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Fit für die Führung

Gute Schulen sind nur mit guter Führung möglich: Schulleiter, die ein Kollegium zum Team zusammenzuschweißen und auf Visionen einschwören können, sind in Deutschland immer noch rar, klagen Experten. Deshalb kündigt Hessen den Aufbau einer Führungsakademie speziell für Schulleiter an.

Von Anke Petermann |
    Selbstständige Schulen sind im schwarz-gelb regierten Hessen Programm. Seit Schuljahresbeginn können die Schulen bis zu 10 Prozent der Finanzmittel für zugewiesene Lehrerstellen eigenverantwortlich verwenden, um Unterricht abzudecken. Wenn Schulleiter zunehmend Personal- und Budgetverantwortung bekommen sowie den Unterricht selbstständig organisieren, dann sollen sie dafür auch fortgebildet werden. Das und mehr leiste die neue Führungsakademie, so Bildungsministerin Dorothea Henzler, FDP.

    "Die Führungsakademie hat drei wichtige Aufgaben: Das eine ist das Finden von Führungskräften, sie dann zu qualifizieren und sie in der Qualifikation zu begleiten, bis sie Führungsaufgaben übernehmen können. Das Zweite ist die Schulung der jetzigen Führungskräfte, also unsere Schulleiter und Schulleiterinnen und der Menschen in der Bildungsverwaltung, die wir alle auf die selbstständiger Schule vorbereiten wollen."

    Baden-Württemberg hat mit seiner Führungsakademie allerdings 13 Jahre Vorsprung, anders als in Hessen ist die Einführungsfortbildung für neu bestellte Schulleiter dort verpflichtend. Nordrhein-Westfalen betreibt als einziges Bundesland ein Assessment Center für werdende Schulleiter, so lobte unlängst der Dortmunder Bildungsforscher Hans-Günter Rolff im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Hessen scheint nur mit Verspätung nachzuziehen. Das Bundesland sei so weit wie kein anderes, behauptet dagegen die hessische Bildungsministerin Dorothea Henzler.

    "Alle anderen Länder machen irgendetwas. Aber so gebündelt und so gezielt mit Personalentwicklungsmaßnahmen von Anfang an - so ist es noch in keinem anderen Bundesland.""

    Bündeln ist das Zauberwort der Ressortchefin: Vorhandene Stellen sollen für die neue Führungsakademie gebündelt werden, Mittel aus der allgemeinen Lehrerfortbildung für das neue Konzept eingesetzt werden, sobald die 700.000 Euro Anschubfinanzierung für 2010 geflossen sind. Soll das heißen: Aus dem bestehenden Personalpool und Fortbildungsetat wird nur etwas abgezweigt?

    "Die Angebote einer Lehrerfortbildung bündeln wir, auch vor allem jetzt in den nächsten vier Jahren auf den Schwerpunkt. Führungskräfteentwicklung hin. Da wird nichts abgezweigt. Dieser Etat der Lehrerfortbildung verändert sich ja immer. Zum Beispiel haben wir jetzt ein großes Fortbildungspotenzial für die Bildungsstandards. Da wird nichts irgendwem weggenommen, sondern die Schwerpunkte innerhalb der Lehrerfortbildung verändern sich."

    Eine Antwort allerdings, die nicht wirklich taugt, um den Verdacht der hessischen Opposition zu entschärfen, hier werde eine Mogelpackung zum neuen Projekt aufgebauscht. Vorhandene Aktivitäten würden unter dem Dach des zuständigen Fachreferats im Ministerium zusammengefasst, kritisiert die Heike Habermann, Bildungsexpertin der SPD-Fraktion, allein das Etikett Führungsakademie sei neu. Tatsächlich leitet die Führungsakademie mit Thomas Hörold ein Ministerialrat aus dem Bildungsressort.

    "Also, wir haben ein Team von vier Personen, die in der Steuerung tätig sind. Natürlich reicht die Mannschaft nicht aus, um Veranstaltungen durchzuführen. Dort ist das Amt für Lehrerbildung ein sehr etablierter Anbieter, der weiterhin die Veranstaltungen durchführen wird, unter dem Dach der Führungsakademie und wir werden in Zukunft verstärkt auf externe Anbieter zurückgreifen."

    Die Führungsakademie für Schulleiter - keine neue Behörde, sagt die hessische Bildungsministerin stolz, sondern ein neues Angebot. In den nächsten vier Jahren werden in Hessen rund 1000 Schulleiter und Stellvertreter gebraucht, vor allem an Grundschulen. Doch ob die gezielte Talentsuche noch rechtzeitig kommt, um die spärlichen Bewerberzahlen in die Höhe zu treiben und damit eine Bestenauswahl zu ermöglichen, bleibt fragl