Nach dem Start der deutschsprachigen Version am 12. Juni stellen die User mit deutscher Zugangsberechtigung gleich am Anfang fest, dass sie ihr Filter-System, das sie aus der internationalen US-Version kennen, nicht mehr selbst einstellen können. Die Folge: Millionen Fotos der Kategorien "mittel" und "eingeschränkt" sind über Nacht für die deutschen Nutzer nicht mehr sichtbar. Weil die Bilder von vier Millionen Mitgliedern ob ihrer Inhalte kaum zu kontrollieren sind, gibt es bei Flickr ein Filtersystem. Die User selbst müssen ihre Bilder in drei Kategorien einteilen: "Unbedenklich" – jeder kann die Fotos ansehen, auch Kinder und Jugendliche. "Mittel" – diese Fotos könnten andere Personen als störend oder unangemessen empfinden. "Eingeschränkt" nennt Flickr die strengste Kategorie. In der Beschreibung dazu heißt es: "Fotos, die Sie nicht ihren Kindern, Ihrer Oma oder Arbeitskollegen zeigen würden". Allerdings: Als Benutzer konnte man bislang selbst entscheiden, ob man Bilder aus den beiden strengeren Kategorien angezeigt bekommen möchte oder nicht. Robert Basic, einer der bekanntesten deutschen Blogger und Beobachter der Web 2.0-Szene über das bisherige Image von Flickr:
"Sie waren irgendwie cool. Sie hatten diesen Me-Too-Touch. Aufgrund dessen hatte Flickr aufgrund der Art und Weiswe, wie sie mit den Usern geredet haben, ein sehr gutes Standing gewonnen. Sie waren sehr nahe am User. Die User haben das gemacht. Caterina Fake hatte in gutes Händchen dafür. Und auch die Plattform war Spitzenklasse, was es ja nach wie vor ist. Als Produkt ist Flickr immer noch einmalig."
Die deutsche Flickr-Version ist wenige Stunden alt. Protest regt sich. Amateur-Fotograf Patzig ist seit anderthalb Jahren bei Flickr. Er hat dort mehr als tausend eigene Fotos hoch geladen. Viele seiner Freunde und Bekannten können plötzlich Millionen von Fotos nicht mehr sehen - selbst wenn sie volljährig sind. Viele Flickr-Mitglieder in Deutschland verstehen die Welt nicht mehr. Im vermeintlich prüderen Amerika bekommt man alles zu sehen, während hierzulande bestimmte Fotos nicht mehr abrufbar sind. Dabei verschwinden nicht nur Aktaufnahmen- oder Erotik, sondern auch Kunst-Fotos. In den Flickr-Diskussionsforen macht sich Unmut breit. Von Zensur ist die Rede. Doch die Betreuer der Fotogemeinschaft bleiben stumm. Franz Patzig:
"Die waren wohl unheimlich überrascht, dass es dort so einen Aufstand gegeben hat. Bei Flickr gibt es Diskussionsforen und dort haben sich Protestgruppen gebildet, die unheimlich schnell gewachsen sind. Bis heute auf 12.000 Mitglieder. Und diese Mitglieder haben angefangen, den Service mit Protestgrafiken zu überfluten."
Flickr-Mitbegründer Stewart Butterfield meldet sich zu Wort - nach zwei Tagen. Im Internet eine Ewigkeit. Sein Kommentar: Im Moment gebe es keine andere Lösung als diese Filter. Einen Tag später meldet sich auch Community-Managerin Heather Champ in einem Flickr-eigenen Forum. Sie verweist auf die Jugendschutzbestimmungen in Deutschland. Doch Jugendschützer hierzulande widersprechen. Sie sagen, das deutsche Recht verlange keine solchen Maßnahmen.
Für das Mutterunternehmen Yahoo ist Zensur ein altbekanntes Thema. Kritiker werfen Yahoo vor, dass sich das Unternehmen in China mit seiner Suchmaschine bereitwillig den Zensurbedingungen des Regimes in Peking gebeugt habe. Nach mehr als einer Woche rudert Yahoo schließlich zurück. Der Filter wird für die deutschen Benutzer wieder gelockert. Seit diesem Donnerstag können sie wieder Fotos der mittleren Kategorie sehen. Doch die strengste Kategorie bleibt für deutsche Nutzer gesperrt.
