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FIFA-Klub-WM
Neue Hoffnung für Marokkos Fußball

Bis in die Nachspielzeit feuern Marokkos Fußball-Fans die Mannschaft Raja Casablanca an – unter den Augen ihres Königs im Stadion in Marrakesch, aber auch in vielen Cafés und Restaurants in der Hauptstadt Rabat. Doch gegen die souveränen Bayern helfen dem Team weder royaler Beistand noch die Begeisterung der Fans.

Von Anne Allmeling |
    Jubel bei den Spielern Casablancas: Spieler und Fans sind stolz auf das Ergebnis der Klub-WM.
    Jubel bei den Spielern Casablancas: Spieler und Fans sind stolz auf das Ergebnis der Klub-WM. (picture alliance / dpa / Yahya Arhab)
    Nach dem Abpfiff sind die Marokkaner trotzdem stolz auf „ihre“ Mannschaft – und mit dem Ergebnis der FIFA-Klub-WM zufrieden:
    "Das Team von Raja hat uns überrascht – vor allem, dass sie es bis ins Finale geschafft haben. Bayern München ist ein starker Klub – und mit dem 0:2 sind wir ehrlich zufrieden."
    "Früher war der marokkanische Fußball ziemlich mittelmäßig. Aber jetzt, diese Finalteilnahme – das war eine tolle Sache. Und noch dazu gegen die Bayern – das ist gut."
    Die erfolgreichen Bayern sind für viele Marokkaner DAS große Vorbild. Die Klubs im Königreich dagegen konnten in den vergangenen Jahren nicht gerade glänzen. Und auch um die Nationalmannschaft ist es nicht viel besser bestellt. Auf der Rangliste des Weltfußballverbands FIFA steht Marokko auf Platz 73 – hinter Togo und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
    Noch nie konnte das Land eine WM ausrichten, nur viermal hat es an einer teilgenommen. Zuletzt hat vor allem der „Königlich-Marokkanische Fußball-Verband“ Schlagzeilen gemacht – weil die Wahl des neuen Präsidenten in einer Schlägerei endete. Das Lager des unterlegenen Kandidaten wollte seine Niederlage nicht einsehen. Eine peinliche Angelegenheit, sagt der Sportjournalist Najib Salmi. Er ist froh, dass Raja Casablanca bei der Klub-WM das Image des marokkanischen Fußballs gerettet hat.
    "Raja hat ein Ergebnis gebracht, das dem marokkanischen Fußball seine Glaubwürdigkeit zurückgibt. Wir haben gesehen, dass ein marokkanischer Klub Leistung bringen und es bis ins Finale schaffen kann."
    Dennoch gebe es noch viel zu tun, meint Najib Salmi. Bei der Klub-WM haben viele Mannschaften in halb leeren Stadien gespielt – immer dann, wenn die Marokkaner nicht auf dem Spielfeld standen. Keine guten Voraussetzungen für den Coupe d’Afrique, der 2015 in Marokko ausgetragen wird. Die Tickets müssten günstiger werden, meint Najib Salmi, damit sich die Marokkaner auch mehrere Stadionbesuche leisten könnten. Vor allem müsse die Nation aber lernen, sich für den Sport zu begeistern – und nicht allein für das Resultat.

    "Wenn man den Sport wirklich liebt, weiß man, dass es bei einem Spiel drei mögliche Resultate gibt: den Sieg, die Niederlage oder unentschieden. Ein Ergebnis wird einem also Freude machen, mit den beiden anderen ist man unzufrieden. Aber man geht ins Stadion, weil man ein Spiel sehen will. Wir sind noch nicht da angekommen, dass wir eine Niederlage akzeptieren. Da müssen wir in Marokko noch Aufklärungsarbeit leisten – damit der Fußball unterstützt wird, unabhängig davon, welche Ergebnisse er bringt. Nur so können wir eine Sportnation werden."
    Am Tag nach dem FIFA-Klub-WM-Finale stehen die Zeichen dafür gut. Trotz der Final-Niederlage sind viele Marokkaner guter Dinge – und blicken voller Hoffnung in Richtung Coupe d’Afrique.
    "Wir wollen ins Finale – und den marokkanischen Fußball noch besser repräsentieren."
    "Wir werden den Coupe gewinnen, ist doch klar. Das wünschen sich alle. Und wir werden gewinnen – wenn Gott will."