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Fipronil
Belastete Eier in immer mehr Bundesländern

Der Skandal um die mit Fipronil verseuchten Eier weitet sich aus, immer mehr Bundesländer sind betroffen. Allerdings gilt das gesundheitliche Risiko als gering. Verbraucherschützer kritisieren aber die Informationspolitik der Behörden.

03.08.2017
     Im Auftrag der niederländischen Lebensmittelkontrollbehörde NVWA werden am 02.08.2017 rund eine Million Eier aus einer Geflügelfarm in Onstwedde (Niederlande) zerstört, weil sie mit dem Insektizid Fipronil verseucht sind.
    Immer mehr Eier sind auch in Deutschland mit Fipronil belastet. (dpa-Bildfunk / Huisman Media)
    Nach Angaben von Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt (CSU) ist Deutschland stärker vom Skandal um belastete Eier betroffen als zunächst angenommen. Die Warenströme würden derzeit mit Hochdruck untersucht. Ein vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit betriebenes Internetportal listet inzwischen zwölf betroffene Bundesländer auf. Man gehe aber davon aus, dass eine akute gesundheitliche Gefährdung praktisch ausgeschlossen sei.
    Am Wochenende war bekannt geworden, dass mit dem Insektizid verseuchte Eier aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert wurden - darunter auch Bio-Eier. Nach Angaben der Verbraucherzentrale Bremen kam Fipronil auch in Niedersachsen zum Einsatz. Dort stehen fünf Legehennenhalter unter Verdacht, Ställe mit fipronilhaltigem Anti-Läusemittel Dega-16 desinfiziert zu haben. Ihre Höfe wurden geschlossen. Bei einem von ihnen wurden belastete Eier schon festgestellt.
    Verkaufsstopp in deutschen Supermärkten
    Große deutsche Supermärkte und Discounter haben mittlerweile den Verkauf von Eiern aus Betrieben unter Fipronil-Verdacht gestoppt. Zugleich betonten die großen Ketten, dass Kunden die Ware unkompliziert zurückgeben könnten. Aldi Süd hat nach eigenen Angaben darüber hinaus in einzelnen Regionen Freiland-, Bodenhaltungs- und auch Bio-Eier aus niederländischen Betrieben aus dem Verkauf genommen. Nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) seien die Fipronil-Gehalte jedoch so gering, dass keine gesundheitliche Beeinträchtigung bestehe.
    Kritik an Informationspolitik
    Mittlerweile nimmt die Kritik an den Behörden zu. Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) bemängelt den schleppenden Informationsfluss des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Sie fordert eine zentrale Einschätzung und bundeseinheitliche konkrete Verhaltensempfehlungen.
    Die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Schulze Föcking forderte die niederländischen Behörden auf, rasch eine Liste mit den Nummern der belasteten Eiern vorzulegen. Da aus den Niederlanden täglich neue Meldungen kämen, müsse man von sehr viel mehr kontaminierten Eiern ausgehen als bisher bekannt sei, sagte sie der "Rheinischen Post" aus Düsseldorf. Niederländische Züchter sprechen dagegen von "Panikmache".
    Insektizid-Beimischung in Desinfektionsmittel
    Als Auslöser des Skandals gilt das Desinfektionsmittel Dega-16, dem Fipronil beigemischt wurde. Das Insektizid, mit dem unter anderem Flöhe und Läuse bekämpft werden, darf in der Geflügelzucht nicht verwendet werden. Ein belgischer Händler steht im Verdacht, dies dennoch getan zu haben. Fipronil kann in hohen Konzentrationen toxisch auf das Nervensystem wirken. Wie genau Fipronil auf Menschen wirkt, ist nach Angaben des BfR nicht bekannt. Bei Ratten schädigt der Stoff in Experimenten das Nervensystem und die Leber.
    (ali)