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Film
Romantik und Fernweh

Bright Blue Gorilla - hinter diesem schillernden Namen verbergen sich zwei Künstler aus den USA: das Ehepaar Robyn Rosenkrantz und Michael Glover. Seit 25 Jahren machen sie Musik, seit zehn Jahren auch Filme. Ihr letztes Werk heißt "Go With Le Flo", gedreht wurde in Berlin.

Von Kerstin Zilm | 11.04.2014
    Teilansicht der Kulturbrauerei in Berlin-Prenzlauer Berg
    Eine gute Kulisse? Bright Blue Gorilla fanden in Berlin-Prenzlauer Berg ihre perfekte Kulisse. (picture alliance / ZB)
    "Ich liebe Berlin in den Morgenstunden, besonders im Sommer. In diesem Sommer passierte etwas mit mir - die Liebe."
    "Go With Le Flo" ist eine romantische Komödie auf deutsch und französisch mit englischen Untertiteln. Es geht um Salami, Vespatouren durch Berlin und um den Mut, für die Liebe etwas zu riskieren. Geschrieben, gedreht, produziert und finanziert haben den Film zwei Künstler aus den USA, die nur wenige Brocken deutsch sprechen: "Danke schön, bitte, tschüss!"
    Das ist Robyn Rosenkrantz, eine Hälfte des kreativen Duos. Die andere ist Michael Glover: "Ich wollte der sein, der ausländische Filme in die USA bringt, und zwar ausländische Filme, die US-Zuschauern gefallen."
    Der Ruf des Fernwehs
    Zusammen sind sie "Bright Blue Gorilla" - Filmemacher und Musiker. Robyn und Michael lernten sich 1989 in einem Club auf dem Sunset Strip kennen: zwei Liedermacher mit Fernweh. Ein Jahr später hielt sie nichts mehr in Los Angeles. Robyn: "Wir saßen beim Frühstück und ich sagte: Lass uns alles verkaufen, was wir haben und One-Way-Tickets nach Europa kaufen. Wir nehmen unsere Gitarren und Rucksäcke und sehen, was passiert. Keine dreißig Sekunden später sagte Michael: 'Ja! Das machen wir!'"
    Seither reisen sie um die Welt, ohne festen Wohnsitz und nennenswerten Besitz. Sie gehen bis heute weltweit auf Tour, haben für ihre Musik Auszeichnungen bekommen und begannen vor knapp zehn Jahren, Filme zu drehen. Vier preisgekrönte Komödien haben Bright Blue Gorilla vor "Go With Le Flo" gedreht, alle mit Hang zu leicht skurrilen Charakteren und Situationen; alle in Los Angeles und alle auf englisch.
    Warum nun ein ausländischer Film in Berlin? Erstens wohnen viele ihrer Künstler-Freunde dort. Zweitens gibt es in der Stadt viele interessante Drehorte. Und drittens ist die Stadt filmfreundlicher als Los Angeles, sagt Michael: "Die Leute freuen sich darüber, dass Du einen Film drehst - solange es nicht mit Ärger und viel Aufwand verbunden ist. Wir hatten wenig Ausrüstung dabei, zwei kleine Kameras, alles hat auf einen Fahrradanhänger gepasst. Unsere Erfahrung ist: Wenn Du ein künstlerisches Projekt hast, helfen sie dir gerne, wenn sie können."
    Kreative Freiheit
    Schauspieler arbeiteten wie bei vorigen Bright Blue Gorilla Filmen kostenlos für "Go With Le Flo". Robyn und Michael fanden ideale Drehorte in Prenzlauer Berg und bekamen Designerkleider gespendet. Sie übernahmen wie immer die Hauptaufgaben: Drehbuch - diesmal mithilfe einer deutschen Übersetzerin, Kamera, Regie, Casting, Produktion und Catering. Ihre Einnahmen decken die Kosten. Wenn außerdem genug übrig bleibt, um das nächste Projekt zu starten, ist das für Bright Blue Gorilla mehr als genug.
    "Ich kann 16 Stunden pro Tag an einer Show arbeiten, die Bühne aufbauen und so weiter und es fühlt sich nicht wie Arbeit an. Sitze ich dagegen eine Stunde im Büro, denke ich: Oh mein Gott, wann ist das endlich vorbei? Jeder muss für sich raus finden, was das richtige für sein Leben ist. Und wenn er danach lebt, macht alles so viel mehr Spaß!"
    "Das Wichtigste für mich ist meine kreative Freiheit. Wenn das bedeutet, dass ich keine eigene Wohnung habe, dafür aber sechs Monate in Indien leben und drei Monate in Berlin einen Film drehen kann, ist das okay. Hauptsache, ich kann weiterhin in kreativer Freiheit leben."
    Nächste Woche geht es für Bright Blue Gorilla und "Go With Le Flo" zu einem Filmfest in Peking. Ihr nächstes Projekt führt wieder nach Europa. Michael schreibt an einer musikalischen Komödie Drehorte; Italien und Deutschland.