Claudio Scajola, Minister für wirtschaftliche Entwicklung, fühlt sich brüskiert. Dass FIAT-Chef Sergio Marchionne Kurzarbeit anordnet, ohne vorher das Ministerium zu informieren, ist er nicht gewöhnt. Denn FIAT ist nicht irgendein Unternehmen. FIAT ist der Konzern, auf den ganz Italien schaut. Geht es FIAT schlecht, geht es vielen schlecht.
"Ich bin bei einem Zulieferer beschäftigt, noch", sagt dieser Arbeiter in Termini Imerese. Für die strukturschwache Region in Sizilien ist die geplante Schließung des FIAT-Werkes in zwei Jahren eine soziale Katastrophe. Arbeitsplätze gibt es kaum, erst recht nicht in der Krise, die nach Angaben der Gewerkschaften in Sizilien bereits Tausende Arbeitsplätze gekostet hat.
"Wenn dieser Standort aufgegeben wird, wird die Wirtschaft hier komplett einbrechen", prophezeit Gewerkschaftssekretär Raffele Bonanni. Doch FIAT-Chef Sergio Marchionne denkt nicht daran, seine Entscheidung zurückzuziehen. Begründung: "Wir sind ein Unternehmen, nicht der Staat". Der ehrgeizige Manager hat FIAT schon einmal mit unpopulären Sanierungsmaßnahmen zurück in die Gewinnzone gebracht und ist dabei, den Konzern in einen marktorientierten Weltkonzern umzubauen. Genau deshalb dürfe der Staat kein Geld anbieten im Tausch gegen Arbeitsplätze, warnt der Politikwissenschaftler Marco Rivelli.
"FIAT hat immer wieder Geld vom Staat gefordert und auch erhalten. Allerdings ist mit dem Geld nicht sehr verantwortlich umgegangen worden. FIAT ist heute global aufgestellt und die Arbeiter in Italien sehen nichts von diesen Geldern."
Beppe Grillo, der bekannte italienische Komiker und Politaktivist, geht noch weiter. Für ihn ist das Auto an sich ein Relikt aus vergangenen Zeiten.
"Autos sind überholt, so wie vor dem Auto die Pferdewagen. Man finanziert doch keine Industrie, die seit zehn Jahren in der Krise steckt. Wenn wir FIAT finanziell unterstützen wollen, dann geben wir das Geld besser direkt den Arbeitern, nicht den Managern."
Geld für die arbeitslosen Familien statt für die Unternehmer fordern immer mehr Italiener. Denn das soziale Netz ist löchrig, wer seinen Job verliert und keine Ersparnisse hat, gleitet schnell in die Armut, nicht nur in Termini Imerese, sondern im ganzen Land. Die Arbeitslosigkeit war im Dezember vergangenen Jahres so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. 8,5 Prozent der Italiener waren arbeitslos gemeldet, bei den unter 25-Jährigen waren es sogar 26 Prozent. In der Lombardei, Italiens reichster Region, sind im letzten Jahr nach Angaben der Gewerkschaften 100.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Nur wer einen unbefristeten Vertrag hatte, erhält Geld aus der Arbeitslosenkasse. Zeitarbeiter, deren Verträge nicht verlängert wurden, stehen oft ohne jeden Cent da.
Und dann gibt es noch das Heer der Kurzarbeiter und Angestellten, die seit Monaten auf ihren Lohn warten. Beschäftigte eines Callcenters in Mailand haben ihre Chefs mehrere Stunden lang im Büro eingesperrt, um sie zu Zugeständnissen an die Belegschaft zu zwingen.
"Seit Monaten bekommen wir kein Geld mehr ausgezahlt und werden immer wieder vertröstet, wir wollen wissen, wie unsere Zukunft aussieht", sagt dieser junge Mann wütend. Die Aktion im Callcenter fand starke Beachtung in den Medien und die sozialen Konflikte erhalten in Italien immer größere Aufmerksamkeit. In Venetien blockierten entlassene Arbeiter einer Strumpffabrik vergangene Woche die Autobahn, um auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen. In einer von der Schließung bedrohten Fabrik vor den Toren Mailands haben sich die Arbeiter auf dem Dach angekettet und das Werk besetzt, um den Abtransport der Maschinen zu verhindern. Überall dieselben Szenen. Verzweiflung, Proteste. Sozialhilfe als letztes Auffanginstrument gibt es in Italien nicht. Immer mehr Familien aus dem Mittelstand bitten die Caritas um Hilfe.
"Dabei geht es oft um das absolut Notwenige. Geld, um die Stromrechnung zu bezahlen, beispielsweise", sagt ein Gemeindepfarrer in Cremona. Er hat die Banken um finanzielle Unterstützung gebeten. Denn wenn Kleinunternehmen schließen, weil sie keine Kredite mehr bekommen, dann haben die Banken auch die sozialen Folgen mitzutragen, findet er. Seine Solidarität geht heute an die streikenden FIAT-Arbeiter.
