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Fischsaurier ausbuddeln

Dienstag präsentierten im Filstal bei Göppingen der Kreisarchäologe und die Paläontologen der Universität Tübingen Funde vom Fischsaurierfriedhof in Eislingen, die ziemlich einmalig in Europa sind, weil die Reste von neun Fischsauriern recht gut erhalten sind.

26.07.2003
    Ein Beitrag von Cajo Kutzbach

    Alles noch nicht fertig. So sieht das Zeug dann aus, wenn man aus dem Gelände kommt.

    murmelt Dr. Michael Maisch im Magazin im Keller des Institutes für Geowissenschaften der Universität Tübingen, während er aus den Schubladen der riesigen Schränke Schachteln mit Funden präsentiert. Die Fischsaurier, die in Eislingen geborgen wurden, sind allerdings größer. Was ist an den von einem Privatsammler entdeckten Funden so besonders?

    Die hohe Konzentration von Funden an einer einzigen Stelle. Es sind insgesamt 17 Individuen nachgewiesen worden von diesen Fischsauriern. Davon sind zwei ziemlich vollständig. Vom Rest sind son paar Rippen und Wirbel und so weiter vorhanden. Aber es waren mindestens 17 Tiere die auf einer ziemlich kleinen Fläche in einer Fundschicht entdeckt worden sind. Und eine derartige Konzentration von Funden gibt es ansonsten weltweit nur noch einmal.

    Sie sind obendrein mit 180 Millionen Jahren jünger als die berühmten Holzmadener Fischsaurier und außerdem besser erhalten, so dass man auf neue Erkenntnisse hoffen darf. Für den Studenten Torsten Kaiserling war es die erste Ausgrabung:

    Es war eigentlich sehr spannend, vor Allem zu sehen wie genau das alles aufgenommen wird und mit was für Methoden da gearbeitet wird und vor allem auch zu erleben, wie anstrengend das ist in der glühenden Sonne da auf dem Bauch zu liegen und den Dreck da weg zu kratzen und vorsichtig dabei vor zu gehen.

    Sind die Funde geborgen, müssen sie aufbereitet werden, ehe die eigentliche wissenschaftliche Arbeit beginnen kann. Michael Maisch:

    Dann erfolgt als allerwichtigster Schritt zunächst mal die Präparation. Die Knochen sind ja noch von Gestein umschlossen, im Gestein eingeschlossen und müssen von allen Seiten frei gelegt werden. Das ist eine sehr langwierige, sehr aufwendige, sehr schwierige, handwerklich sehr anspruchsvolle Arbeit, die da ausgeführt werden muss, denn wenn die Präparation schlecht ist, die Knochenoberfläche verletzt wird, die Stücke dementsprechend furchtbar aussehen hinterher, dann sind sie wissenschaftlich nahezu wertlos.

    Da es bei Versteinerungen sehr darauf ankommt, die Entstehung der Funde rekonstruieren zu können braucht man fundierte geologische Kenntnisse. Genauso muss man aber auch etwas von Biologie verstehen:

    Man muss als Paläontologe sowohl von der Rezentbiologie Einiges verstehen als auch von der Geologie. Ich selbst bin ja diplomierter Geologe - ich führe auch den Titel eines Diplomgeologen - und das ist der normale Weg, den man in Deutschland zu beschreiten hat.

    Ein sehr vielseitiges und hochinteressantes Studium, das allerdings angesichts der Sparmaßnahmen keine gesicherte Zukunft bietet. Michael Maisch etwa arbeitet zur Zeit ohne Bezahlung, aber er denkt nicht daran deshalb als Geologe zu arbeiten:

    Wenn ich was Anderes machen würde, dann wohl einen Job der mit Geologie überhaupt nichts zu tun hat. Ich habe Geologie und Paläontologie studiert weil mich die fossilen Wirbeltiere, insbesondere die Saurier interessiert haben und das ist das, womit ich mich beschäftigen will. Ich will nicht irgendwo in Afrika Brunnen bohren oder in Bitterfeld den Dreck aus der Erde pumpen, sondern ich will Wirbeltierpaläontologie machen. Das ist für mich das Interessante und der faszinierende Aspekt und bevor ich ins Ingenieurbüro gehe oder so, da mach ich lieber ne Pommesbude auf.