Donnerstagabend in Buenos Aires: Die Wander-Ausstellung "Weniger Zeit als Raum" des Goethe-Instituts wird in Argentiniens Hauptstadt feierlich eröffnet.
Im "Palais de Glace", dem "Eispalast", sind die Arbeiten von rund zwei Dutzend deutschen und südamerikanischen Künstlern zum Thema "Unabhängigkeit" zu sehen. Anlass ist der so genannte "Bicentenario": die in mehreren Ländern des Kontinents anstehenden Feierlichkeiten zu 200 Jahren Unabhängigkeit vom spanischen Mutterland.
Zwei Dinge fallen auf: Einmal, dass die Mehrheit der Künstler einen kritischen, gelegentlich sarkastischen Blick auf das Erbe der Unabhängigkeitskriege wirft; andererseits, dass es sich bei den Arbeiten vornehmlich um Videos handelt. Laut des Kurators Alfons Hug hat das nicht nur künstlerische, sondern auch organisatorische Gründe:
"Eines der großen Probleme seit Bolívar bis heute sind diese schwierigen Zollverhältnisse zwischen den Ländern – trotz aller Integrationsbestrebungen immer noch ein Riesenproblem, eine Kiste von Ecuador nach Argentinien zu holen, das ist ein unglaublicher bürokratischer Aufwand. Deshalb schon aus logistischen Gründen ist das Video sinnvoll, denn Projektoren kriegen sie mittlerweile eigentlich überlall. Dann hat es ja eine unwahrscheinliche Multiplikationsmöglichkeit. Sie machen aus so einem kleinen Ding, so groß, so einer Scheibe mit einem vernünftigen Projektor ein riesiges Bild, was fünf Meter breit ist am Ende."
Als Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit dem Thema haben einige der Künstler die "Carta de Jamaica" genommen – jenen berühmten Brief des großen "Befreiers" Simón Bolívar, den er 1815 im Exil geschrieben hat und in dem er seine Vorstellungen eines zukünftigen, vereinigten Kontinents ausführt.
Der venezolanische Künstler Alexander Apóstol lässt in seinem Video den "Brief aus Jamaika" in Armenvierteln von Caracas auf Englisch vorlesen – die Sprache, in der Bolívar seinen Text ursprünglich verfasst hatte. Da die Vortragenden des Englischen nicht mächtig sind, ergibt sich ein groteskes Gemurmel.
In Apóstols Heimat Venezuela ist es der umstrittene populistische Präsident Hugo Chávez, der – zumindest rhetorisch – an das Erbe Bolívars anknüpft. Auch die deutsche Künstlerin Christine de la Garenne greift die Verbindung zur Vergangenheit in ihrer Videoarbeit "Ruhm dem tapferen Volke" auf.
Ein Körper windet sich in einer Hängematte, mal schlaff ausgestreckt, mal in wilden Bewegungen. Die Hängematte ist in gold, blau und rot gehalten - den Farben der Nationalflagge Venezuelas. Begleitet wird das Video der deutschen Künstlerin Christine de la Garenne von eigenartigen Papageienlauten. Hört man genau hin, versteht man, dass die Papageien "Gloria al bravo pueblo" singen, Teile der Nationalhymne Venezuelas.
Das Goethe-Institut hat die Ausstellungseröffnung geschickter Weise vor den 25. Mai gelegt, wenn in Argentinien der "Bicentenario" hochoffiziell als Jubelfeier begangen wird. Es ist alles in allem eine sehr gelungene Ausstellung zu einem komplexen Thema.
Auch der Ausstellungsort, der "Palais de Glace" mit seiner verblichenen Fassade, passt zum Thema: Denn der 1911 im französischen Stil der "Belle Epoque" errichtete "Eispalast" versinnbildlicht die Irrungen und Wirrungen der argentinischen Geschichte: Zunächst als Eislaufhalle eröffnet, in der die Bourgeoisie der Hauptstadt der neusten europäischen Mode frönen konnte, wandelte sich der Palast später zu einem Ort, in dem die sich herausbildende nationale Kultur einen Ausdruck fand: Der "Palais de Glace" wurde zu einem der bekanntesten Tango-Salons von Buenos Aires.
