"Hatschepsut hat ungefähr um 1450 vor Christus gelebt, sie war die Tochter eines Pharaos und sie war das älteste Kind und sie stammt aus der Hauptehe. Das heißt - ein König hatte natürlich mehrere Frauen - das Kind der Hauptehe wurde normalerweise der Nachfolger. So, jetzt war sie eine Frau und konnte nicht ihren Vater beerben. "
Das alte Ägypten war streng patriarchalisch organisiert, erläutert Michael Höveler-Müller, Leiter des Ägyptischen Museums der Universität Bonn: Nur Männer konnten rechtmäßig Pharao werden, Frauen durften ihnen allenfalls die Legitimation dafür liefern. Auch der ehrgeizigen Hatschepsut blieb nicht anderes übrig: Sie musste ihren Halbbruder heiraten, damit der als Tutmosis II. legitimer Pharao werden konnte. Er starb aber früh, hinterließ keinen rechtmäßigen Erben, sondern nur einen minderjährigen Sohn von einer Nebenfrau und Hatschepsut musste erneut einspringen: Nach üblicher Praxis hatte die Königin die Regierung zu führen, bis der Thronfolger alt genug war, um den Platz an der Spitze des Reiches einzunehmen. Doch diesmal gab sich die machtbewusste Hatschepsut damit nicht zufrieden.
"Jetzt hat Hatschepsut die Macht übernommen für ihren Stiefsohn und hat praktisch nicht eingesehen, dass sie die Macht übergeben sollte, als die Zeit gekommen war. Weil sie, wenn sie ein Mann gewesen wäre, auch König geworden wäre, legitim. Und sie hat dann mit ihm zusammen regiert und hatte aber deutlich das Heft in der Hand."
In der ägyptischen Kultur hinterließ sie Spuren, die man noch immer sehen kann: Sie baute den großen Tempel in Karnak in Mittelägypten aus, vermutlich um die murrende Priesterschaft zu beruhigen, in Theben, auf der anderen Seite des Nils, ließ sie für sich selbst einen spektakulären, dreistufigen Totentempel in die Felsen hauen. Ihre Expedition in das "Puntland" genannte Somalia, auf Reliefbildern verewigt, ist bis heute sagenhaft. Rund 20 Jahre hielt sich die Pharaonin an der Regierung, dann starb sie.
Sie können sich vorstellen, ein Land, das von Männern dominiert ist, da ist eine Frau, die plötzlich das höchste Amt innehat, nicht gern gesehen. Deswegen war lange in der Diskussion, dass Hatschepsut wahrscheinlich umgebracht worden ist.
Die Priesterschaft, die sich als Hüter der Ordnung fühlte, hätte genug Grund für ein Attentat gehabt. Auch ihr Sohn, dem sie die Herrschaft verweigerte, hat sie vermutlich gehasst. Nach ihrem Tod wurden viele Abbilder und Inschriften mit ihrem Namen zerstört: Man versuchte, die Erinnerung an die erste Frau, die sich am Nil die Macht aneignete, zu tilgen.
Doch Dr. Mordverdacht löste sich in Luft auf, als die Mumie Hatschepsuts vor einigen Jahren medizinisch untersucht wurde. Der berühmte Ägyptologe Howard Carter, der auch das Grab des Tutanchamum entdeckte, hatte sie zu Anfang des 20. Jahrhunderts im Tal der Königin gefunden. Erst 2007 wurde die Mumie jedoch zweifelsfrei identifiziert, als es gelang, einen Zahn, der mit ihrem Namen beschriftet war, ins Gebiss der Toten einzupassen. Bei den folgenden Untersuchungen kam zutage, dass die Königin an schweren Krankheiten gelitten hatte, unter anderem an Diabetes und Krebs. Man vermutet, dass sie daran gestorben ist - und jetzt weiß man es genauer, weil Museumsleiter Höveler-Müller eine folgenreiche Eingebung hatte.
