Am vergangenen Freitag einigten sich die Finanzminister von Bund und Ländern am Rande einer Bundesratssitzung auf die Aufgabe von Fiscus - einer bundesweit einheitlichen Basis für die Finanzverwaltung. Grund hierfür war die karge Ausbeute an Ergebnissen, die während der inzwischen dreizehnjährigen Entwicklungsphase erzielt wurden. So besteht das derzeit vorweisbare Resultat lediglich in einem Programm zur Erhebung der Grunderwerbssteuer, einem Bussgeldprogramm sowie Schriften, Konzepten und Studien mit Gewicht im Tonnenmaßstab. Dabei ist die Historie des Projektes durchaus turbulent: 1989 ins Leben gerufen, wurde es bereits einmal aufgegeben, um dann aber doch wiederbelebt zu werden. Insgesamt eine Milliarde Euro an Steuergeldern wurden investiert und müssen jetzt vermutlich abgeschrieben werden, sehr zum Unmut von Dieter Engels, dem Präsidenten des Bundesrechnungshofes.
Ursprünglich war IBM beauftragt worden, für rund 800 Finanzämter ein Computersystem zu entwickeln, mit dem alle Steuerbescheide erstellt und sämtliche Steuerarten berechnet werden sollten. Weil aber die eigens zu diesem Zweck konzipierte Entwicklungsumgebung "San Francisco" sich immer wieder verzögerte, zog die Bayerische Staatsregierung 2001 die Notbremse und erklärte Fiscus für gescheitert. Einen zweiten Frühling erlebte Fiscus dann unter der Federführung von Fujitsu-Siemens. Der EDV-Spezialist setzte dabei auf die Verwendung offener Standards wie XML sowie eine Datenbankverwaltung von Oracle. Die Integration von Systemsoftware, Dokumenten-Management-Systemen, Workflow-Steuerung und Datenbanken sollte in der Netz-Sprache Java realisiert werden. Doch auch dieser Ansatz scheiterte und so wurden immer mehr Entwicklungskomponenten von Fujitsu-Siemens an die von Bund und Ländern gegründete Fiscus GmbH zurück gegeben.
Beobachter sehen Gründe für das Fiasko einerseits darin, dass sich die Länder untereinander nicht auf strikte Entwicklungsvorgaben einigen konnten. So mahnte Dieter Ondracek, der Vorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, in den vergangenen Jahren Bundesfinanzminister Eichel mehrfach vergeblich zur Durchsetzung einer einheitlichen Linie bei Fiscus. Erschwert wurde die Findung einer übereinstimmenden Ausrichtung überdies durch die Tatsache, dass die Steuererhebung in die Hoheit der Länder fällt. Außerdem seien in der Projektsteuerung massive Fehler begangen worden. So berichten Entwickler, Softwaremodule für die Steuerfahndung, Verwaltung von Strafsachen und Beitreibung seien allesamt parallel erarbeitet worden. Weil Software, die von allen Modulen gleichermaßen genutzt werden sollte, nicht einheitlich an einer Stelle entwickelt worden sei, sondern vielmehr "das Rad gleich drei, vier oder auch acht mal erfunden worden". Eine weitere Ursache, die die Entwicklung von Fiscus erschwert habe, sei die Vielfalt an unterschiedlichen, teils betagten Systemen in den Finanzämtern. Dieses Heer an Rechnern mit zum Teil sehr unterschiedlichen Betriebssystemen und Programmen hätten in Fiscus zusammengeführt und integriert werden sollen, was sich offenbar als nahezu undurchführbar erwies. Last but not least habe es Defizite im Projektmanagement gegeben, das die Zügel bei den involvierten Stellen nicht straff genug gehalten habe.
