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Flächendeckender Schaden

Das Publizieren gehört für Wissenschaftler ebenso zur Arbeit wie die wissenschaftliche Arbeit selbst. Bislang bestand die Möglichkeit, wissenschaftliche Veröffentlichungen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert zu bekommen. Nun wurde jedoch bekannt, dass man nur noch in Ausnahmefällen den bisher gewährten Druckkostenzuschuss genehmigen wolle. Professor Reinhold Grimm, Romanist an der Universität Jena, bezeichnet die Änderungen der DFG als eine "Unverschämtheit" und stuft die Neuordnung als einen "Schlag für Geistes- und Sozialwissenschaften" ein. Dadurch würden die bisher geltenden Rahmenbedingungen vernichtet. "Gerade in den Geisteswissenschaften sind die Publikation von Aufsätzen und Habilitationen die eigentliche Form wissenschaftlicher Produktion". Professor Grimm vermutet, man wolle mit dieser Änderung Publikationen aus diesen Gebieten den Garaus machen, andere Bereiche verfügten über eine völlig andere pressure-group. Erfahren habe man von dieser Neuregelung erst, als eigentlich bereits alles entschieden war, beklagt Professor Grimm. Trotz lebhafter Proteste der Fakultätentage, die man an den Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Professor Winnacker, richtete, seien keine Reaktionen gekommen. Eine offizielle Begründung sei nicht abgegeben worden, inoffizielle Erklärversuche stuft Professor Grimm als Vorwände ein.

    Von der Aufforderung an die DFG, die Entscheidung vorerst auf Eis zu legen und gemeinsam neu zu überlegen, hält DFG-Vizepräsidentin Ursula Peters gar nichts. Die Entscheidung sei schon seit ungefähr vier Wochen gefällt, und eigentlich handele es dabei ja auch um eine Ausweitung der Förderung. "Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten der Förderung: einerseits die Projektförderung, andererseits die Anträge auf Druckkostenbeihilfe, die weiterhin begutachtet werden. Bei der Projektförderung gibt es die Ausweitung. Hier kann man jetzt mit der Beantragung eines Projekts auch Druckkosten beantragen. Pro Jahr sind das 750 Euro. Zusätzlich könne Mittel für Personal und Sachkosten für Druckkosten umgewidmet werden. Das gab es bisher nicht". Mehr Handlungsspielraum bietet außerdem die Möglichkeit, Mittel für Publikationskosten in der Laufzeit eines Projektes anzusparen. Der jeweilige Projektleiter kann entscheiden, welche Publikationsform gewählt werden soll. Weiterhin bestehe die Möglichkeit, für materialerschließende Arbeiten und für "Arbeiten von besonderer Bedeutung für die Forschung" Gelder zu beantragen. Nach Ansicht von Vizepräsidentin Peters müssten die Geisteswissenschaften mit diesen Regelungen sehr gut leben können.

    Professor Grimm verwies auf andere Fördermöglichkeiten für Publikationen, die man nun aller Wahrscheinlichkeit verstärkt in Anspruch nehmen müsse. Private Stiftungen, die VW-Stiftung und bestimmte Kulturstiftungen bieten zwar auch Kostenzuschüsse, doch die durch die DFG entschiedene Änderung könne hier den flächendeckenden Schaden in keiner Weise beheben.

    Related Links:

    Zur Neuregelung der Publikationsförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

    Anträge auf Druckbeihilfen in der bisherigen Form könne noch für eine Übergangsfrist bis zum 31. März 2002 gestellt werden

    Volkswagen-Stiftung