Peter Cachola Schmal: "Der Aufbau Ost ist umgesetzt worden, flächendeckend wurde ein neues Land zugebaut und die Arbeit ist etwas weniger geworden innerhalb der deutschen Grenzen."
In Deutschland gibt es nicht mehr viel zu bauen. Die megalomanen Planungen immer höherer, extravaganterer Gebäude, deren Bilder regelmäßig durch die Medien gehen, werden in anderen Weltgegenden verwirklicht; reichlich bewusstlos werden diese Bilder gleichsam aus der Perspektive der Investment-Fonds gesehen, als gehe überhaupt nur noch da, wo 500 m hohe Türme entstehen, die Post ab. Da ist eine kleine Ausstellung, die nicht zu große Export-Projekte meist jüngerer deutscher Architekten präsentiert, schon mal gleich sympathisch.
" Wir kommen alle aus Deutschland, "
sagt Till Schneider vom Architekturbüro Deutschland, das ist ein eigens für Auslandsaquisitionen gegründetes Netzwerk. Auch sie sind dabei in dieser Ausstellung, die als deutscher Beitrag zur Biennale in Sao Paulo letztes Jahr konzipiert wurde. Und dieses Konzept sollte einem hierzulande keineswegs unumstrittenen Produkt zu einer exporttauglichen Markenidentität verhelfen: deutscher Baukultur.
"Und was sind denn die grundsätzlichen deutschen Tugenden."
Ja, was? Von einer nationalen Architektursprache kann im globalen Architekturbetrieb nicht mehr die Rede sein. Es bleiben: Symbole, Mentalitäten.
"Und da haben wir nachgedacht und gesagt: ehrlich, gründlich, zuverlässig, pünktlich und - eins hab ich noch vergessen ... äh."
Darf man deutsche Sekundärtugenden, vor wenigen Jahren noch Unwörter, loben? Antwort: Ja, wenn die Selbstironie dazukommt, der das neue, entspannte Deutschland auszeichnet, und dann darf man sie, zumal während eines Fußballevents, sogar auf schwarz-rot-goldenem Teppich präsentieren, zusammen mit dem Symbol der Dienstreise: In aufgeklappten Alu-Koffern werden die Projekte deutscher Architekten gezeigt, die derzeit im Ausland realisiert werden. Öffentlich wahrgenommen wird bisher eher der umgekehrte Fall: Großarchitekten aus aller Welt bauen in Deutschland; ein deutscher Name findet sich in dieser obersten Riege der üblichen Verdächtigen nicht; die Großexporteure der deutschen Architektur, von Gerkan Marg und Partner abgesehen, sind in den ästhetischen Diskurs nicht vorgerückt.
"Liegt es daran, dass die Architekten hier nicht so eine deutliche, vielleicht überdeutliche Handschrift ausbilden, wo sich dann eine Marke draus bilden lässt?"
Fragt sich nicht nur Peter Cachola Schmal. Aber ein vermeintliches Manko kann man auf seine positive Seite wenden:
Schmal: "Schauen wir doch was da ist, und dann sehen wir, dass es sehr viele Büros gibt, die exportieren und zwar erfolgreich exportieren."
Anna Hesse: "Im Gegensatz zu diesen Stars, die nach Deutschland kommen, gehen die Deutschen ins Ausland, aber eben nicht als Stars, sondern um zu zeigen, was sie können."
Und das ist eine starke Ingenieurstradition und das schärfste grüne Gewissen der Welt.
Schneider: "Wir gucken zu, dass die Dinge nachhaltig sind."
Und weil die Universität Harvard eine ausgewiesen nachhaltige Neubebauung auf ihrem Campus wünschte, wählte sie das Büro Stefan Behnisch und Partner, die mit Klimakonzept, grünen Höfen und Wintergärten das Erwünschte lieferte. Die anderen ausgewählten Beispiele deutscher Exportarchitektur sind allerdings von jedem Öko-Touch weit entfernt. Da ist der Prototyp für eine einfach zu montierende Halle des Kölner Büros BEL, rund wie ein Maschinenteil, innen blendend weiß, außen aluminiumverkleidet.
Oder das Trutec-Building des Berliner Büros Barkow und Leibinger für Seoul mit seiner wie von Kristallen überzogenen Oberfläche - ein glitzernder Blickfang. Christoph Ingenhoven baut in Sydney, was in Shanghai nicht gelang, einen Büroturm für die Skyline der Stadt. Das Kunstmuseum Bozen des Büros Krüger Schuberth Vandreike, zu sehen als bläulich glänzender Kubus, ist gerade fertig geworden.
Moskau bekommt aus Deutschland ein auffallendes Boutique-Hotel und einen Wellness-Park und Peking eine Nationalbibliothek. Einzig die Schule, die das Büro Volker Staab bei Sydney gerade fertig baut, eigentlich ein Schuldorf, verweist in Farbigkeit und Material auf die umgebende Landschaft. Das Modell aber wird auf einer neutralen Platte präsentiert. In fast allen Darstellungen fehlt dieser Bezug zur Umgebung: Die Architektur genügt sich selbst; will auch Ikone sein. Ihr Leitmotiv grün-deutscher bleibt dem Blick weitgehend verborgen. Aber was macht das. Jeder sucht schließlich auch die Stars von morgen.
