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Festivals des iranischen Films in Köln
Ein persischer Bilderbogen

Zum zweiten Mal fand in Köln ein Festival des iranischen Films statt. Zehn Filme wurden gezeigt, die nicht nur von der Repression im Land und großer Unsicherheit der Bevölkerung handeln, sondern auch von den Hoffnungen auf eine offenere Gesellschaft.

Von Michael Briefs |
    Ein wichtiger Fokus des zweiten iranischen Filmfestivals lag auf den Debütfilmen einer neuen Generation junger, wilder iranischer Filmemacher. Sie bekamen durch dieses Festival eine Plattform, um internationale Erfahrung zu sammeln.
    An den Titel des legendären 1970er-Album "Atom heart mother" der Artrock-Musiker von Pink Floyd angelehnt ist der zweite Film des jungen Filmemachers Ali Ahmadzadeh. Sein Film "Atomic Heart" ist eine rasante surreale Nachtreise durch eine Teheraner Parallelwelt.
    Festivalleiter Amin Farzanefar: "Da sind wir auch stolz, dass wir den hier jetzt quasi als Premiere nach der Berlinale zeigen können. Zwei Party-Mädels haben einen Unfall. Ein Fremder bietet ihnen an: Mädels, ich zahl den ganzen Schaden, aber ihr begleitet mich durch die Nacht."
    Der Film "Atomic Heart" ist nicht das klassische Underground-Party-Szenario, was viele Filme bedienen. Der iranische Beitrag ist bizarr und mit traumartigen Sequenzen durchsetzt und von einem sehr bissigen und witzigen Humor gezeichnet. Sogar der irakische Ex-Diktator Saddam Hussein taucht im Film auf.
    "Eine Spezialität des iranischen Filmes ist ja oft, dass man nie so ganz genau weiß, worum es geht, da sind die Regisseure ja auch darin geschult, ihre Botschaften an allen möglichen Hürden und Klippen und Instanzen vorbei zu befördern, und wer sich diesen Film genau anguckt, erkennt darin auch eine Kritik am Despotismus, an Diktatur, und das ist durchaus auch weltweit gefasst."
    Mit dem aus Teheran angereisten Abdolreza Kahani ist ein Star unter den jungen iranischen Regisseuren nach Köln gekommen. "Asb heywan-e najibi-st", frei übersetzt "Ehrlichkeit ist ein Pferd", ein kritischer Film über einen korrupten Polizisten. Voller grotesker und absurder Situationen, die sich zuspitzen, bis das Ganze dann in einer überraschenden Pointe endet.
    Kahanis dialogreicher Film wurde zwar im Iran gedreht, "ich konnte ihn dort aber nur unter hohen Zensurauflagen im Kino zeigen. Für das Ausland war er zuerst ganz verboten."
    Ein zweiter Film, mit dem Abdolreza Kahani nach Köln gekommen ist, und der den französischen Titel "On a le temps" hat, also "Wir haben Zeit", entstand in Paris. Die Geschichte eines iranischen Studenten, der vor der quälenden Entscheidung steht, sein Studium in Frankreich hinzuschmeißen, um im Iran eine Model-Karriere zu starten.
    "Für die improvisiert wirkenden Dialoge verwende ich besonders viel kreative Arbeit. Ich möchte damit den Stillstand in der Entwicklung meiner Protagonisten zeigen und ihre daraus resultierende Verwirrung."
    Im Fokus der Festivalmacher stand auch der Dokumentarfilm. Rokhsare Ghaemmaghami ist eine bekannte, jüngere Filmemacherin, die in Teheran lebt und arbeitet. Ihr Film, "Going up the stairs", setzt sich mit einer älteren Dame auseinander, die einen wesentlich älteren Mann heiraten musste und ein traditionell unterdrücktes Leben geführt hat. Ihr Ausweg und ihr Ventil ist das Malen. Ein kleiner, feiner und intimer Film, der viel erzählt, über den Iran und über die Kunst.
    "Ich zeige, wie die Kunst einer älteren Frau dazu verhilft, sich erfolgreich gegen traditionelle, gesellschaftliche Normen aufzulehnen. Der Film hat aber nichts mit irgendeinem politischen Wandel im Land zu tun."
    Visuell und ästhetisch bildet der junge iranische Film eher eine globale Filmkultur heraus. Dabei lassen sich Handschriften der verschiedenen Regisseure erkennen. Sowohl Arthouse- wie Dokumentarfilme sind bei hohem künstlerischem Anspruch unterhaltsam und können global verstanden werden. Der iranische Film ist weggekommen vom Exotischen, das ihm einmal angehaftet hat.