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Tattooentfernung

Ein Drache, der Name des Ex-Partners oder ein sogenanntes Arschgeweih: Wer sich in seiner Jugend ein Tattoo hat stechen lassen, bereut es später oft. Die ungeliebte Körperbemalung kann mittlerweile mit hochmoderner Lasertechnik entfernt werden. Dabei können allerdings krebserregende Stoffe entstehen.

Von Andrea Westhoff | 07.03.2017
    Einem Patienten der Universitäts Klinik Bochum (Nordrhein-Westfalen) wird mittels eines neuartigen Lasers ein Tattoo auf der Brust entfernt.
    Die Farbpigmente des Tattoos werden durch den Laser zerstört. (dpa / picture-alliance / Marcus Simaitis)
    Schmetterlinge oder Totenkopf, geheimnisvolle Schriftzeichen oder Namenszüge – Tattoos sind ganz groß in Mode gekommen in den letzten Jahren. Aber manche bereuen früher oder später, was sie sich da als permanenten Körperschmuck zugelegt haben:
    "Meine Freunde sprechen mich immer drauf an: 'Was ist das für ein Name?' - 'Ja, von meinem Ex-Freund.' – 'Oh Gott, bist Du blöd.'" - Es ist halt sehr ungenau gestochen, sieht sehr grob aus." - Ich hab mir’n Tattoo machen lassen, da war ich 13, hab ich schon mit 16 bereut.' - 'Ich würd’s am liebsten abreißen, es nervt mich echt total.'"
    Frühere Methoden hinterließen Narben
    Ein Tattoo zu entfernen, das hat früher allerdings kaum jemand in Betracht gezogen. Warum, erklärt Dr. Carsten Philipp, Leiter des Zentrums für Lasermedizin an der Evangelischen Elisabeth-Klinik in Berlin:
    "Früher hat man die einzige Möglichkeit gehabt, das herauszuschneiden. Dann kam die Möglichkeit, dass man das mit einem CO2-Laser wegbrannte. Das hat häufig hässliche Narben hinterlassen, ähnlich wie das Ätzen oder das Abschleifen, weil die Hautschicht, in der diese Pigmente liegen, eine narbenfreie Reparatur nicht mehr zulässt, wenn sie einmal verletzt wird."
    Inzwischen kann man unliebsame Hautbemalungen mithilfe hochmoderner Lasertechnik loswerden. Einige Kliniken, Arztpraxen oder auch spezialisierte Kosmetikstudios wie "Tattoolos" bieten solche Behandlungen an:
    "Ich schalt schon mal ein, die Lüftung, und kühl schon mal ein bisschen vor, dann bitte die Brille aufsetzen"
    Kunde: "Ich hab mir vor 20 Jahren ein kleines Tattoo machen lassen am Oberarm, was mir nie so richtig gefallen hat, und das hab ich dann vor fünf Jahren entfernen lassen und habe dann darüber ein neues Tattoo machen lassen, was mir noch weniger gefällt, und jetzt lass ich das wieder entfernen."
    Laser zerstört Farbpigmente
    Der Laser sieht so ähnlich aus wie ein Bohrer beim Zahnarzt. Er stößt fast unsichtbare, aber hochenergetische Lichtblitze aus, während Petra van Bergen ihn langsam dicht über das Tattoo bewegt:
    "Der Laser macht folgendes: Der geht mit einer sehr schnellen Geschwindigkeit, also hier mit diesem Laser im Nanosekundenbereich, durch die Haut durch, die gesunde Haut reagiert eigentlich gar nicht bei dieser Geschwindigkeit, und wir stellen den Laser natürlich auch auf die Farbe des Tattoos ein, hier in diesem Fall, was wir gerade gemacht haben, auf Schwarz, das ist also die Wellenlänge 1064.
    In dem Moment, wo der Laser dann auf das Farbpigment trifft, wird das Farbpigment extrem hoch erhitzt, kühlt dann wieder ab, und in dem Moment platzt es oder zerfällt es."
    Kunde: "Das tut auch nicht mehr weh, als wenn man sich ein Tattoo stechen lässt, im Gegenteil, eher ein bisschen weniger. Ich nehme manchmal vorher ne halbe Ibuprofen, dann ist es völlig aushaltbar."
