Ganz schön ordentliche Wassermassen für so ein oberschwäbisches Flüsschen: Auf über 600 Liter Wasser pro Sekunde schafft es die Hofser Aach an diesem Wehr im Weiler Rotis, zehn Kilometer von der baden-württembergischen Kleinstadt Leutkirch im Allgäu entfernt. Etwa die Hälfte davon wird umgeleitet und fließt durch die Turbine der nahegelegenen Rotismühle, die derzeit nur deshalb stillsteht, weil sie umfangreichen Sanierungsarbeiten unterzogen werden soll.
"Sexy daran ist, dass ich sagen kann: Ich produziere meinen Strom selber. Ich mache ihn, ohne das Klima-Gas Kohlendioxid, ohne Staub, ohne Stickstoff in die Luft zu blasen. Es ist mit das Ökologischste, was es gibt."
Julian Aicher, Betreiber der Rotismühle, ist ein Wasserkraft-Fan durch und durch. Mit seinen Turbinen produziert er im Jahr so um die 35 000 Kilowattstunden Strom, in guten Jahren auch mehr - das reicht für sieben bis acht Haushalte. Doch das naturnahe Image des Klein-Wasserkraftwerkes hat Schrammen bekommen. Rainer Berg ist Leiter der baden-württembergischen Fischereiforschungsstelle in Langenargen am Bodensee.
"Es ist natürlich generell ein Dilemma: Wir wollen alle etwas für die alternative Energie tun. Aber wie befinden hier in einem Dilemma zwischen den Umweltschutzaspekten und den Artenschutzaspekten, dem Erhalt unserer Fischlebewelt."
Die sieht der Fischereibiologe gerade durch die Klein-Wasserkraftwerke zunehmend gefährdet. Denn: Die Fische würden von den Turbinen häufig angesaugt und brutal zerstückelt. Ergebnis: Der Bestand an Wanderfischen, zu denen unter anderem Lachse und Aale gehören, sei auch in kleinen Fließgewässern deutlich zurückgegangen.
"Es sind bundesweit viele Untersuchungen durchgeführt worden bezüglich der Turbinenschäden, also mit Verletzungen von Fischen. Und die haben sich praktisch überall bestätigt."
Gerade bei kleinen, privat betriebenen Wasserkraftwerken trete das Problem besonders gravierend zutage: Größere Anlagen nämlich seien mit aufwendigen Fischtreppen ausgestattet. Dabei haben die Fische die Möglichkeit, die tödlichen Turbinen regelrecht zu umschwimmen. Anders dagegen bei Kleinkraftwerken:
"Bei Kleinwasserkraftanlagen haben wir die Schwierigkeit, dass diese Anlagen schon von Haus aus, aus wirtschaftlichen Überlegungen, nicht gleiche Aufwendungen für Fischaufstiege erbringen können, wie sehr große Anlagen zum Beispiel am Hochrhein oder an den anderen großen Fließstrecken unseres Landes."
Kleinkraftwerk-Betreiber Julian Aicher, zugleich Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke, weist die Vorwürfe zurück:
"Da sind parallel verlaufende Gitterstäbe vor den Kraftwerken, die Laub, Äste und ähnliches Treibgut von den Turbinen fernhalten sollen. Und diese Gitterstäbe stehen bei Kleinkraftwerken in der Regel zwei Zentimeter voneinander weg. Bei diesem sogenannten Stab-Abstand gar nicht mehr rein, selbst wenn sie's wollten."
Den Rückgang des Fischbestandes führt Aicher auf andere Umwelteinflüsse zurück.
"Es gibt in den Gewässern heute ein ganz großes Problem: nämlich Hormone aus Tabletten, aus pharmazeutischen Produkten; Hormone, von denen niemand weiß, wie die im Zusammenspiel wirken. Und da wird in Anglerkreisen vermutet, dass bestimmte Hormone die Fischmännchen unfruchtbar machen."
