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Firmenlogos als Tattoos
Werbung hautnah

Tino Krause verkauft seine Haut als Werbefläche. Der 28-Jährige wollte sowieso ein Tattoo haben und möchte mit einer einzigartigen Marketingstrategie auffallen. Inzwischen hat er sich die ersten drei Firmenlogos stechen lassen. Weitere sollen folgen.

Von Thilo Körting |
    Ein Tätowierer bei der Arbeit.
    Tino Krause will die Arme, die Brust und den Rücken bis hoch zum Hals tätowieren zu lassen. (picture-alliance / ZB / Arno Burgi)
    Das Tattoo-Studio in Taucha bei Leipzig ist hell und sauber. An den Wänden hängen Fotos von verzierten Händen und Motive wie Totenschädel oder Pistolen. Im Vorraum stehen Sessel und Bänke, die aus hölzernen Europaletten gebastelt wurden. Hier sitzt Tino Krause und wartet auf sein allererstes Tattoo.
    "Vor zwei Tagen war ich mehr aufgeregt als jetzt, jetzt geht’s. Ich freu mich natürlich, dass es jetzt losgeht. Bin natürlich gespannt auf die Schmerzen, was für Schmerzen auf mich zu kommen. Aber ich bin sehr optimistisch, dass ich das alles durchstehen werde."
    Dennoch wird Tino Krause mit jeder Minute ungeduldiger, geht nach draußen und raucht eine Zigarette nach der anderen. Eine Aufregung, die vielleicht viele Tätowierte kennen. Aber bei dem 28-Jährigen liegt der Fall doch etwas anders: Selbst wenn er wollte - er kann keinen Rückzieher machen. Der muskulöse Mann, mit den kurzen dunklen Haaren lässt sich dafür bezahlen, Firmenlogos in die eigene Haut stechen zu lassen. Bereits seit einigen Jahren ist Tino Krause beruflich im Bereich Marketing tätig und will sich nun als eine Art lebende Litfaßsäule vermarkten:
    "Ich wollte schon immer ein Tattoo haben, habe aber nie so richtig gewusst, was ich mir tätowieren lasse und bin dann halt auf die Idee gekommen, warum nicht das, was ich mir tätowiere, noch professionell vermarkten. Und so sind mir halt Firmenlogos in den Kopf geschossen, weil die sich draußen am besten vermarkten lassen."
    Auf gleich zwei Facebook-Kanälen ist die Aktion live zu sehen
    Kurz nach elf ist es dann soweit: Tino geht ins Studio, setzt sich auf den Stuhl. Sein Tattoo-Artist beginnt am rechten Oberarm das erste Firmenlogo zu stechen. Um ihn stehen Menschen mit Kameras und Mikrofonen. Auf gleich zwei Facebook-Kanälen wird die Aktion live gestreamed. Krauses Plan: die Arme, die Brust und den Rücken bis hoch zum Hals tätowieren zu lassen. Dafür hat er seine Haut in mehrere ungefähr neun Quadratzentimeter große Bereiche aufgeteilt, die Werbekunden kaufen können. Die Preise reichen von sechseinhalb Tausend Euro am Rücken bis 15.000 am Hals. Tätowierer Joszef Györök war zuerst irritiert von der Idee.
    "Normalerweise mag ich diese kleinen Sachen nicht. Aber das hier ist eine andere Situation, weil es ein größeres Projekt ist. Er will den ganzen Körper voller Logos, das schon interessanter, als jemand der nur eines will."
    Tino stellt es sich auch als Gesamtkunstwerk vor, dass sein Oberkörper am Ende einfach komplett verziert ist. Der Gedanke, möglicherweise bis an sein Lebensende mit Werbelogos herumlaufen zu müssen, stört ihn nicht.
    Tino Krause lässt sich nicht alles stechen
    "Ich will ja zur lebendigen Litfaßsäule werden und das zeichnet mich dann halt aus. Das bin ich dann und so bleibe ich auch mein ganzes Leben."
    Allerdings lässt Tino Krause sich nicht einfach alles stechen. Die Firmen müssen sich um den Platz auf seiner Haut bewerben und er hat bereits Absagen erteilt.
    "Natürlich mache ich nicht alles mit: Alles, was unter der Gürtellinie ist so oder so nicht; alles, was pornographisch ist; alles, was gewalttätig ist, werde ich mir nicht tätowieren lassen."
    Nach nicht mal einer halben Stunde prangt auf Tinos Oberarm das Logo des Designers, der auch seine Website erstellt hat: Ein Schriftzug, der von mehreren dünnen Linien umrahmt wird. Der Auftraggeber Thomas Maiwald ist ebenfalls anwesend und fotografiert die ganze Aktion, die er verrückt findet und die ihn gerade deswegen begeistert.
    "Irgendwo habe ich da ein Denkmal – nicht schlecht. Dem muss ich würdig werden, dass ist so die Geschichte dahinter. Was der Knabe macht, ist im schlechtesten Falle – fällt auf mein Image zurück. Als da muss man schon an den Ohren halten und sagen Junge, Achtung."
    Auch das Tattoo-Studio will sich auf dem Rücken verewigen
    Denn Tino ist jetzt mit der Firma verbunden, beinahe unauflöslich. Wobei der Vertrag eine Klausel enthält, dass die Auftraggeber ihr Logo auf eigene Kosten jederzeit entfernen lassen können. Solange will und soll er die Kunden in der Öffentlichkeit präsentieren, am besten im Fernsehen, aber vor allem in den sozialen Medien, wo Werbung immer zielgerichteter verbreitet wird.
    Nachdem auch das Logo seiner eigenen Geschäftsidee auf der Brust fertig ist, folgt das letzte für diesen Tag: Auch das Tattoo-Studio will sich auf dem Rücken verewigen. Für den Tätowierer Joszef das leichteste Motiv des Tages, denn er trägt den Schriftzug selbst am Knöchel, um seine Verbundenheit zu zeigen. Doch für Tino Krause soll es nicht das Letzte bleiben. Es laufen bereits Verhandlungen mit weiteren potentiellen Auftraggebern, einige lokale Unternehmen zeigten Interesse. Beim nächsten Besuch würde er sich sogar gleich sechs oder sieben Tattoos stechen lassen. Doch für den heutigen Tag ist es erstmal genug.