Als er sein Amt antrat, sah er sich einen Flakon in der Ausstellung des Ägyptischen Museums an, der das Namenszeichen der Hatschepsut trägt, und entdeckte, dass der schlanke Hals verstopft war. Man hatte immer geglaubt, ein Klumpen Lehm hätte sich darin festgesetzt. Doch der neue Museumsleiter wog das Fläschchen in der Hand und wunderte sich:
"Das Gefäß war sehr sehr leicht und da war mir klar, das ist ein Verschluss, ein originaler Verschluss. Und wenn das so ist, dann dürften noch Inhaltsreste drin sein. "
Originale Inhaltsstoffe aus dem alten Ägypten? Höveler-Müller bat Kollegen der Universität um Hilfe: Ein Mediziner entnahm mit einer minimal-invasiven Technik eine Probe aus der Flasche, ein Pharmazeut brachte sie in sein Labor und dort gab der Flakon sein Geheimnis preis:
"Wir haben drei Komponentengruppen gefunden: Öle, das ging ganz schnell, als Erstes haben wir Palmöle gefunden, dann noch einige andere, die in verschiedenen Pflanzen vorkommen, dann haben wir Kohlenwasserstoffe und Ester, Stichwort Omega-Drei-Fettsäure, und als dritte Gruppe haben wir eben die Teerbestandteile gefunden. "
Wozu diese Rezeptur diente, war Dr. Helmut Wiedenfeld, Fachmann für medizinische Wirkstoffe, sofort klar:
"Behandlung von juckenden Hautkrankheiten und sogar auch Schuppenflechte. "
Dass es in der Familie der Hatschepsut Fälle von Schuppenflechte gab, wissen Ägyptologen seit Längerem. Offenbar litt auch die Königin unter der erblichen Krankheit - und das Fläschchen enthielt eine Salbe zur Linderung des Juckreizes.
"Solche Lotionen wurden bei uns noch bis vor dreißig, vierzig Jahren verwendet, uralte Rezepturen sind das. Man hat sehr früh schon gewusst, dass solche Kombinationen, Fette und Teerstoffe, auf der Haut appliziert, bei verschiedenen Hautkrankheiten eine sehr gute Wirkung haben. Das war dann erst passé, als man krebserzeugende Stoffe im Teer gefunden hat, Benzpyrene - das sind ja auch die Stoffe, die für die cancerogene Wirkung im Zigarettenrauch verantwortlich gemacht werden - und das haben wir dann auch gefunden."
Wegen der hochgiftigen Benzpyrene wurden teerhaltige Salben in Deutschland verboten. Wenn die ägyptische Königin dieses Medikament regelmäßig angewendet hat, könnte das ihre Krebserkrankung verursacht haben, folgert der Ägyptologe Höveler-Müller:
"Wir können nun wirklich sagen, dass wahrscheinlich die Substanz, die sie eingenommen hat, um ein anderes Leiden zu lindern, ihren Tod verursacht hat. Und ausgerechnet dieses Gefäß steht bei uns in der Ausstellung. "
Das alte Ägypten war streng patriarchalisch organisiert, erläutert Michael Höveler-Müller, Leiter des Ägyptischen Museums der Universität Bonn: Nur Männer konnten rechtmäßig Pharao werden, Frauen durften ihnen allenfalls die Legitimation dafür liefern. Auch der ehrgeizigen Hatschepsut blieb nicht anderes übrig: Sie musste ihren Halbbruder heiraten, damit der als Tutmosis II. legitimer Pharao werden konnte. Er starb aber früh, hinterließ keinen rechtmäßigen Erben, sondern nur einen minderjährigen Sohn von einer Nebenfrau und Hatschepsut musste erneut einspringen: Nach üblicher Praxis hatte die Königin die Regierung zu führen, bis der Thronfolger alt genug war, um den Platz an der Spitze des Reiches einzunehmen. Doch diesmal gab sich die machtbewusste Hatschepsut damit nicht zufrieden.
"Jetzt hat Hatschepsut die Macht übernommen für ihren Stiefsohn und hat praktisch nicht eingesehen, dass sie die Macht übergeben sollte, als die Zeit gekommen war. Weil sie, wenn sie ein Mann gewesen wäre, auch König geworden wäre, legitim. Und sie hat dann mit ihm zusammen regiert und hatte aber deutlich das Heft in der Hand."
In der ägyptischen Kultur hinterließ sie Spuren, die man noch immer sehen kann: Sie baute den großen Tempel in Karnak in Mittelägypten aus, vermutlich um die murrende Priesterschaft zu beruhigen, in Theben, auf der anderen Seite des Nils, ließ sie für sich selbst einen spektakulären, dreistufigen Totentempel in die Felsen hauen. Ihre Expedition in das "Puntland" genannte Somalia, auf Reliefbildern verewigt, ist bis heute sagenhaft. Rund 20 Jahre hielt sich die Pharaonin an der Regierung, dann starb sie.
