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Feuerpause in Nahost
Israel zieht sich aus Gaza zurück

Im Gazastreifen nehmen Israel und die militanten Palästinensergruppen einen neuen Anlauf für eine Feuerpause. Für drei Tage sollen die Waffen ruhen. Bislang hält die von Ägypten vermittelte Waffenruhe. Die israelische Armee hat ihre Bodentruppen nach eigenen Angaben vollständig aus dem Gazastreifen abgezogen.

05.08.2014
    Israelische Soldaten verlassen mit ihrem Gepäck den Gaza-Streifen.
    Israels Soldaten verlassen den Gaza-Streifen (dpa / Jim Hollander)
    Die von Ägypten vermittelte Feuerpause trat um 07.00 Uhr MESZ in Kraft. Bei Passanten in Tel Aviv sei die Skepsis bereits wieder groß, ob die Waffenruhe halte, wie ARD-Nahost-Korrespondent Torsten Teichmann berichtet. Wenige Minuten zuvor hatten militante Palästinenser noch Raketen auf israelische Städte wie Jerusalem und Aschdod abgefeuert. Dessen ungeachtet hat Israel laut Armeesprecher Peter Lerner sämtliche Bodentruppen aus dem Palästinensergebiet abgezogen.
    Israelische Armee zieht Bilanz
    Die Armee werde sich auf "defensive Positionen" außerhalb von Gaza zurückziehen, sagte Lerner. Ihm zufolge hat die Armee während des einmonatigen Gaza-Krieges 32 Tunnel der radikal-islamischen Hamas an der Grenze zu Israel zerstört. Die Palästinenserorganisation habe 100 Millionen Dollar in diese Tunnel investiert.
    From 8:00 AM today we will implement a 72-hour cease-fire. During this time, we will maintain defensive positions near the Gaza border.— IDF (@IDFSpokesperson) 5. August 2014
    Nach eigener Darstellung hat die Armee seit dem 8. Juli insgesamt 4.800 Ziele in Gaza angegriffen. Dabei seien etwa 900 militante Palästinenser getötet worden. Die radikal-islamischen Organisationen verfügen dem Armee-Sprecher zufolge noch über 3.000 Raketen.
    Erneut Verhandlungen in Kairo
    Die nun begonnene Feuerpause soll den Weg zu Verhandlungen über einen dauerhaften Waffenstillstand zwischen Israelis und Palästinensern ebnen. In der ägyptischen Hauptstadt Kairo sind bereits Vertreter der im Westjordanland regierenden Fatah, der radikal-islamischen Gruppierung Islamischer Dschihad und der Hamas aus Ägypten und Katar eingetroffen.
    Erwartet werden ebenfalls eine Delegation aus Israel sowie Vertreter der Hamas aus dem Gazastreifen. Die Verhandlungen in Kairo dürften schwierig werden. Die palästinensische Seite verlangt die Aufhebung der Blockade des Gaza-Streifens Sie fordert außerdem die Öffnung der Grenzübergänge, die Ausweitung der Fischereizone auf zwölf Seemeilen und die Freilassung palästinensischer Gefangener. Israel besteht hingegen auf seiner Sicherheit. Nach israelischen Angaben, könnte die Hamas und ihre Verbündeten noch über 3.000 Raketen verfügen.
    Leid der Zivilisten lindern
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat die Vereinbarung einer dreitägigen Feuerpause zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen begrüßt. Er hoffe, dass die Verhandlungsdelegationen aller Konfliktparteien sich in Kairo auf eine Verlängerung der Waffenruhe einigen, "damit das unendliche Leid der Zivilbevölkerung endlich ein Ende hat", erklärte Steinmeier in Berlin. "Die Bilder der vielen getöteten und verletzten Kinder sollten ein Weckruf für alle sein", hieß es in der Erklärung weiter.
    Steinmeier forderte, die Feuerpause vor allem dafür zu nutzen, den Menschen im Gazastreifen dringend benötigte Hilfe zu bringen und die "dramatische humanitäre Situation der Familien in Gaza zu lindern".
    (tj/tzi/dk)