Oleh Zubik kommt mit einem braunen Umschlag aus der Bank. Der Rentner hat sein Konto geplündert und alles in US-Dollar umgetauscht. Wie viel Geld es ist, will er lieber nicht sagen - und geht nach Hause. Dort sei sein Erspartes jetzt am sichersten.
"Wir haben als Sowjetbürger schon einmal vertraut und dann erlebt, dass unsere Spareinlagen verloren gegangenen sind. Da haben wir gelernt: Es ist riskant, den Banken zu vertrauen."
Studentin Valentina hat sich gerade eine Rate ihres Stipendiums auszahlen lassen. Auch ihr macht die Finanzkrise Sorgen:
"Die Situation in der Ukraine ist nicht sehr stabil, viele Banken werden zusammenbrechen. Ich würde jetzt kein Geld zur Bank bringen. "
In den letzten Tagen haben massenweise ukrainische Sparer ihre Konten geräumt und in eine härtere Währung umgetauscht. Der Auslöser: Wegen der weltweiten Finanzkrise war die viertgrößte ukrainische Bank in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Wie alle ukrainischen Institute hatte sie Kredite im Ausland aufgenommen und das Geld daheim an ihre Kunden verliehen. Seit der Krise ist dem Land der Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten fast völlig versperrt. Inzwischen habe die Nationalbank die Lage aber unter Kontrolle. Meint Andre Artelt, Repräsentant der Landesbank Berlin in der Ukraine:
"Die Nationalbank hat wichtige Entscheidungen getroffen, es wurden Liquiditätsspritzen hier gemacht, auch Stabilisierungsdarlehen erteilt an ukrainische Banken, sodass insgesamt die Situation jetzt als stabil betrachtet werden kann. Wir müssen sehen ob das jetzt ausreichend ist, aber auf jeden Fall muss man sich auf künftige Wirren vorbereiten."
Um die heimischen Banken zu retten und die Abwertung der Währung zu stoppen, greift die Nationalbank zu harten Mitteln: Spareinlagen dürfen bis auf weiteres nur zum Laufzeitende ausgezahlt werden. Banken geben keine neuen Privat-Kredite. Und Geldautomaten spucken nur noch maximal 1000 Hrivnia, umgerechnet 150 Euro, pro Tag aus. Gleichzeitig bemüht sich die Nationalbank um einen Milliarden-Kredit des Internationalen Währungsfonds. Der deutsche Banker Andre Artelt zollt den ukrainischen Währungshütern Respekt. Er ist überzeugt,
"dass derzeit die Nationalbank, das einzige Institut ist, das einzige Organ ist, das die finanzielle Situation noch steuert. "
Denn von den Politikern kümmert sich keiner: Unbeeindruckt von der Finanzkrise geht das politische Hickhack um vorgezogene Neuwahlen weiter. Präsident Juschtschenko versucht, mit Hilfe dieser Wahlen seine ärgsten Rivalin Julia Timoschenko loszuwerden. Die aber will unbedingt Premierministerin bleiben, um mit dem Amtsbonus 2010 selbst Präsidentin zu werden. Darum weigert sich ihre Regierung, Geld für die Vorbereitung der Wahlen bereit zu stellen. Ob wie geplant im Dezember gewählt wird, steht in den Sternen. Stephan Chrobot leitet das Ukraine-Büro der SPD-nahen Friedrich Ebert Stiftung. Er warnt davor, die ukrainische Politik nach deutschem Muster verstehen zu wollen.
"Wir haben hier noch keine klare Differenzierung in Richtungsparteien. Die Verbindung von Politik und Geschäft ist sehr eng. Politik befasst sich damit, Positionen im Staat zu besetzen, die dann wieder dafür eingesetzt werden, die eigene wirtschaftliche Position zu stärken, mit der dann wiederum die politische Position finanziert wird. Und deshalb ist die Macht, der Zugriff auf die staatlichen Institutionen überlebenswichtig für die jetzige Generation der Spitzenpolitiker."
Eine vage Hoffnung auf Wandel bleibt: Wenn der Druck der Sachthemen zunimmt. Der Krieg in Georgien und die Weltfinanzkrise verlangen Antworten, ist Stefan Chrobot überzeugt:
"Es werden finanzpolitische Themen kommen, es werden außenpolitische noch dringender werden , es werden soziale Fragen kommen und erst wenn da noch größerer Druck ist, wird sich die Politik um diese Fragen kümmern."
Bis dahin tragen die Menschen wieder einmal ihr Geld aus der Bank. Die meisten haben sich über die Jahre ein dickes Fell zugelegt.