Im "Palais de Glace", dem "Eispalast", sind die Arbeiten von rund zwei Dutzend deutschen und südamerikanischen Künstlern zum Thema "Unabhängigkeit" zu sehen. Anlass ist der so genannte "Bicentenario": die in mehreren Ländern des Kontinents anstehenden Feierlichkeiten zu 200 Jahren Unabhängigkeit vom spanischen Mutterland.
Zwei Dinge fallen auf: Einmal, dass die Mehrheit der Künstler einen kritischen, gelegentlich sarkastischen Blick auf das Erbe der Unabhängigkeitskriege wirft; andererseits, dass es sich bei den Arbeiten vornehmlich um Videos handelt. Laut des Kurators Alfons Hug hat das nicht nur künstlerische, sondern auch organisatorische Gründe:
"Eines der großen Probleme seit Bolívar bis heute sind diese schwierigen Zollverhältnisse zwischen den Ländern – trotz aller Integrationsbestrebungen immer noch ein Riesenproblem, eine Kiste von Ecuador nach Argentinien zu holen, das ist ein unglaublicher bürokratischer Aufwand. Deshalb schon aus logistischen Gründen ist das Video sinnvoll, denn Projektoren kriegen sie mittlerweile eigentlich überlall. Dann hat es ja eine unwahrscheinliche Multiplikationsmöglichkeit. Sie machen aus so einem kleinen Ding, so groß, so einer Scheibe mit einem vernünftigen Projektor ein riesiges Bild, was fünf Meter breit ist am Ende."
Als Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit dem Thema haben einige der Künstler die "Carta de Jamaica" genommen – jenen berühmten Brief des großen "Befreiers" Simón Bolívar, den er 1815 im Exil geschrieben hat und in dem er seine Vorstellungen eines zukünftigen, vereinigten Kontinents ausführt.
Der venezolanische Künstler Alexander Apóstol lässt in seinem Video den "Brief aus Jamaika" in Armenvierteln von Caracas auf Englisch vorlesen – die Sprache, in der Bolívar seinen Text ursprünglich verfasst hatte. Da die Vortragenden des Englischen nicht mächtig sind, ergibt sich ein groteskes Gemurmel.
In Apóstols Heimat Venezuela ist es der umstrittene populistische Präsident Hugo Chávez, der – zumindest rhetorisch – an das Erbe Bolívars anknüpft. Auch die deutsche Künstlerin Christine de la Garenne greift die Verbindung zur Vergangenheit in ihrer Videoarbeit "Ruhm dem tapferen Volke" auf.
Ein Körper windet sich in einer Hängematte, mal schlaff ausgestreckt, mal in wilden Bewegungen. Die Hängematte ist in gold, blau und rot gehalten - den Farben der Nationalflagge Venezuelas. Begleitet wird das Video der deutschen Künstlerin Christine de la Garenne von eigenartigen Papageienlauten. Hört man genau hin, versteht man, dass die Papageien "Gloria al bravo pueblo" singen, Teile der Nationalhymne Venezuelas.
Das Goethe-Institut hat die Ausstellungseröffnung geschickter Weise vor den 25. Mai gelegt, wenn in Argentinien der "Bicentenario" hochoffiziell als Jubelfeier begangen wird. Es ist alles in allem eine sehr gelungene Ausstellung zu einem komplexen Thema.
Auch der Ausstellungsort, der "Palais de Glace" mit seiner verblichenen Fassade, passt zum Thema: Denn der 1911 im französischen Stil der "Belle Epoque" errichtete "Eispalast" versinnbildlicht die Irrungen und Wirrungen der argentinischen Geschichte: Zunächst als Eislaufhalle eröffnet, in der die Bourgeoisie der Hauptstadt der neusten europäischen Mode frönen konnte, wandelte sich der Palast später zu einem Ort, in dem die sich herausbildende nationale Kultur einen Ausdruck fand: Der "Palais de Glace" wurde zu einem der bekanntesten Tango-Salons von Buenos Aires.