Zwei Hypothesen zur Entstehung der Schizophrenie gibt es: Zum einen könnte die Embryonalentwicklung die Ursache der Krankheit sein. Die Neuronen strukturieren sich nicht so, wie es der Hirnentwicklung entsprechen sollte, und diese Fehler verstärken sich im Laufe des Lebens, sagen die einen. Daneben gibt es aber auch die so genannte neurodegenerative Hypothese. Nach ihr sterben Nervenzellen mit der Zeit ab oder beenden ihre Verbindungen untereinander im Laufe des Lebens. Gleich welche Theorie stimmt: Die Resultate sind jedenfalls ähnlich: Es gibt zu viele inaktive Neuronen und zu wenig Interaktion im Gehirn. Die klinische Psychiatrie sucht deshalb nach einem Stoff, der die Neuronen reaktivieren könnte. Denn ganz generell fühlen sich Schizophreniekranke meist antriebslos und verlassen das Bett oft nur für die nötigsten Verrichtungen. Das Hormon Erythropoietin, kurz Epo ist ein Stoff, der Abhilfe schaffen könnte, zumal Epo eine in der Medizin zugelassene Substanz ist und die neuronenanregende Wirkung des Hormons auch nach Schlaganfällen bekannt war.
"Was auf jeden Fall gesichert ist: Dass es zu einer funktionellen Aktivierung vorhandener Nervenzellen kommt","
sagt Dr. Dunia Hinze-Selch von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Kiel, an der 14 der 39 Patienten der Göttinger Studie untersucht wurden. Über zwölf Wochen erhielten sie sowohl Epo als auch ein Placebo im Doppelblindverfahren, das heißt, weder Ärzte noch Patienten wussten, welches Mittel verabreicht wird. Hinze-Selch:
""Im Vergleich Epo gegen Placebo hat Epo einen deutlich besseren Effekt gehabt auf die schizophrenietypischen kognitiven Störungen."
Die charakteristischen Wahnvorstellungen allerdings lassen sich mit Epo nicht behandeln, was wiederum Rückschlüsse auf die Genese der Krankheit zulässt. Festzuhalten bleibe aber, dass die Patienten mit Epo geistig leistungsfähiger seien, so die Kieler Forscherin:
"Zum Beispiel solche Sachen wie das Aufrechterhalten der geteilten Aufmerksamkeit, das heißt, dass ich das und das und das gleichzeitig machen kann und verarbeiten kann – das sind Dinge die untersucht werden können. Und da zeigte sich dann, dass diese besonders betroffenen Störungen eben auch durch Epo besonders gebessert werden."
Zudem berichteten die Patienten von einem verbesserten Lebensgefühl. Für Dunia Hinze-Selch ist die Studie darum ein wichtiger Fortschritt.
"Es ist in der Psychiatrie völlig unbestritten, dass die Behandlung der Schizophrenie einfach unverändert schlecht ist. Es ist damit ein bahnbrechender Erfolg, und hier hätten wir ein völlig neues Konzept bei dem wir sagen können: Es geht was!"
Die Mediziner vermuten, dass Epo auch die Neubildung bei den noch nicht ausdifferenzierten Zellen im neuronalen Gewebe anregt. Dies wäre ein Ansatzpunkt, um Hirnzellen gezielt neu wachsen zu lassen. Gesichert ist das jedoch noch nicht. Epo wäre aber zumindest die Basis einer weitergehenden Therapie. Dunia Hinze-Selch:
"Dieses würde die biologische Grundlage schaffen, für – erneut – die Hirnflexibilität, die krankheitsbedingt fehlt, und dann würde es darum gehen, zu sagen, jetzt musst Du das auch benutzen! Denn das ist auch klar: dass solche neurotrophe Wirkung sich nicht wirklich sinnvoll und dauerhaft umsetzt, wenn sie nicht auch gefordert wird."
