Archiv


FH Brandenburg ist Spendenkönig

Die deutschen Hochschulen müssen sich angesichts schrumpfender Haushalte, privater und internationaler Konkurrenz nach der Decke strecken. Deshalb gehen immer mehr neue Wege in Sachen privater Spenden. Die FH Brandenburg an der Havel ist bei der Jagd nach privatem Geld eine der erfolgreichsten Fachhochschulen Deutschlands.

Von Christoph Richter |
    Im Jahr 2003 konnte die Fachhochschule Brandenburg gerade mal 46.000 Euro private Spenden auf ihrem Konto verbuchen. Im letzten Jahr waren es, und das klingt beinahe unglaublich, 688.000 Euro. Das ist das 20fache des Vorjahres. Beim Anblick der Zahlen kann sich der 63-jährige Fachhochschul-Präsident Rainer Janisch ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen.

    " Eine gewisse Zufriedenheit ist schon da. Glücklich nicht. Aber gleichzeitig gibt's den uralten Begriff 'Der Gruß des Kaufmanns ist die Klage'. Das heißt ich weiß ja nicht wie es im Jahr 2006 wird. Schaff ich es in 2006 wieder, oder habe ich dann gar nichts Man ist glücklich, und eine Sekunde später, wenn man darüber nachdenkt, schon wieder angespannt. "

    Aber selbstverständlich ist es nicht, dass die kleine FH Brandenburg Spendengelder im fünfstelligen Bereich akquiriert. Für eine kleine Hochschule mit gerade mal knapp 2500 Studenten sehr beachtlich.

    Damit gehört die 1992 gegründete Fachhochschule Brandenburg beim Spendenaufkommen zu einer der absoluten Topadressen Deutschlands. Selbst die Münchener FH - Deutschlands größte Fachhochschule - schaut da neidisch an die Havel, erzählt nicht ohne Stolz Brandenburgs Spendenkönig Rainer Janisch

    Doch bis dahin ist es ein steiniger und zäher Weg. Bis die Spenden auf dem Konto sind. Vor allen Dingen beharrliches und vorsichtiges Taktieren ist gefragt. Denn die meisten Spender wollen im Hintergrund bleiben, und ihren Namen nicht in der Öffentlichkeit sehen. Das vor allen Dingen macht es so mühsam spendable Wohltäter zu finden.

    Rezepte oder gar Tricks will Rainer Janisch um keinen Preis der Welt verraten:

    " Ja, weil sonst so viele Leute kommen wie ich, und versuchen denen Geld abzunehmen. Bei uns sind's ja einige Wenige ganz positiv eingestimmt gewesen. Es ist ein Geschäft, und darf die Herren und Damen nicht überrennen. Es ist wie im wahren Lebe, Sie brauchen immer Glück. Manchmal trifft man den Richtigen. Das Wichtigste ist, den Mantel des Schweigens drüber zu halten. "

    Im anglikanischen Raum ist die Praxis des Spendens absolut selbstverständlich. Dort gibt es schon seit längerem eine eigene Kultur des Stiftens. Bis zu 30 Prozent ihres Budgets werben staatliche Hochschulen in diesen Ländern von privaten Spendern ein. Eine Tendenz die in Deutschland nicht annähernd erreicht wird, doch in Zukunft immens wichtig wird.

    Große Bedeutung wird zukünftig vor allem den ehemaligen Studenten zukommen. Für Patricia Siebert, Fundraisingexpertin der Uni Potsdam, fast selbstverständlich! Dass Ehemalige die Institution fördern, von der sie mal einst profitierten.

    " Das wird die Studenten nicht unmittelbar nach dem Studium betreffen. Aber später im Rahmen ihrer richtigen Berufstätigkeit. Da kann es durchaus ein Aspekt sein, um tatsächlich die Qualitäten der Universitäten zu fördern. "

    Doch rundum glücklich ist der Brandenburger FH Chef Rainer Janisch mit der Entwicklung nicht. Für ihn fatal: Dass sich staatliche Stellen immer mehr aus der finanziellen Verantwortung entziehen und darauf verlassen, dass private Spender zukünftig die Hochschulen am Laufen halten.

    " Nehmen sie die von mir so geliebte Stadt Potsdam. Die Stadt Potsdam schließt Kindergärten, legt Gymnasien und Oberschulen zusammen, gleichzeitig baut sie sich ein neues Schloss, ein neues Schwimmbad. Sie macht tolle Sachen. Unstrittig. Wo bleibt die Jugend, die Zukunft? Wir investieren in die Vergangenheit. Das macht mir Angst, richtig Angst. "

    Die Fachhochschule Brandenburg erhält einen jährlichen Landeszuschuss von 8 Millionen Euro. Viel zu wenig um mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten, sagt Rainer Janisch. Deswegen will er nun eine private Stiftung ins Leben rufen. Um ganz systematisch vermögende Menschen für die Wissenschaft im allgemeinen, und die FH Brandenburg im speziellen zu begeistern.