Sie können sich vorstellen, ein Land, das von Männern dominiert ist, da ist eine Frau, die plötzlich das höchste Amt innehat, nicht gern gesehen. Deswegen war lange in der Diskussion, dass Hatschepsut wahrscheinlich umgebracht worden ist.
Die Priesterschaft, die sich als Hüter der Ordnung fühlte, hätte genug Grund für ein Attentat gehabt. Auch ihr Sohn, dem sie die Herrschaft verweigerte, hat sie vermutlich gehasst. Nach ihrem Tod wurden viele Abbilder und Inschriften mit ihrem Namen zerstört: Man versuchte, die Erinnerung an die erste Frau, die sich am Nil die Macht aneignete, zu tilgen.
Doch Dr. Mordverdacht löste sich in Luft auf, als die Mumie Hatschepsuts vor einigen Jahren medizinisch untersucht wurde. Der berühmte Ägyptologe Howard Carter, der auch das Grab des Tutanchamum entdeckte, hatte sie zu Anfang des 20. Jahrhunderts im Tal der Königin gefunden. Erst 2007 wurde die Mumie jedoch zweifelsfrei identifiziert, als es gelang, einen Zahn, der mit ihrem Namen beschriftet war, ins Gebiss der Toten einzupassen. Bei den folgenden Untersuchungen kam zutage, dass die Königin an schweren Krankheiten gelitten hatte, unter anderem an Diabetes und Krebs. Man vermutet, dass sie daran gestorben ist - und jetzt weiß man es genauer, weil Museumsleiter Höveler-Müller eine folgenreiche Eingebung hatte.
Als er sein Amt antrat, sah er sich einen Flakon in der Ausstellung des Ägyptischen Museums an, der das Namenszeichen der Hatschepsut trägt, und entdeckte, dass der schlanke Hals verstopft war. Man hatte immer geglaubt, ein Klumpen Lehm hätte sich darin festgesetzt. Doch der neue Museumsleiter wog das Fläschchen in der Hand und wunderte sich:
"Das Gefäß war sehr sehr leicht und da war mir klar, das ist ein Verschluss, ein originaler Verschluss. Und wenn das so ist, dann dürften noch Inhaltsreste drin sein. "
Originale Inhaltsstoffe aus dem alten Ägypten? Höveler-Müller bat Kollegen der Universität um Hilfe: Ein Mediziner entnahm mit einer minimal-invasiven Technik eine Probe aus der Flasche, ein Pharmazeut brachte sie in sein Labor und dort gab der Flakon sein Geheimnis preis:
"Wir haben drei Komponentengruppen gefunden: Öle, das ging ganz schnell, als Erstes haben wir Palmöle gefunden, dann noch einige andere, die in verschiedenen Pflanzen vorkommen, dann haben wir Kohlenwasserstoffe und Ester, Stichwort Omega-Drei-Fettsäure, und als dritte Gruppe haben wir eben die Teerbestandteile gefunden. "
Wozu diese Rezeptur diente, war Dr. Helmut Wiedenfeld, Fachmann für medizinische Wirkstoffe, sofort klar:
"Behandlung von juckenden Hautkrankheiten und sogar auch Schuppenflechte. "
Dass es in der Familie der Hatschepsut Fälle von Schuppenflechte gab, wissen Ägyptologen seit Längerem. Offenbar litt auch die Königin unter der erblichen Krankheit - und das Fläschchen enthielt eine Salbe zur Linderung des Juckreizes.
"Solche Lotionen wurden bei uns noch bis vor dreißig, vierzig Jahren verwendet, uralte Rezepturen sind das. Man hat sehr früh schon gewusst, dass solche Kombinationen, Fette und Teerstoffe, auf der Haut appliziert, bei verschiedenen Hautkrankheiten eine sehr gute Wirkung haben. Das war dann erst passé, als man krebserzeugende Stoffe im Teer gefunden hat, Benzpyrene - das sind ja auch die Stoffe, die für die cancerogene Wirkung im Zigarettenrauch verantwortlich gemacht werden - und das haben wir dann auch gefunden."
Wegen der hochgiftigen Benzpyrene wurden teerhaltige Salben in Deutschland verboten. Wenn die ägyptische Königin dieses Medikament regelmäßig angewendet hat, könnte das ihre Krebserkrankung verursacht haben, folgert der Ägyptologe Höveler-Müller:
"Wir können nun wirklich sagen, dass wahrscheinlich die Substanz, die sie eingenommen hat, um ein anderes Leiden zu lindern, ihren Tod verursacht hat. Und ausgerechnet dieses Gefäß steht bei uns in der Ausstellung. "