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Ferrari-Prof in Trabi-Stadt

Die Westsächsische Hochschule Zwickau hat eine kleine Sensation erlebt. Giovanni Cipolla, der Motorenchef von Ferrari, hielt in dieser Woche seine Antrittsvorlesung. Seit kurzem ist Cipolla Honorarprofessor an der Hochschule in Zwickau; in der Stadt also, in der zu DDR-Zeiten der Trabant und heute Volkswagen gebaut werden.

Axel Köhn |
    Zehn Worte kann Giovanni Cipolla in Deutsch. Aber er lernt schon fleißig dazu. So dass er demnächst auch eine Vorlesung in deutscher Sprache halten kann. Das hat er dem Rektor der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Karl Friedrich Fischer, versprochen. Der Rektor ist froh, dass er den Ferrari-Motorenchef als Honorarprofessor verpflichten konnte:

    Unsere Honorarprofessoren, die heißen nicht so, weil sie ein Honorar bekommen, sondern weil sie es der Ehre wegen machen. Dass hängt auch mit dem Zeitvolumen, das sie hier einbringen können, zusammen. Hochbeanspruchte Leute, Prominenz hat natürlich weniger Zeit zur Verfügung als andere, aber es ist so, dass eine ganze Menge für die Studenten abfällt.

    Drei Mal im Jahr möchte der Italiener in Sachsen sein und dann jeweils mehrere Tage am Stück Vorlesungen im Studiengang Kraftfahrzeugtechnik halten. Mit rund 900 Studierenden hat die Fachhochschule in Zwickau in diesem Bereich einen der größten Studiengänge europaweit. Giovanni Cipolla hat in seiner Antrittsvorlesung über Hochleistungsmotoren gesprochen - genau über das Thema, was man von einem Ferrari-Mann erwartet.

    Ich möchte Ihnen erklären, wie der Entwicklungsprozess eines neuen Motors abläuft - vom Konzept am Anfang bis zum fertigen Produkt.

    Zwar sind auch sonst hochrangige Vertreter der Autoindustrie, vor allem der deutschen, zu Gast in Zwickau - aber der Mann, dessen Firma die schnellsten Autos der Welt baut, begeistert die Studierenden.

    Besonders ist, wenn man hört, dass er der Motorenchef von Ferrari ist und er bringt das internationale Flair nach Zwickau.

    Ferrari ist ein schmuckes Auto, es ist schon eine Sensation.

    Es ist was besonderes und deshalb sind wir hier.

    Cipolla kennt sich bestens aus in der Zwickauer Auto-Geschichte. Horch, DKW und Audi sind die Marken, die er mit der Stadt verbindet. Aber auch über den Trabant, der jahrzehntelang in Zwickau gebaut wurde, weiß er Bescheid.

    Ich habe den Trabant in den letzten Jahren gut kennen gelernt. Ich denke, es ist ein bedeutendes Auto, wenngleich auch die Abgaswerte nicht gerade beeindruckten.

    Trabant und Ferrari - da gibt es sogar Gemeinsamkeiten. Na gut, nicht direkt mit den roten Sportwagen, aber mit dem Mutterkonzern Fiat. 8

    Ich bis jetzt nicht die Möglichkeit gehabt einen Trabant zu fahren, aber vor ein paar Jahren haben wir bei Fiat einen Zweitaktmotor für den Fiat Punto entwickelt. Ich habe also die italienische Version des Trabant getestet - das war der Zweizylinder-Zweitakt-Punto.

    Professor Cornel Stan hat die guten Beziehungen zu Ferrari über 15 Jahre lang aufgebaut. Von dem neuen italienischen Honorarprofessor erhofft er sich nicht nur, dass er über Sportwagen spricht, sondern auch, dass er den Studierenden vermittelt, wie man so erfolgreich wie Ferrari werden kann.

    Dazu gehört das, was wir versuchen, den Studenten von Beginn an beizubringen, wo es am Anfang evtl. auch langweilig ist: so viel Mathematik, so viel Thermodynamik, so viel Strömungsmechanik, wozu braucht man das? Und wenn man in so einer Vorlesung erstmal merkt, wie man von Thermodynamik, von Mathematik, von Physik - anfängt, so ein schönes rotes tolles Auto zu bauen - es ist überzeugender, als ich das sagen könnte, wenn es von ihm kommt.

    Giovanni Cipolla soll helfen, den Studiengang Kraftfahrzeugtechnik an der Westsächsischen Hochschule Zwickau noch attraktiver zu machen. Obwohl das eigentlich nicht notwendig wäre. Es gibt schon jetzt dreimal mehr Bewerber als Studienplätze - und alle Absolventen finden auch in der momentanen Wirtschaftsflaute gut bezahlte Arbeitsplätze.