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Finanzchaos in der Studi-Vertretung

Der neu gewählte AStA der Universität Duisburg Essen ist wieder einmal nach eigenen Angaben in Geldnöten. Am Mittwoch teilte Boris Schön, der neue AStA-Vorsitzende, mit, dass die insgesamt 80 Mitarbeiter der Studierendenschaft bis zum Ende des Haushaltsjahres im Oktober nicht mehr bezahlt werden können. Hintergrund ist ein Finanzloch, das seit Ende der 90er Jahre im vom AStA betrieben Kunst- und Kulturcafe entstanden ist. Gestopft wurden die Löcher offenbar mit zweckgebundenen Mitteln für das Semesterticket. Hinzu kommen noch - wie gestern bekannt wurde - Forderungen des Finanzamtes.

Von Kai Toss |
    Der AStA ist seit vier Tagen im Amt. Und gibt praktisch eine öffentliche Bankrotterklärung ab. Pressereferent Oliver Bay:

    " Wir haben jetzt noch einen Barbestand von 112.000 Euro, wobei die Gelder für die Fachschaften, die zweckgebunden sind, knapp über 90.000 Euro seit Oktober letzten Jahres nicht ausgezahlt worden sind. Das wurde immer damit begründet, dass es noch irgendwelche Satzungsgeschichten gibt, die man klären müsste. Wenn wir die 90.000 auszahlen, dann haben wir noch 22.000 in der Kasse, aber die Personalkosten sind im Monat 40.000 Euro. Wenn man darüber nachdenkt, dass da wirklich Existenzen dranhängen, ist das eine ganz üble Sache für die Mitarbeiter des AStA."

    Im Klartext: Personalkosten von 80.000 Euro für die nächsten zwei Monate steht angeblich nur ein Guthaben von 22.000 Euro gegenüber. Wie soll es nun weitergehen? Boris Schön, AStA-Vorsitzender:

    " Die Handlungsfähigkeit ist bis Ende des Jahres nicht gegeben. Wir haben keine Finanzmittel, um unsere Angestellten zu bezahlen. Ich als AStA-Vorsitzender stehe vor der Situation, dem Personal, für das ich Verantwortung trage, das zu erklären. Handlungsfähig sind wir erst ab dem 1.10. mit Beginn des neuen Haushalts und Verabschiedung eines Nachtragshaushaltes."

    Die Universität Duisburg Essen ist über die angeblich neuerliche Geldnot überrascht. Deren Sprecherin Monika Rögge teilte mit, dass ein Beauftragter des Rektorates die Konsolidierung der AStA-Finanzen begleitet habe. Außerdem sei der Uni von Steuerschulden des AStA nichts bekannt:

    " Der AStA ist erst seit vier Tagen im Amt. Wir wundern uns, dass der AStA schon einen Überblick über die Finanzen haben will. Außerdem kann ich bestätigen, dass die Sanierung der Schulden auf gutem Weg war und bis Oktober 2006 abgeschlossen sein sollte."

    Der neue AStA sieht das anders und berichtet davon, dass die monatlichen Berichte zum Stand der Finanzsanierung unvollständig und fehlerhaft gewesen seien. Dies sei angeblich auch der Hochschulleitung bekannt gewesen. Konsequenz des Rektorates? Angeblich keine, sagt der AStA-Pressereferent Oliver Bay und behauptet:

    " Jo, das ist auf jeden Fall fahrlässig."

    Wie geht es nun weiter? Dringendstes Problem ist das AStA-Personal, sagt AStA-Chef Boris Schön:

    " Wenn wir kein Geld haben, können wir keine Mitarbeiter bezahlen. Das wird mit dem Personal kollegial besprochen werden müssen. Wir können kein Geld herzaubern, wenn wir keines haben."

    Diese Botschaft teilt der AStA seinen 80 Mitarbeitern heute bei einer Personalversammlung mit. Die Angestellten - vor allem Studierende - reagieren zurückhaltend.

    "Ich finde, Personalkosten müssen auf jeden Fall bezahlt werden. Ich hoffe, dass dem AStA da etwas einfällt." "Ich möchte mich dazu nicht äußern." "Ich kann das nicht bewerten. Das muss das Rektorat machen."

    Dem neu gewählten AStA wird nichts anderes übrig bleiben, als die Finanzen noch einmal intensiv zu durchleuchten. Schon mehrere Studentenvertretungen haben sich an der Uni Duisburg-Essen im Finanzdickicht verheddert. Immerhin: Ein ehemaliges AStA-Mitglied räumte gegenüber Campus und Karriere ein, dass die Bezahlung der Mitarbeiter im September in der Tat nicht gesichert gewesen sei. Sollte sich das angeblich neuerliche Finanzloch bestätigen, wird der Hochschulleitung nichts anderes übrig bleiben, als dem AStA die Verantwortung über den eigenen Haushalt wieder einmal zu entziehen.