Der Transport zum Krankenhaus war ungewöhnlich, ebenso das Paket, das Catherine Boisvert in die Radiologie nach Tallinn brachte: anderthalb Meter lang und 60 Kilogramm schwer, das Ganze eingebacken in fossilem Ton: die Überreste von Panderichthys, dem Vorfahren aller heutigen Vögel, Säugetiere, Reptilien und Amphibien. Da das 385 Millionen Jahre alte Fossil nur bruchstückhaft erhalten war, war größte Vorsicht bei dem Transport angesagt und auch bei der Untersuchung. Die Paläontologin hat sich daher für eine relativ ungewöhnliche Untersuchungsmethode entschieden.
"Wir haben das Fossil ins Krankenhaus gebracht und dort in einen Computertomographen gelegt. Auf diese Weise konnten wir alle inneren Strukturen des Schädels und des Rumpfes scannen. Mit Hilfe einer Software konnten wir dann ein dreidimensionales Modell des Fossils erstellen und es von allen Seiten und in all seinen Details betrachten, ohne es irgendwie zu präparieren und dabei winzige Strukturen zu zerstören."
Die schwedische Forscherin von der Universität Uppsala wollte mit dem Fossil aus Lettland eine alte Hypothese überprüfen. Wann und aus welchen Knochen haben sich Finger- und Zehenglieder entwickelt? Besaß der erste Vierbeiner der Welt schon Finger oder entstanden diese zarten Glieder erst 15 Millionen Jahre später, nachdem das Festland endgütig erobert worden war? Bei den ohnehin seltenen Fossilen aus der Zeit waren die entscheidenden Flossenenden meist zu schlecht erhalten. Selbst gut präparierte Exemplare konnten diese Frage einfach nicht eindeutig beantworten. Aber nur weil der Knochen fehlt, muss das nicht heißen, dass er nie da war oder anders ausgedrückt: Das Fehlen eines Beweises ist kein Beweis für das Fehlen eines solchen Knochens.
"Selbst 1995 haben wir noch gedacht, dass Finger eine völlig eigenständige Erfindung der Landwirbeltiere waren, da wir in keinem Fischurahnen Strukturen gefunden haben, die auch nur ansatzweise als Finger-Ursprung hätten interpretiert werden können. So richtig überzeugt waren wir in den vergangenen Jahren aber nicht mehr. Jetzt haben wir endlich den Beweis, dass Finger keine moderne Erfindung sind, sondern nur eine Weiterentwicklung alter Strukturen, die wir schon in dem fischigen Vorfahren finden."
Catherine Boisvert konnte mit Hilfe der CT-Scans eindeutig beweisen, dass die ersten Landwirbeltiere Strukturen wie Finger und Zehen eben doch nicht "plötzlich erfunden" haben, sondern dass im Laufe der Evolution vorhandene Strukturen wie Flossen einfach und stetig weiterentwickelt wurden.
"Am Ende der Flossen entdeckten wir jeweils vier winzige Elemente, die nebeneinander ausgerichtet sind. Die sehen genauso aus wie die ersten Finger, die wir von späteren Vierbeinern kennen. Und das ist wirklich unglaublich. Nicht nur, dass sich Panderichthys schon aufstützen und aus dem Wasser mit zwei nach vorn gerichteten Augen schauen konnte, er ist mit dieser Entdeckung nun endgültig genau das, was man unter einer Übergangsform versteht: Ein flaches Tier, das mit seinen großen umgebauten Vorderflossen schon krabbeln konnte, hinten mit kleinen Flossen aber noch wie ein Fisch schlängelte. Das Ganze sieht wirklich sehr drollig aus."
Damit konnte die schwedische Paläontologin ein großes Rätsel endgültig lösen. Als vor rund 360 Millionen Jahren die ersten Vierbeiner an Land krochen, um dieses zu besiedeln, hatten sie schon vorab alle wichtigen Organe, Strukturen und Extremitäten angelegt. Lediglich in der Feinjustierung gab es noch Veränderungen, aber Erfindungen und völlig neue Knochen gab es nicht mehr.
"Wir haben das Fossil ins Krankenhaus gebracht und dort in einen Computertomographen gelegt. Auf diese Weise konnten wir alle inneren Strukturen des Schädels und des Rumpfes scannen. Mit Hilfe einer Software konnten wir dann ein dreidimensionales Modell des Fossils erstellen und es von allen Seiten und in all seinen Details betrachten, ohne es irgendwie zu präparieren und dabei winzige Strukturen zu zerstören."
Die schwedische Forscherin von der Universität Uppsala wollte mit dem Fossil aus Lettland eine alte Hypothese überprüfen. Wann und aus welchen Knochen haben sich Finger- und Zehenglieder entwickelt? Besaß der erste Vierbeiner der Welt schon Finger oder entstanden diese zarten Glieder erst 15 Millionen Jahre später, nachdem das Festland endgütig erobert worden war? Bei den ohnehin seltenen Fossilen aus der Zeit waren die entscheidenden Flossenenden meist zu schlecht erhalten. Selbst gut präparierte Exemplare konnten diese Frage einfach nicht eindeutig beantworten. Aber nur weil der Knochen fehlt, muss das nicht heißen, dass er nie da war oder anders ausgedrückt: Das Fehlen eines Beweises ist kein Beweis für das Fehlen eines solchen Knochens.
"Selbst 1995 haben wir noch gedacht, dass Finger eine völlig eigenständige Erfindung der Landwirbeltiere waren, da wir in keinem Fischurahnen Strukturen gefunden haben, die auch nur ansatzweise als Finger-Ursprung hätten interpretiert werden können. So richtig überzeugt waren wir in den vergangenen Jahren aber nicht mehr. Jetzt haben wir endlich den Beweis, dass Finger keine moderne Erfindung sind, sondern nur eine Weiterentwicklung alter Strukturen, die wir schon in dem fischigen Vorfahren finden."
Catherine Boisvert konnte mit Hilfe der CT-Scans eindeutig beweisen, dass die ersten Landwirbeltiere Strukturen wie Finger und Zehen eben doch nicht "plötzlich erfunden" haben, sondern dass im Laufe der Evolution vorhandene Strukturen wie Flossen einfach und stetig weiterentwickelt wurden.
"Am Ende der Flossen entdeckten wir jeweils vier winzige Elemente, die nebeneinander ausgerichtet sind. Die sehen genauso aus wie die ersten Finger, die wir von späteren Vierbeinern kennen. Und das ist wirklich unglaublich. Nicht nur, dass sich Panderichthys schon aufstützen und aus dem Wasser mit zwei nach vorn gerichteten Augen schauen konnte, er ist mit dieser Entdeckung nun endgültig genau das, was man unter einer Übergangsform versteht: Ein flaches Tier, das mit seinen großen umgebauten Vorderflossen schon krabbeln konnte, hinten mit kleinen Flossen aber noch wie ein Fisch schlängelte. Das Ganze sieht wirklich sehr drollig aus."
Damit konnte die schwedische Paläontologin ein großes Rätsel endgültig lösen. Als vor rund 360 Millionen Jahren die ersten Vierbeiner an Land krochen, um dieses zu besiedeln, hatten sie schon vorab alle wichtigen Organe, Strukturen und Extremitäten angelegt. Lediglich in der Feinjustierung gab es noch Veränderungen, aber Erfindungen und völlig neue Knochen gab es nicht mehr.