Bis heute sind die Module für Bußgelder und Grunderwerbssteuer zwar fertiggestellt, doch auch damit kann derzeit kein Finanzamt arbeiten. Denn für die Grunderwerbssteuer fehlt die Anbindung an die elektronischen Grundbücher. Zwar könne die Software theoretisch eingesetzt werden, weil aber die Sachbearbeiter viele Angaben per Hand eintragen müssen, bringt das Programm keine Arbeitserleichterung. Das Programm zur Bußgelderfassung indes kann nicht verwendet werden, da hierzu noch Systemroutinen sowie die dazu nötige Java-Entwicklungsumgebung nicht bereit steht. Nach diesem unrühmlichen Ende von Fiscus setzen die Bundesländer jetzt wieder auf Parallelentwicklungen durch Systemhäuser. Bis diese Lösungen dann fertig sind, müssen die zum Teil bis zu 40 Jahre alten Anlagen weiter betrieben werden.
[Quelle: Peter Welchering]
Ursprünglich war IBM beauftragt worden, für rund 800 Finanzämter ein Computersystem zu entwickeln, mit dem alle Steuerbescheide erstellt und sämtliche Steuerarten berechnet werden sollten. Weil aber die eigens zu diesem Zweck konzipierte Entwicklungsumgebung "San Francisco" sich immer wieder verzögerte, zog die Bayerische Staatsregierung 2001 die Notbremse und erklärte Fiscus für gescheitert. Einen zweiten Frühling erlebte Fiscus dann unter der Federführung von Fujitsu-Siemens. Der EDV-Spezialist setzte dabei auf die Verwendung offener Standards wie XML sowie eine Datenbankverwaltung von Oracle. Die Integration von Systemsoftware, Dokumenten-Management-Systemen, Workflow-Steuerung und Datenbanken sollte in der Netz-Sprache Java realisiert werden. Doch auch dieser Ansatz scheiterte und so wurden immer mehr Entwicklungskomponenten von Fujitsu-Siemens an die von Bund und Ländern gegründete Fiscus GmbH zurück gegeben.
Beobachter sehen Gründe für das Fiasko einerseits darin, dass sich die Länder untereinander nicht auf strikte Entwicklungsvorgaben einigen konnten. So mahnte Dieter Ondracek, der Vorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, in den vergangenen Jahren Bundesfinanzminister Eichel mehrfach vergeblich zur Durchsetzung einer einheitlichen Linie bei Fiscus. Erschwert wurde die Findung einer übereinstimmenden Ausrichtung überdies durch die Tatsache, dass die Steuererhebung in die Hoheit der Länder fällt. Außerdem seien in der Projektsteuerung massive Fehler begangen worden. So berichten Entwickler, Softwaremodule für die Steuerfahndung, Verwaltung von Strafsachen und Beitreibung seien allesamt parallel erarbeitet worden. Weil Software, die von allen Modulen gleichermaßen genutzt werden sollte, nicht einheitlich an einer Stelle entwickelt worden sei, sondern vielmehr "das Rad gleich drei, vier oder auch acht mal erfunden worden". Eine weitere Ursache, die die Entwicklung von Fiscus erschwert habe, sei die Vielfalt an unterschiedlichen, teils betagten Systemen in den Finanzämtern. Dieses Heer an Rechnern mit zum Teil sehr unterschiedlichen Betriebssystemen und Programmen hätten in Fiscus zusammengeführt und integriert werden sollen, was sich offenbar als nahezu undurchführbar erwies. Last but not least habe es Defizite im Projektmanagement gegeben, das die Zügel bei den involvierten Stellen nicht straff genug gehalten habe.
Bis heute sind die Module für Bußgelder und Grunderwerbssteuer zwar fertiggestellt, doch auch damit kann derzeit kein Finanzamt arbeiten. Denn für die Grunderwerbssteuer fehlt die Anbindung an die elektronischen Grundbücher. Zwar könne die Software theoretisch eingesetzt werden, weil aber die Sachbearbeiter viele Angaben per Hand eintragen müssen, bringt das Programm keine Arbeitserleichterung. Das Programm zur Bußgelderfassung indes kann nicht verwendet werden, da hierzu noch Systemroutinen sowie die dazu nötige Java-Entwicklungsumgebung nicht bereit steht. Nach diesem unrühmlichen Ende von Fiscus setzen die Bundesländer jetzt wieder auf Parallelentwicklungen durch Systemhäuser. Bis diese Lösungen dann fertig sind, müssen die zum Teil bis zu 40 Jahre alten Anlagen weiter betrieben werden.
[Quelle: Peter Welchering]