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Finanzmanagement an Hochschulen

Bundesweit stehen Universitäten unter hohem Wettbewerbsdruck. Der Zwang zum Sparen nimmt zu. So müssen die drei großen Berliner Hochschulen bis 2009 ihr Haushaltsvolumen um 75 Millionen Euro reduzieren. Für die Freie Universität Berlin bedeutet das 23 Millionen Euro weniger. Dazu kommen weitere Mittelkürzungen in Höhe von etwa 20 Millionen Euro durch Tariferhöhungen, steigende Pensionslasten und höhere Energiekosten.

Von Verena Kemna |
    Knappe Mittel und steigender Wettbewerbsdruck, das gilt für alle bundesdeutschen Hochschulen gleichermaßen. Da wird die Suche nach geeigneten Methoden unternehmerischer Hochschulsteuerung immer entscheidender, davon ist Peter Lange, Kanzler der FU Berlin, überzeugt. Leistungsbezogene Mittelvergabe ist nur eine von vielen Stellschrauben.

    " Das heißt ein Fachbereich, der wenig Drittmittel einwirbt, bekommt wenig zusätzliches Geld, es sei denn, dieser Fachbereich hat einen enorm hohen Output in der Lehre. Output heißt, dass die Studierenden die in dem Fach aufgenommen wurden auch tatsächlich zum Abschluss geführt werden. So dass ein Fachbereich in der Lage ist, unterschiedliche Reaktionsmöglichkeiten zu entfalten. Entweder stärkt man den Lehrbereich oder den Forschungsbereich. Die Konkurrenz zwischen den Fachbereichen muss sich so auswirken, dass man sich bewusst verhält. "

    Die Erwartungen an das Leitungspersonal der Hochschulen sind hoch. Sind sie es doch, die über zugewiesene Budgets im Sinne der Wissenschaft entscheiden.

    " Das bedingt, dass auch die Leitungspositionen professioneller ausgerichtet werden müssen. Also mit anderen Worten, Vorbereitungen auf einen Mentalitätswechsel vollzogen werden müssen und wir sind mitten in diesem Prozess. "

    Doch allzu oft fehlt es an unternehmerischen Qualitäten, so der Tenor vieler Experten bei der UniFinanz-Tagung. Professor Dietrich Budäus lehrt an der Hamburger Universität Public Management. Er beklagt, dass entsprechende Einrichtungen in den vergangenen Jahren sukzessive abgebaut wurden. Zu wenig Personal mit Managementqualitäten, das ist für den Verwaltungsexperten in der Diskussion um die Wettbewerbssituation deutscher Hochschulen das zentrale Problem.

    " Das ist richtig, daran wird sich nichts ändern, aber es wird das Bewusstsein vielleicht geprägt, dass die Universitäten sich damit auseinander setzen müssen, ob sie zum fünften Marketing-Lehrstuhl noch den sechsten Marketing-Lehrstuhl hinzunehmen. Oder ob sie nicht sagen, wir müssen wirklich etwas für den öffentlichen Sektor tun und hier einen Lehrstuhl für Public Management einrichten. "

    Seine Vision für das Hochschulwesen ist ein so genanntes Gutscheinsystem. So könnte sich jeder Abiturient mit einem Gutschein selbständig Bildung einkaufen. Nur so würden die Universitäten ihr Angebot an der Nachfrage orientieren. Doch die Realität an deutschen Hochschulen ist genau umgekehrt.

    " Die Universitäten bieten bestimmte Leistungen an und legen dann über Prüfungsordnungen fest, wer diese Leistungen nachfragen kann. Der Student hat vergleichsweise geringe Möglichkeiten das Angebot zu beeinflussen. Über so ein Gutscheinsystem müssten sich die Universitäten bemühen ihr Angebot so zu gestalten, wie es von der Nachfrage her gebraucht wird. "

    Eine Vision, an der Dietrich Budäus festhält. Doch er sieht auch reale Chancen.

    " Das Schwerpunkte, Profile gebildet werden, strategische Planungen entwickelt werden und über diesen Bereich sich Universitäten profilieren können und eine positive Resonanz bekommen und dadurch wiederum besser an Mittel und Budgets kommen. "