In Deutschland gibt es nicht mehr viel zu bauen. Die megalomanen Planungen immer höherer, extravaganterer Gebäude, deren Bilder regelmäßig durch die Medien gehen, werden in anderen Weltgegenden verwirklicht; reichlich bewusstlos werden diese Bilder gleichsam aus der Perspektive der Investment-Fonds gesehen, als gehe überhaupt nur noch da, wo 500 m hohe Türme entstehen, die Post ab. Da ist eine kleine Ausstellung, die nicht zu große Export-Projekte meist jüngerer deutscher Architekten präsentiert, schon mal gleich sympathisch.
" Wir kommen alle aus Deutschland, "
sagt Till Schneider vom Architekturbüro Deutschland, das ist ein eigens für Auslandsaquisitionen gegründetes Netzwerk. Auch sie sind dabei in dieser Ausstellung, die als deutscher Beitrag zur Biennale in Sao Paulo letztes Jahr konzipiert wurde. Und dieses Konzept sollte einem hierzulande keineswegs unumstrittenen Produkt zu einer exporttauglichen Markenidentität verhelfen: deutscher Baukultur.
"Und was sind denn die grundsätzlichen deutschen Tugenden."
Ja, was? Von einer nationalen Architektursprache kann im globalen Architekturbetrieb nicht mehr die Rede sein. Es bleiben: Symbole, Mentalitäten.
"Und da haben wir nachgedacht und gesagt: ehrlich, gründlich, zuverlässig, pünktlich und - eins hab ich noch vergessen ... äh."
Darf man deutsche Sekundärtugenden, vor wenigen Jahren noch Unwörter, loben? Antwort: Ja, wenn die Selbstironie dazukommt, der das neue, entspannte Deutschland auszeichnet, und dann darf man sie, zumal während eines Fußballevents, sogar auf schwarz-rot-goldenem Teppich präsentieren, zusammen mit dem Symbol der Dienstreise: In aufgeklappten Alu-Koffern werden die Projekte deutscher Architekten gezeigt, die derzeit im Ausland realisiert werden. Öffentlich wahrgenommen wird bisher eher der umgekehrte Fall: Großarchitekten aus aller Welt bauen in Deutschland; ein deutscher Name findet sich in dieser obersten Riege der üblichen Verdächtigen nicht; die Großexporteure der deutschen Architektur, von Gerkan Marg und Partner abgesehen, sind in den ästhetischen Diskurs nicht vorgerückt.
"Liegt es daran, dass die Architekten hier nicht so eine deutliche, vielleicht überdeutliche Handschrift ausbilden, wo sich dann eine Marke draus bilden lässt?"
Fragt sich nicht nur Peter Cachola Schmal. Aber ein vermeintliches Manko kann man auf seine positive Seite wenden:
Schmal: "Schauen wir doch was da ist, und dann sehen wir, dass es sehr viele Büros gibt, die exportieren und zwar erfolgreich exportieren."
Anna Hesse: "Im Gegensatz zu diesen Stars, die nach Deutschland kommen, gehen die Deutschen ins Ausland, aber eben nicht als Stars, sondern um zu zeigen, was sie können."
Und das ist eine starke Ingenieurstradition und das schärfste grüne Gewissen der Welt.
Schneider: "Wir gucken zu, dass die Dinge nachhaltig sind."
Und weil die Universität Harvard eine ausgewiesen nachhaltige Neubebauung auf ihrem Campus wünschte, wählte sie das Büro Stefan Behnisch und Partner, die mit Klimakonzept, grünen Höfen und Wintergärten das Erwünschte lieferte. Die anderen ausgewählten Beispiele deutscher Exportarchitektur sind allerdings von jedem Öko-Touch weit entfernt. Da ist der Prototyp für eine einfach zu montierende Halle des Kölner Büros BEL, rund wie ein Maschinenteil, innen blendend weiß, außen aluminiumverkleidet.
Oder das Trutec-Building des Berliner Büros Barkow und Leibinger für Seoul mit seiner wie von Kristallen überzogenen Oberfläche - ein glitzernder Blickfang. Christoph Ingenhoven baut in Sydney, was in Shanghai nicht gelang, einen Büroturm für die Skyline der Stadt. Das Kunstmuseum Bozen des Büros Krüger Schuberth Vandreike, zu sehen als bläulich glänzender Kubus, ist gerade fertig geworden.
Moskau bekommt aus Deutschland ein auffallendes Boutique-Hotel und einen Wellness-Park und Peking eine Nationalbibliothek. Einzig die Schule, die das Büro Volker Staab bei Sydney gerade fertig baut, eigentlich ein Schuldorf, verweist in Farbigkeit und Material auf die umgebende Landschaft. Das Modell aber wird auf einer neutralen Platte präsentiert. In fast allen Darstellungen fehlt dieser Bezug zur Umgebung: Die Architektur genügt sich selbst; will auch Ikone sein. Ihr Leitmotiv grün-deutscher bleibt dem Blick weitgehend verborgen. Aber was macht das. Jeder sucht schließlich auch die Stars von morgen.