dienste wie Netflix oder Amazon mit ihren Serien inzwischen Kabelsendern wie HBO oder AMC ernsthafte Konkurrenz.

Von Hendrik Efert |
    Die Darsteller der US-Filmserie "House of Cards" am 27. April 2013 bei einem Dinner in Washington. Von Links nach Rechts: Produzent Beau Willimon und die Darsteller Corey Stoll, Kate Mara, Constance Zimmer und Michael Kelly.
    Die Darsteller der US-Filmserie "House of Cards". Von Links nach Rechts: Produzent Beau Willimon und die Darsteller Corey Stoll, Kate Mara, Constance Zimmer und Michael Kelly. (picture alliance / dpa / Ron Sachs)
    Das Serienhighlight 2014 heißt "True Detective". Mit diesem düsteren Crime-Drama knüpft der Kabelsender HBO thematisch und optisch endlich wieder an seine frühen Erfolge an. Und dennoch ist "True Detective" neu und aufregend.
    "You've ever seen something like this?"
    "No, sir."
    Hierzulande ist "True Detective" auf DVD verfügbar. Zurzeit wird die zweite Staffel gedreht. Nic Pizzolato, der Erfinder und Autor der Serie, nahm sich auch die Kritik an seinem Meisterwerk zu Herzen, die weiblichen Figuren seien lediglich eindimensionale Stichwortgeber. In Staffel zwei wird es auch eine weibliche Hauptdarstellerin geben, nämlich Rachel McAdams.
    Und dann trumpfte HBO auch noch mit "The Leftovers" auf – eine anspruchsvolle und gleichzeitig hochspannende Mystery-Erzählung. Zwei Prozent der Menscheit verschwindet plötzlich und unerwartet. Wohin? Das bleibt offen.
    "Wir haben viele unser Lieben heute vor drei Jahren verloren. Und es ist sehr, sehr schwer darüber zu sprechen ohne ein Gefühl der - tja, wir wissen gar nicht, wie wir uns fühlen sollen, weil wir uns immer wieder fragen, wo sie wohl hin sind und warum."
    In "The Leftovers" geht es um die Zurückgebliebenen und darum, wie sie mit dem Ungewissen klarkommen, mit jenen Vorgängen, die einfach nicht zu erklären sind. Postapokalyptische Zustände waren ein beliebtes Serienmotiv 2014.
    "If that was me... I would have killed that man!"
    "Fargo" steht für einen zweiten großen Serientrend in diesem Jahr: Kultfilme zu Serien zu machen. Die Initialzündung "Fargo" bewies auch gleich: Das kann wirklich funktionieren! Tonalität und Handlungsort entsprechen dem Originalfilm der Coen-Brüder. Die Story ist neu.
    "It's a bit strange ha?"
    "Marco Polo": ein 90-Millionen-Historien-Drama
    Zu sehen beim Streamingdienst Netflix. Sowieso: Netflix. Der neue Stern am Onlinevideo-Himmel leuchtet seit diesem Jahr auch in Deutschland. Für eine monatliche Flatrate gibt es Filme und Serien zu sehen, darunter auch immer mehr Eigenproduktionen, die qualitativ meist locker mit den Serien der US-Kabelsender mithalten können. Zu erwähnen sind vor allem das Politdrama "House of Cards" und die Frauengefängnis-Serie "Orange Is the New Black". Im nächsten Jahr kommt von beiden die jeweils dritte Staffel.
    Vor wenigen Tagen startete weltweit bei Netflix "Marco Polo". Das 90-Millionen-Dollar-Historiendrama über den berühmten venezianischen Entdecker ähnelt einer hochglanzproduzierten und vielversprechenden Mischung aus "Game of Thrones" und "Borgia".
    Und auch der Internetgigant Amazon startete dieses Jahr seine Videoplattform in Deutschland. Und auch Amazon nimmt mehr und mehr Eigenproduktionen ins Programm – in der Regel etwas leichter erzählte Formate, die aber ebenfalls allesamt eine überraschend hohe Qualität aufweisen.
    Zu empfehlen sind die intelligent gemachte Transgender-Dramady "Transparent"-
    "Are you saying that you gonna start dressing up like a lady all the-?"
    "No, honey, my whole life I have been dressing up, like a man."
    - sowie "Mozart in the Jungle", über die Erfahrungen einer jungen Oboistin bei den New Yorker Philharmonikern. Beide Serien sind bei Amazon bisher nur im Originalton mit Untertitel verfügbar.
    Neben all diesen Neustarts abschließend noch ein echter Klassiker: Zu den absoluten Serienhighlights 2014 gehört auch die erste Hälfte der finalen Staffel von "Mad Men".
    Matthew Weiners 60er-Jahre-Werbebranchen-Epos gehört zum Besten, was das neue, edle US-Fernsehen je produziert hat. Und jetzt steuert die Serie unfassbar zielsicher auf ein episches Finale zu. Gute Unterhaltung!