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Fitnessstudios statt Renovierung?

Renovierungsbedürftige Hörsäle, veraltete Technik - bekanntlich ist Geld an den meisten Hochschulen knapp. Dass sich die Universität Köln trotzdem ein luxuriöses Fitnessstudio einrichtet - Eröffnung am kommenden Montag -, stößt bei Studierendenvertretern auf Kritik.

Von Sebastian Halm |
    Der Stolz des Kölner Campussportes erhält den letzten Schliff. Das edle Fitnessstudio wird künftig das offizielle Sportangebot der Uni für Studenten und Mitarbeiter ergänzen. Es bietet hochmoderne Geräte und von Sportdozenten gestaltete Trainingspläne - und das für gerade mal 15 Euro Beitrag im Monat. Damit ist es nicht nur ein Traum für Sportbegeisterte - es soll auch Einigkeit und Gemeinsamkeit an der Uni schaffen, hofft Universitätssprecher Patrick Honecker:

    "Übergreifend über die verschiedenen Tätigkeiten, die man an der Uni hat, können hier die Menschen zusammentreffen und trainieren und das ist ein verbindendes Element. Wir haben extra nachgefragt, ob das Interesse besteht - eine überwältigende Mehrheit der Studierenden möchte ein Fitnessstudio auf dem Campus haben, von unserer Seite aus ist da kein Konflikt, wir machen etwas, was gewünscht wird von der Studierendenschaft, was gewünscht wird von der Professorenschaft und was von den Mitarbeitern gewünscht wird."

    Doch leider hat das Fitnesscenter UniFit bisher eher polarisiert als vereint: In vielen Gängen der Kölner Universität hängen Plakate des "AStAs", der gewählten Studierendenvertretung. Das UniFIt wird darauf zum "UnFit" verballhornt - und die Slogans der Plakate verhöhnen die Uni: Sie setze auf Body statt auf Bildung. Die Gründe für die Ablehnung des Fitnessstudios seien einfach, erklärt AStA-Vorsitzender Christian Poell:

    "Da sind Gelder verwendet worden, die nicht zweckgebunden waren. Und diese Gelder hätte man besser in Hörsäle stecken können, in die Ausbesserung von Hörsälen - also quasi besser in die Lehre und Bildung als in ein neues Fitnesszentrum."

    Zwar stecken keine Studiengebühren im UniFit. Aber darum geht es dem AStA auch nicht. Es geht um die sinnvolle Investition von Geld. Studentenvertreter Christian Poell kann aus dem Stegreif gleich eine ganze Reihe von konkreten Fällen aufzählen, in denen er Geld besser verwendet gefunden hätte:

    "Im letzten Semester sind uns sprichwörtlich die Lampen auf den Kopf gefallen, da hängen jetzt in den Hörsälen noch Netze, damit die Lampen halt im Netz landen und nicht auf den Köpfen - und es sind einige Turnhallen der Uni marode und sanierungsbedürftig und da fragen wir uns einfach: Warum werden die Gelder nicht für die Sanierung dieser Hörsäle und Turnhallen verwendet. Und jetzt wird einfach da ein Fitnesszentrum gebaut."

    Solche oder ähnliche Beispiele gibt es an vielen Hochschulen in Deutschland. Seit etwas über einem Jahr gibt es sogar einen "Bund der Studiengebührenzahler" - auf seiner Internetpräsenz listet der Verein Fälle vermeintlicher Verschwendung auf: So hat die Uni Saarbrücken ihrer Studierendenschaft USB-Sticks mit Unilogo spendiert. Ein 120.000 Euro-Geschenk. Es sorgte für ähnliche Aufregung wie eine Entscheidung der Universität Konstanz: Die gab vor zwei Jahren über 4000 Euro für neuartige Abfalleimer aus. Die Studierenden kritisierten diese als überteuerte Designmülleimer - viele mutmaßten, die Uni habe sie nur angeschafft, um bei einer anstehenden Begutachtung gut auszusehen.

    Während im Kölner UniFit-Center die letzten Arbeiten erledigt werden, kann Universitätssprecher Honecker die Aufregung nicht wirklich verstehen. Nur weil hier ein hochwertiges Fitnesscenter entstehe, bedeute das nicht zwingend, dass man den Rest der Uni verfallen lasse:

    "Wenn man sich den Campus derzeit anschaut, haben wir - ich behaupte mal über den Daumen gepeilt - so 10 bis 15 verschiedene Projekte, wo saniert wird, wo renoviert wird, wo eine ganze Menge investiert wird auch. Das heißt, wir machen nebenbei eine wirklich groß angelegte Umgestaltung dieses Hochschulcampus. Und eine Verbesserung ist eben der Aufbau des UniFit - das gehört einfach mit dazu. Aber ich glaube nicht, dass wir irgendetwas vernachlässigen, um dieses UniFit aufzubauen, sondern es ist eine Add-on-Maßnahme!"

    In Köln herrscht momentan Funkstille zwischen Univerwaltung und AStA. Auf jeden Fall hat der AStA angekündigt, man werde genau darüber wachen, was mit den Gewinnen aus dem UniFit geschehen wird.