    Kühle Luft soll Schmerzen lindern
    Die Minus 30 Grad kalte Luft, die während des Laserns aus einer Düse auf die behandelte Stelle strömt, lindert ebenfalls den Schmerz. Bei fachgerechter Anwendung sollten sich auch keine Blasen bilden und keine Wunde entstehen. Denn die Farbe wird nicht direkt aus der Haut herausgeholt, erklärt der Dermatologe Dr. Carsten Philipp:
    "Unsere Phagozythen, unsere Abwehrzellen, sind in der Lage, diese kleinen Partikel aufzunehmen, zu verdauen, die transportieren die dann auch wieder über die Lymphknoten ab und entfernen sie so aus der Haut."
    Die zerplatzten Farbpigmente werden über die Nieren oder den Darm ausgeschieden. Allerdings lagert sich ein Teil auch dauerhaft in den Lymphknoten ab. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat zudem festgestellt, dass durch die "Aufsprengung" der Farbpartikel beim Lasern giftige und krebserregende Stoffe entstehen:
    "Es kann sein, dass sich diese Pigmentstoffe auch durch die Behandlung noch einmal verändern können, dass natürlich da auch bedenkliche Stoffe entstehen können, gerade aus Carbonverbindungen, aber auch sehr stark leuchtende Farben sind problematisch, es gibt Messungen, dass allerdings die Konzentration an Substanz sehr gering ist, und wenn man das vergleicht mit dem Moment, wo man die Tätowierung einbringt, da sind sehr viel höhere Konzentrationen, die man im Blut messen kann, und deswegen sollte man sagen: Das Hauptrisiko ist die Tätowierung an sich."
    Eine Sitzung dauert wenige Minuten
    Eine Tattooentfernung per Laser ist heute zwar einfacher, aber es braucht seine Zeit. Die Kunden wollen das zuerst gar nicht glauben, erzählt Petra van Bergen:
    "Wenn wir lasern, gerade am Anfang, wenn das Tattoo noch sehr dunkel ist, dann sieht das manchmal gleich ganz weiß aus. Wir nennen das Pop, man kann sich das so vorstellen wie ein angehauchter Spiegel, viele Kunden sagen dann 'Ah, es ist schon alles weg!' Aber natürlich ist das nicht so, weil dieser weiße Film, der sich da bildet, der geht dann wieder weg, und man sieht dann erst nach und nach eigentlich, dass so die Farbe verschwimmt."
    Die einzelne Laserbehandlung dauert zwar nur wenige Minuten. Aber es sind auf jeden Fall mehrere Sitzungen nötig, zwischen denen jeweils sechs Wochen liegen sollten. Und nicht immer gelingt die Tattooentfernung komplett.
    Dr. Philipp: "Es können bereits während der Anbringung des Tattoo schon Narben entstehen, und die sehen Sie zwar nicht, weil da jetzt Farbe drin ist, wenn Sie dann aber versuchen, diese zu entfernen, dann kommt die Narbe immer mehr zum Vorschein."
    Das Ergebnis hängt also von der Qualität des Tätowierers ab, aber selbstverständlich müssen auch bei der Tattooentfernung die Fachkenntnisse im Umgang mit dem Laser und die hygienischen Bedingungen stimmen. Dafür braucht man nicht unbedingt zu einem Arzt oder in die Klinik zu gehen, sagt Dr. Carsten Philipp, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Lasermedizin ist:
    "Aber die Problemfälle herauszufischen, wo eine Laserentfernung vielleicht nicht sinnvoll ist, weil es z. B. Nebenwirkungen gibt wie allergische Reaktionen, und natürlich auch die Beurteilung des Hautbildes in der Tätowierung: Gibt es dort Muttermale, gibt es dort Veränderungen, schwarze oder weiße Flecke, die letztlich Hauterkrankungen darstellen können, und so sehe ich, dass hier eine ärztliche Beratung erforderlich ist."
    Kosten müssen selbst getragen werden
    Die Kosten für die Entfernung des unliebsamen Hautschmucks muss man auf jeden Fall selber tragen. Da wird einem die Jugendsünde noch einmal richtig schmerzlich bewusst:
    Kunde: "Das ist ein Tattoo, was vielleicht so 10 mal 5 cm groß ist, das hat zum Stechen vielleicht 150 Euro gekostet, und jetzt zum Wegmachen geh ich mal davon aus, dass da 10 Sitzungen notwendig sind, und pro Sitzung muss ich im Moment auch 150 Euro bezahlen, also können Sie davon ausgehen, dass es so im Durchschnitt das Zehnfache, das Entfernen, gekostet hat."