Das Image der einst so beliebten Foto-Community hat nach Meinung vieler Blogger und Flickr-Nutzer – zumindest in Deutschland – deutlich gelitten. Auch wenn Flickr seine Mitglieder wieder ein wenig besänftigen konnte, ist die ganze Geschichte wohl auch ein geeignetes Beispiel, das zeigt, wie man in einem sozialen Netzwerk besser nicht mit seinen Mitgliedern umgehen sollte.
"Sie waren irgendwie cool. Sie hatten diesen Me-Too-Touch. Aufgrund dessen hatte Flickr aufgrund der Art und Weiswe, wie sie mit den Usern geredet haben, ein sehr gutes Standing gewonnen. Sie waren sehr nahe am User. Die User haben das gemacht. Caterina Fake hatte in gutes Händchen dafür. Und auch die Plattform war Spitzenklasse, was es ja nach wie vor ist. Als Produkt ist Flickr immer noch einmalig."
Die deutsche Flickr-Version ist wenige Stunden alt. Protest regt sich. Amateur-Fotograf Patzig ist seit anderthalb Jahren bei Flickr. Er hat dort mehr als tausend eigene Fotos hoch geladen. Viele seiner Freunde und Bekannten können plötzlich Millionen von Fotos nicht mehr sehen - selbst wenn sie volljährig sind. Viele Flickr-Mitglieder in Deutschland verstehen die Welt nicht mehr. Im vermeintlich prüderen Amerika bekommt man alles zu sehen, während hierzulande bestimmte Fotos nicht mehr abrufbar sind. Dabei verschwinden nicht nur Aktaufnahmen- oder Erotik, sondern auch Kunst-Fotos. In den Flickr-Diskussionsforen macht sich Unmut breit. Von Zensur ist die Rede. Doch die Betreuer der Fotogemeinschaft bleiben stumm. Franz Patzig:
"Die waren wohl unheimlich überrascht, dass es dort so einen Aufstand gegeben hat. Bei Flickr gibt es Diskussionsforen und dort haben sich Protestgruppen gebildet, die unheimlich schnell gewachsen sind. Bis heute auf 12.000 Mitglieder. Und diese Mitglieder haben angefangen, den Service mit Protestgrafiken zu überfluten."
Flickr-Mitbegründer Stewart Butterfield meldet sich zu Wort - nach zwei Tagen. Im Internet eine Ewigkeit. Sein Kommentar: Im Moment gebe es keine andere Lösung als diese Filter. Einen Tag später meldet sich auch Community-Managerin Heather Champ in einem Flickr-eigenen Forum. Sie verweist auf die Jugendschutzbestimmungen in Deutschland. Doch Jugendschützer hierzulande widersprechen. Sie sagen, das deutsche Recht verlange keine solchen Maßnahmen.
Für das Mutterunternehmen Yahoo ist Zensur ein altbekanntes Thema. Kritiker werfen Yahoo vor, dass sich das Unternehmen in China mit seiner Suchmaschine bereitwillig den Zensurbedingungen des Regimes in Peking gebeugt habe. Nach mehr als einer Woche rudert Yahoo schließlich zurück. Der Filter wird für die deutschen Benutzer wieder gelockert. Seit diesem Donnerstag können sie wieder Fotos der mittleren Kategorie sehen. Doch die strengste Kategorie bleibt für deutsche Nutzer gesperrt.
Das Image der einst so beliebten Foto-Community hat nach Meinung vieler Blogger und Flickr-Nutzer – zumindest in Deutschland – deutlich gelitten. Auch wenn Flickr seine Mitglieder wieder ein wenig besänftigen konnte, ist die ganze Geschichte wohl auch ein geeignetes Beispiel, das zeigt, wie man in einem sozialen Netzwerk besser nicht mit seinen Mitgliedern umgehen sollte.