"Ich bin bei einem Zulieferer beschäftigt, noch", sagt dieser Arbeiter in Termini Imerese. Für die strukturschwache Region in Sizilien ist die geplante Schließung des FIAT-Werkes in zwei Jahren eine soziale Katastrophe. Arbeitsplätze gibt es kaum, erst recht nicht in der Krise, die nach Angaben der Gewerkschaften in Sizilien bereits Tausende Arbeitsplätze gekostet hat.
"Wenn dieser Standort aufgegeben wird, wird die Wirtschaft hier komplett einbrechen", prophezeit Gewerkschaftssekretär Raffele Bonanni. Doch FIAT-Chef Sergio Marchionne denkt nicht daran, seine Entscheidung zurückzuziehen. Begründung: "Wir sind ein Unternehmen, nicht der Staat". Der ehrgeizige Manager hat FIAT schon einmal mit unpopulären Sanierungsmaßnahmen zurück in die Gewinnzone gebracht und ist dabei, den Konzern in einen marktorientierten Weltkonzern umzubauen. Genau deshalb dürfe der Staat kein Geld anbieten im Tausch gegen Arbeitsplätze, warnt der Politikwissenschaftler Marco Rivelli.
"FIAT hat immer wieder Geld vom Staat gefordert und auch erhalten. Allerdings ist mit dem Geld nicht sehr verantwortlich umgegangen worden. FIAT ist heute global aufgestellt und die Arbeiter in Italien sehen nichts von diesen Geldern."
Beppe Grillo, der bekannte italienische Komiker und Politaktivist, geht noch weiter. Für ihn ist das Auto an sich ein Relikt aus vergangenen Zeiten.
"Autos sind überholt, so wie vor dem Auto die Pferdewagen. Man finanziert doch keine Industrie, die seit zehn Jahren in der Krise steckt. Wenn wir FIAT finanziell unterstützen wollen, dann geben wir das Geld besser direkt den Arbeitern, nicht den Managern."
Geld für die arbeitslosen Familien statt für die Unternehmer fordern immer mehr Italiener. Denn das soziale Netz ist löchrig, wer seinen Job verliert und keine Ersparnisse hat, gleitet schnell in die Armut, nicht nur in Termini Imerese, sondern im ganzen Land. Die Arbeitslosigkeit war im Dezember vergangenen Jahres so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. 8,5 Prozent der Italiener waren arbeitslos gemeldet, bei den unter 25-Jährigen waren es sogar 26 Prozent. In der Lombardei, Italiens reichster Region, sind im letzten Jahr nach Angaben der Gewerkschaften 100.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Nur wer einen unbefristeten Vertrag hatte, erhält Geld aus der Arbeitslosenkasse. Zeitarbeiter, deren Verträge nicht verlängert wurden, stehen oft ohne jeden Cent da.
Und dann gibt es noch das Heer der Kurzarbeiter und Angestellten, die seit Monaten auf ihren Lohn warten. Beschäftigte eines Callcenters in Mailand haben ihre Chefs mehrere Stunden lang im Büro eingesperrt, um sie zu Zugeständnissen an die Belegschaft zu zwingen.
"Seit Monaten bekommen wir kein Geld mehr ausgezahlt und werden immer wieder vertröstet, wir wollen wissen, wie unsere Zukunft aussieht", sagt dieser junge Mann wütend. Die Aktion im Callcenter fand starke Beachtung in den Medien und die sozialen Konflikte erhalten in Italien immer größere Aufmerksamkeit. In Venetien blockierten entlassene Arbeiter einer Strumpffabrik vergangene Woche die Autobahn, um auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen. In einer von der Schließung bedrohten Fabrik vor den Toren Mailands haben sich die Arbeiter auf dem Dach angekettet und das Werk besetzt, um den Abtransport der Maschinen zu verhindern. Überall dieselben Szenen. Verzweiflung, Proteste. Sozialhilfe als letztes Auffanginstrument gibt es in Italien nicht. Immer mehr Familien aus dem Mittelstand bitten die Caritas um Hilfe.
"Dabei geht es oft um das absolut Notwenige. Geld, um die Stromrechnung zu bezahlen, beispielsweise", sagt ein Gemeindepfarrer in Cremona. Er hat die Banken um finanzielle Unterstützung gebeten. Denn wenn Kleinunternehmen schließen, weil sie keine Kredite mehr bekommen, dann haben die Banken auch die sozialen Folgen mitzutragen, findet er. Seine Solidarität geht heute an die streikenden FIAT-Arbeiter.