Samstag, 20. April 2024

Archiv

FH Fulda
Hochschulperle für digitales Lernprojekt

Power-Point-Präsentationen, Hausarbeiten schreiben, richtig recherchieren: Als Erstsemester muss man viele Dinge neu lernen und Tutorien sind rar. Die FH Fulda schafft Abhilfe und ist für ihr digitales Projekt "Let's Learn" mit der Hochschulperle des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft ausgezeichnet worden.

Von Ludger Fittkau | 08.01.2015
    "Kurz vor der Darstellung der Power-Point-Präsentation hat Wilma ihre Präsentation noch einmal überarbeitet. Das hat ziemlich viel Zeit gekostet."
    Wilma ist ungeduldig, die Erarbeitung der Power-Point-Präsentation frisst ihre in der Welt der Bologna-Module knapp bemessene Zeit. Wilma ist schlank, trägt ihre pechschwarzen Haare mittellang, gekleidet ist sie mit einem knallroten Hemd und schwarzer Hose. Sie schaut meist mit großen, freundlichen Augen in die Welt der wissenschaftlichen Arbeitstechniken, die sie umgibt. Doch jetzt ist Wilma gerade ein wenig genervt.
    "Wilma will wissen, ob es auch eine Möglichkeit gibt, die zeitsparender ist. Im Gespräch mit anderen Studierenden erfährt sie von der Funktion des Folienmasters."
    Der digitale Ersti
    Wilma wäre eine Studentin des Fachbereichs Sozialwesen an der FH Fulda, wenn sie aus Fleisch und Blut wäre. Doch Wilma ist gezeichnet, sie ist die fiktionale Hauptfigur der Videofilme, die in Fulda produziert wurden. Im Projekt "Let's Learn" von Professorin Helen Knauf:
    "Am Anfang stand eigentlich die Idee, dass wir es irgendwie anschaulich machen müssen. Dass die Studien-, Lern- und Arbeitstechniken möglichst an einem Beispiel dargestellt werden sollten. Und dazu bietet es sich natürlich an, eine Studentin als Figur, als 'Avatar´ heißt es dann im Fachjargon, zu entwickeln."
    Ein ständiger Ansprechpartner
    Das Themenspektrum der Filme ist groß: Von der richtigen Erstellung einer Hausarbeit über die effektive Nutzung von Power Point bis zu ganz elementaren Schreib- und Zitiertechniken reichte das Spektrum der Arbeitstechniken, die die Studierenden gerne in Video-Tutorials vermittelt haben wollten. Professorin Helen Knauf:
    "Der Hauptvorteil liegt darin, dass die Tutorials ständig abrufbar sind. Es erfordert nicht eine Person, die hier konkret ständig anwesend ist und den Tutor, die Tutorin, die ich vielleicht nur einmal in der Woche und dann auch nur in der Vorlesungszeit sehe, sondern ich kann, wenn ich konkret an meiner Hausarbeit sitze oder vor einer Frage stehe, wie ich jetzt an die Forschungsmethode XY herangehe, dann kann ich das Video abrufen, dann wann ich es brauche."
    "In diesem Video erfahrt ihr, wann ein Interview die passende Forschungsmethode ist. Wilma hat in diesem Semester ein Seminar zur qualitativen Forschung belegt. Was das genau bedeutet und wie solche Methoden funktionieren, kann sie sich aber noch nicht vorstellen."
    Etwa drei bis neun Minuten lang sind die Videofilme aus Fulda:
    "Es geht hier ja nicht um eine Erklärung in der Tiefe und Breite, sondern es geht einfach um eine knackige, kurze Überblicksvorstellung. Das wollen wir bieten."
    Keine Scheu vor heiklen Themen
    Wilmas Tutorials sind angenehm unaufgeregt und dank der Zeichenfiguren tatsächlich sehr einprägsam. Helen Knauf sowie ihr studentisches Team in Fulda scheuen sich auch nicht, heikle Themen aufzugreifen – etwa Schwächen bei der Kommasetzung:
    "Das ist sicherlich auch eine Funktion, das man Dinge, die sonst unter die Räder gekommen sind oder die alle für selbstverständlich halten, mit solchen Tutorials gut abarbeiten kann, weil das vielleicht sogar schambesetzt ist, dass man das nicht so gut kann. Und das würde man dann auch einen Lehrenden oder eine Tutorin/ einen Tutor nicht so fragen."
    Ein bisschen mehr Geld für die Erstellung der Videofilme – das würde sich Helen Knauf schon wünschen. Denn die Honorare für die Studierenden, die an den Projekten mitarbeiten, sind sehr knapp bemessen:
    "Das ist wirklich nur eine Aufwandsentschädigung. Manche sitzen da wirklich zwei, drei Tage an einem solchen Tutorial, lernen natürlich auch eine Riesenmenge, aber das ist einfach sehr schade, dass sowas dann oft auf der Felge gefahren wird, letztlich."
    Vielleicht hilft ja die aktuelle Auszeichnung des Stifterverbandes, noch einmal in der Wiesbadener Ministerialbürokratie Geld für diese digitale Innovation aus Osthessen locker zu machen.