Allerdings gibt Aicher zu, dass nicht alle Kleinwasser-Kraftanlagen über Fischaufstiege verfügen. Die nämlich seien teuer und schwer finanzierbar. Die durch das Erneuerbare-Energie-Gesetz garantierte Einspeisevergütung für Strom aus Wasserkraft liegt seit über zehn Jahren konstant bei knapp bei 9,1 Cent pro Kilowattstunde. Bei einer sogenannten Ökologisierung der Anlage durch den Bau einer Fischtreppe oder eines Umgehungsbaches, erhöht sich der Betrag auf zwölf Cent. Das ist aber immer noch deutlich weniger als die Vergütung für Solarstrom, die je nach Standort zwischen 18 und 25 Cent pro Kilowattstunde liegt. Julian Aicher glaubt deshalb, dass eine Erhöhung der Einspeisevergütung auch den Bau einer Fischtreppe attraktiver erscheinen lässt:
"Die zwei Cent mehr, die es gibt, um irgendetwas zu ökologisieren, würde bei mir etwa 1000 Euro mehr Stromverkaufserträge pro Jahr mehr bedeuten. Und das hieße: Wenn ich einen Fischpass bauen müsste, der 20.000 Euro kosten würde, müsste ich 20 Jahre abzahlen. Dann hätte ich aber noch keine Zinsen bezahlt."
Langfristig werden die Betreiber von Kleinwasserkraftwerken aber um solche Investitionen nicht herumkommen: Dies ergebe sich aus der Wasserrahmenrichtlinie der EU, so ein Sprecher des Landkreises Ravensburg. Dort wird ein guter ökologischer Zustand der Fließgewässer gefordert; Fischaufstiege an den Klein-Turbinen inklusive. Hier erarbeite man gemeinsam mit den Betreibern für jedes Mini-Kraftwerk einen Modernisierungsplan. Bei insgesamt 100 Anlagen im Kreis Ravensburg könnten dabei Jahre ins Land ziehen. Wer unter den Kleinkraftwerkbesitzern nicht mitmachen will, dem droht Ungemach: In einem Fall verweigerte der Betreiber die Zusammenarbeit; gegen ihn ist zwischenzeitlich eine Klage anhängig.
"Sexy daran ist, dass ich sagen kann: Ich produziere meinen Strom selber. Ich mache ihn, ohne das Klima-Gas Kohlendioxid, ohne Staub, ohne Stickstoff in die Luft zu blasen. Es ist mit das Ökologischste, was es gibt."
Julian Aicher, Betreiber der Rotismühle, ist ein Wasserkraft-Fan durch und durch. Mit seinen Turbinen produziert er im Jahr so um die 35 000 Kilowattstunden Strom, in guten Jahren auch mehr - das reicht für sieben bis acht Haushalte. Doch das naturnahe Image des Klein-Wasserkraftwerkes hat Schrammen bekommen. Rainer Berg ist Leiter der baden-württembergischen Fischereiforschungsstelle in Langenargen am Bodensee.
"Es ist natürlich generell ein Dilemma: Wir wollen alle etwas für die alternative Energie tun. Aber wie befinden hier in einem Dilemma zwischen den Umweltschutzaspekten und den Artenschutzaspekten, dem Erhalt unserer Fischlebewelt."
Die sieht der Fischereibiologe gerade durch die Klein-Wasserkraftwerke zunehmend gefährdet. Denn: Die Fische würden von den Turbinen häufig angesaugt und brutal zerstückelt. Ergebnis: Der Bestand an Wanderfischen, zu denen unter anderem Lachse und Aale gehören, sei auch in kleinen Fließgewässern deutlich zurückgegangen.
"Es sind bundesweit viele Untersuchungen durchgeführt worden bezüglich der Turbinenschäden, also mit Verletzungen von Fischen. Und die haben sich praktisch überall bestätigt."