"In der Ukraine erleben wir gerade den Kampf von zwei Personen. Die beiden nehmen ein ganzes Land in Geiselhaft. Es geht ums Präsidentenamt. Und 47 Millionen Bürger schauen zu - und können nichts tun."
"Wir haben als Sowjetbürger schon einmal vertraut und dann erlebt, dass unsere Spareinlagen verloren gegangenen sind. Da haben wir gelernt: Es ist riskant, den Banken zu vertrauen."
Studentin Valentina hat sich gerade eine Rate ihres Stipendiums auszahlen lassen. Auch ihr macht die Finanzkrise Sorgen:
"Die Situation in der Ukraine ist nicht sehr stabil, viele Banken werden zusammenbrechen. Ich würde jetzt kein Geld zur Bank bringen. "
In den letzten Tagen haben massenweise ukrainische Sparer ihre Konten geräumt und in eine härtere Währung umgetauscht. Der Auslöser: Wegen der weltweiten Finanzkrise war die viertgrößte ukrainische Bank in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Wie alle ukrainischen Institute hatte sie Kredite im Ausland aufgenommen und das Geld daheim an ihre Kunden verliehen. Seit der Krise ist dem Land der Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten fast völlig versperrt. Inzwischen habe die Nationalbank die Lage aber unter Kontrolle. Meint Andre Artelt, Repräsentant der Landesbank Berlin in der Ukraine:
"Die Nationalbank hat wichtige Entscheidungen getroffen, es wurden Liquiditätsspritzen hier gemacht, auch Stabilisierungsdarlehen erteilt an ukrainische Banken, sodass insgesamt die Situation jetzt als stabil betrachtet werden kann. Wir müssen sehen ob das jetzt ausreichend ist, aber auf jeden Fall muss man sich auf künftige Wirren vorbereiten."
Um die heimischen Banken zu retten und die Abwertung der Währung zu stoppen, greift die Nationalbank zu harten Mitteln: Spareinlagen dürfen bis auf weiteres nur zum Laufzeitende ausgezahlt werden. Banken geben keine neuen Privat-Kredite. Und Geldautomaten spucken nur noch maximal 1000 Hrivnia, umgerechnet 150 Euro, pro Tag aus. Gleichzeitig bemüht sich die Nationalbank um einen Milliarden-Kredit des Internationalen Währungsfonds. Der deutsche Banker Andre Artelt zollt den ukrainischen Währungshütern Respekt. Er ist überzeugt,
"dass derzeit die Nationalbank, das einzige Institut ist, das einzige Organ ist, das die finanzielle Situation noch steuert. "
Denn von den Politikern kümmert sich keiner: Unbeeindruckt von der Finanzkrise geht das politische Hickhack um vorgezogene Neuwahlen weiter. Präsident Juschtschenko versucht, mit Hilfe dieser Wahlen seine ärgsten Rivalin Julia Timoschenko loszuwerden. Die aber will unbedingt Premierministerin bleiben, um mit dem Amtsbonus 2010 selbst Präsidentin zu werden. Darum weigert sich ihre Regierung, Geld für die Vorbereitung der Wahlen bereit zu stellen. Ob wie geplant im Dezember gewählt wird, steht in den Sternen. Stephan Chrobot leitet das Ukraine-Büro der SPD-nahen Friedrich Ebert Stiftung. Er warnt davor, die ukrainische Politik nach deutschem Muster verstehen zu wollen.
"Wir haben hier noch keine klare Differenzierung in Richtungsparteien. Die Verbindung von Politik und Geschäft ist sehr eng. Politik befasst sich damit, Positionen im Staat zu besetzen, die dann wieder dafür eingesetzt werden, die eigene wirtschaftliche Position zu stärken, mit der dann wiederum die politische Position finanziert wird. Und deshalb ist die Macht, der Zugriff auf die staatlichen Institutionen überlebenswichtig für die jetzige Generation der Spitzenpolitiker."
Eine vage Hoffnung auf Wandel bleibt: Wenn der Druck der Sachthemen zunimmt. Der Krieg in Georgien und die Weltfinanzkrise verlangen Antworten, ist Stefan Chrobot überzeugt:
"Es werden finanzpolitische Themen kommen, es werden außenpolitische noch dringender werden , es werden soziale Fragen kommen und erst wenn da noch größerer Druck ist, wird sich die Politik um diese Fragen kümmern."
Bis dahin tragen die Menschen wieder einmal ihr Geld aus der Bank. Die meisten haben sich über die Jahre ein dickes Fell zugelegt.
"In der Ukraine erleben wir gerade den Kampf von zwei Personen. Die beiden nehmen ein ganzes Land in Geiselhaft. Es geht ums Präsidentenamt. Und 47 Millionen Bürger schauen zu - und können nichts tun."