Neue Varianten des Erythropoeitins wirken zudem rein nervenbildend, sind also nebenwirkungsfrei. Doch Epo ist teuer und, so heißt es hinter vorgehaltener Hand, die Pharmaindustrie habe an diesen Patienten bisher wenig Interesse gezeigt. Weitergehende Forschung wäre also nötig, doch fehlt den Autoren der Studie die finanzielle Unterstützung, obwohl sie die Wirksamkeit von Epo bei Schizophrenie erstmals belegen konnten. Mit nur 39 Patienten ist die wissenschaftliche Aussagekraft freilich noch gering. In den USA laufen bereits wesentlich breiter angelegte Versuche, die schon bald publiziert werden könnten. Die deutschen Forscher befürchten deshalb, dass ihnen bald der Rang abgelaufen werden könnte. Ihr Fazit ist jedenfalls: Radsportler brauchen das teure Epo nicht, Schizophreniekranken würde eine Therapie mit dem Hormon jedoch helfen.
"Was auf jeden Fall gesichert ist: Dass es zu einer funktionellen Aktivierung vorhandener Nervenzellen kommt","
sagt Dr. Dunia Hinze-Selch von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Kiel, an der 14 der 39 Patienten der Göttinger Studie untersucht wurden. Über zwölf Wochen erhielten sie sowohl Epo als auch ein Placebo im Doppelblindverfahren, das heißt, weder Ärzte noch Patienten wussten, welches Mittel verabreicht wird. Hinze-Selch:
""Im Vergleich Epo gegen Placebo hat Epo einen deutlich besseren Effekt gehabt auf die schizophrenietypischen kognitiven Störungen."
Die charakteristischen Wahnvorstellungen allerdings lassen sich mit Epo nicht behandeln, was wiederum Rückschlüsse auf die Genese der Krankheit zulässt. Festzuhalten bleibe aber, dass die Patienten mit Epo geistig leistungsfähiger seien, so die Kieler Forscherin:
"Zum Beispiel solche Sachen wie das Aufrechterhalten der geteilten Aufmerksamkeit, das heißt, dass ich das und das und das gleichzeitig machen kann und verarbeiten kann – das sind Dinge die untersucht werden können. Und da zeigte sich dann, dass diese besonders betroffenen Störungen eben auch durch Epo besonders gebessert werden."
Zudem berichteten die Patienten von einem verbesserten Lebensgefühl. Für Dunia Hinze-Selch ist die Studie darum ein wichtiger Fortschritt.
"Es ist in der Psychiatrie völlig unbestritten, dass die Behandlung der Schizophrenie einfach unverändert schlecht ist. Es ist damit ein bahnbrechender Erfolg, und hier hätten wir ein völlig neues Konzept bei dem wir sagen können: Es geht was!"
Die Mediziner vermuten, dass Epo auch die Neubildung bei den noch nicht ausdifferenzierten Zellen im neuronalen Gewebe anregt. Dies wäre ein Ansatzpunkt, um Hirnzellen gezielt neu wachsen zu lassen. Gesichert ist das jedoch noch nicht. Epo wäre aber zumindest die Basis einer weitergehenden Therapie. Dunia Hinze-Selch:
"Dieses würde die biologische Grundlage schaffen, für – erneut – die Hirnflexibilität, die krankheitsbedingt fehlt, und dann würde es darum gehen, zu sagen, jetzt musst Du das auch benutzen! Denn das ist auch klar: dass solche neurotrophe Wirkung sich nicht wirklich sinnvoll und dauerhaft umsetzt, wenn sie nicht auch gefordert wird."
Neue Varianten des Erythropoeitins wirken zudem rein nervenbildend, sind also nebenwirkungsfrei. Doch Epo ist teuer und, so heißt es hinter vorgehaltener Hand, die Pharmaindustrie habe an diesen Patienten bisher wenig Interesse gezeigt. Weitergehende Forschung wäre also nötig, doch fehlt den Autoren der Studie die finanzielle Unterstützung, obwohl sie die Wirksamkeit von Epo bei Schizophrenie erstmals belegen konnten. Mit nur 39 Patienten ist die wissenschaftliche Aussagekraft freilich noch gering. In den USA laufen bereits wesentlich breiter angelegte Versuche, die schon bald publiziert werden könnten. Die deutschen Forscher befürchten deshalb, dass ihnen bald der Rang abgelaufen werden könnte. Ihr Fazit ist jedenfalls: Radsportler brauchen das teure Epo nicht, Schizophreniekranken würde eine Therapie mit dem Hormon jedoch helfen.