Gerade bei kleinen, privat betriebenen Wasserkraftwerken trete das Problem besonders gravierend zutage: Größere Anlagen nämlich seien mit aufwendigen Fischtreppen ausgestattet. Dabei haben die Fische die Möglichkeit, die tödlichen Turbinen regelrecht zu umschwimmen. Anders dagegen bei Kleinkraftwerken:
"Bei Kleinwasserkraftanlagen haben wir die Schwierigkeit, dass diese Anlagen schon von Haus aus, aus wirtschaftlichen Überlegungen, nicht gleiche Aufwendungen für Fischaufstiege erbringen können, wie sehr große Anlagen zum Beispiel am Hochrhein oder an den anderen großen Fließstrecken unseres Landes."
Kleinkraftwerk-Betreiber Julian Aicher, zugleich Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke, weist die Vorwürfe zurück:
"Da sind parallel verlaufende Gitterstäbe vor den Kraftwerken, die Laub, Äste und ähnliches Treibgut von den Turbinen fernhalten sollen. Und diese Gitterstäbe stehen bei Kleinkraftwerken in der Regel zwei Zentimeter voneinander weg. Bei diesem sogenannten Stab-Abstand gar nicht mehr rein, selbst wenn sie's wollten."
Den Rückgang des Fischbestandes führt Aicher auf andere Umwelteinflüsse zurück.
"Es gibt in den Gewässern heute ein ganz großes Problem: nämlich Hormone aus Tabletten, aus pharmazeutischen Produkten; Hormone, von denen niemand weiß, wie die im Zusammenspiel wirken. Und da wird in Anglerkreisen vermutet, dass bestimmte Hormone die Fischmännchen unfruchtbar machen."
Allerdings gibt Aicher zu, dass nicht alle Kleinwasser-Kraftanlagen über Fischaufstiege verfügen. Die nämlich seien teuer und schwer finanzierbar. Die durch das Erneuerbare-Energie-Gesetz garantierte Einspeisevergütung für Strom aus Wasserkraft liegt seit über zehn Jahren konstant bei knapp bei 9,1 Cent pro Kilowattstunde. Bei einer sogenannten Ökologisierung der Anlage durch den Bau einer Fischtreppe oder eines Umgehungsbaches, erhöht sich der Betrag auf zwölf Cent. Das ist aber immer noch deutlich weniger als die Vergütung für Solarstrom, die je nach Standort zwischen 18 und 25 Cent pro Kilowattstunde liegt. Julian Aicher glaubt deshalb, dass eine Erhöhung der Einspeisevergütung auch den Bau einer Fischtreppe attraktiver erscheinen lässt:
"Die zwei Cent mehr, die es gibt, um irgendetwas zu ökologisieren, würde bei mir etwa 1000 Euro mehr Stromverkaufserträge pro Jahr mehr bedeuten. Und das hieße: Wenn ich einen Fischpass bauen müsste, der 20.000 Euro kosten würde, müsste ich 20 Jahre abzahlen. Dann hätte ich aber noch keine Zinsen bezahlt."
Langfristig werden die Betreiber von Kleinwasserkraftwerken aber um solche Investitionen nicht herumkommen: Dies ergebe sich aus der Wasserrahmenrichtlinie der EU, so ein Sprecher des Landkreises Ravensburg. Dort wird ein guter ökologischer Zustand der Fließgewässer gefordert; Fischaufstiege an den Klein-Turbinen inklusive. Hier erarbeite man gemeinsam mit den Betreibern für jedes Mini-Kraftwerk einen Modernisierungsplan. Bei insgesamt 100 Anlagen im Kreis Ravensburg könnten dabei Jahre ins Land ziehen. Wer unter den Kleinkraftwerkbesitzern nicht mitmachen will, dem droht Ungemach: In einem Fall verweigerte der Betreiber die Zusammenarbeit; gegen ihn ist zwischenzeitlich eine Klage anhängig.