Tal Rs künstlerische Produktion hat in den letzten Jahren erstaunliche Dimensionen angenommen, und dazu in unterschiedlichsten Medien: Plastik, Malerei, Film, Fotografie, Kollagen, Installationen, Zeichnungen - die Zahl der Werke geht in die Tausende. Eigentlich gibt es nichts, was Tal R nicht gemacht hat.
Manche hat das auf den zeitgemäßen Verdacht kommen lassen, solcher Produktionswahn sei vor allem dem überbordenden Kunstmarkt der letzten Jahre und seinen Preisen für gewisse Starprodukte geschuldet. Und Tal R war und ist zweifellos ein Star des jüngsten Kunstmarktes. In Deutschland hat man das bislang allerdings weniger feststellen können als in anderen Ländern, und es lässt sich trefflich spekulieren, woran das wohl liegen mag.
Womöglich daran, dass Tal R in Deutschland bislang nur als eine Art Juniorpartner von Jonathan Meese wahrgenommen wurde, dessen Starkult in den letzten Jahren vieles überschattete und zuweilen gar messianische Züge annahm, einschließlich Ausstellungen auf Kirchentagen. Gerecht gegenüber Tal R wäre eine solche Wahrnehmung nicht, auch wenn er mit Meese durchaus Gemeinsamkeiten hat, wie die Vorliebe für das Spielerische und Spontane im Umgang mit Formen und Bildern und auch eine neckische Begeisterung für Mythen.
Die Unterschiede sind aber stärker. Tal R teilt nicht Meeses Obsession für Machtposen und Verkündigungsdramen. Wenn Tal R posiert, dann eher in der klassischen Denkerhaltung. Immer wieder schlüpft er in die Rolle des Zeigens und Lehrens, er durchdenkt immer wieder die Funktionen des Museums und der Akademie, der Kunstschule und der Vermittlung von Kunst an das Publikum. Wo Meese sich der Selbstauskunft hinter Kaspar-Hauser-Attitüden verweigert, gibt Tal R freundlich und ausführlich Antworten und beschreibt sein Vorgehen mit der Sorgfalt eines Kunsterziehers.
So auch in der Kunsthalle Kiel, wo er seine Arbeiten über zwei Etagen eingerichtet hat. Auch hier versteht er sich, wie er sagt, eher als Pädagoge, er will dem Publikum etwas zurückgeben und zeigen. Seine Produktionswut der letzten Jahre begründet er damit, dass ihm alles gleich wichtig ist, gezeigt zu werden. Das ist Teil des Spiels, das er jedoch jederzeit kontrolliert. Nicht weil es immer nur großartige Einzelwerke wären, sondern weil er durch die Gesamtkonzeption seiner Arbeiten stets neue Dimensionen von Kunstwahrnehmung erschafft.
Im Erdgeschoss der Kieler Kunsthalle hat er einen Parcours aus Skulpturen angelegt, den er als "Einführungskurs" betrachtet. Es sind Beispiele aus verschiedenen Werkserien, die hier miteinander in wohnlicher Buntheit oszillieren. Skulpturen aus modelliertem Zellstoff, der mit Farbpigmenten und Müll durchsetzt ist und so aussehen, wie kleine Meteore auf ihrer Bahn durch das Universum der Popkultur. Es gibt Kleinskulpturen, die aussehen wie präparierte Früchte, in die Gesichter gebohrt wurden und dadurch den morbiden Charme alberner Totenmasken angenommen haben, oder jene Babuschka-artigen Skulpturen, die großen bemalten Eiern oder traditionellem russischem Holzspielzeug ähneln, oder aus fünf Holzstücken zusammengesetzte Kreuzungen aus Pilz, Schnecke und Phallus.
Im Obergeschoss hängen großformatige Gemälde oder Papierarbeiten, die Tal R als "Information" bezeichnet. Was gemalt ist, ist Fakt, das ist auf dem Bild und fertig. Skulpturen lassen sich anfassen und verändern. Eines der bekanntesten Gemälde aus der Serie "Auf Wiedersehen Interessant" zeigt bunte Strahlen, die vom Mittelpunkt des Bildes in alle Richtungen gehen und sich an den Rändern in einer Kollage aus Modefotos, Perlschnüren und lauter sonstigen kleinen Dingen verlieren. Diese Gemälde zeigt exemplarisch, weshalb sich der israelischstämmige Tal R, der eigentlich Tal Rosenzweig heißt, mit einem jiddischen Wort als "Kolbojnik" bezeichnet, was in den israelischen Kibbuzim bedeutet das soviel wie "Müllsammler"
Man könnte auch sagen: Ein großer Materialsammler in der Tradition von Dieter Roth. Doch im Gegensatz zu diesem versucht Tal R, der Stilfalle immer wieder zu entgehen, er erfindet sich und sein Werk immer wieder neu. Das wirkt mitunter sehr lustig und unbekümmert. Zuweilen jedoch auch wie eine Flucht.
Manche hat das auf den zeitgemäßen Verdacht kommen lassen, solcher Produktionswahn sei vor allem dem überbordenden Kunstmarkt der letzten Jahre und seinen Preisen für gewisse Starprodukte geschuldet. Und Tal R war und ist zweifellos ein Star des jüngsten Kunstmarktes. In Deutschland hat man das bislang allerdings weniger feststellen können als in anderen Ländern, und es lässt sich trefflich spekulieren, woran das wohl liegen mag.
Womöglich daran, dass Tal R in Deutschland bislang nur als eine Art Juniorpartner von Jonathan Meese wahrgenommen wurde, dessen Starkult in den letzten Jahren vieles überschattete und zuweilen gar messianische Züge annahm, einschließlich Ausstellungen auf Kirchentagen. Gerecht gegenüber Tal R wäre eine solche Wahrnehmung nicht, auch wenn er mit Meese durchaus Gemeinsamkeiten hat, wie die Vorliebe für das Spielerische und Spontane im Umgang mit Formen und Bildern und auch eine neckische Begeisterung für Mythen.
Die Unterschiede sind aber stärker. Tal R teilt nicht Meeses Obsession für Machtposen und Verkündigungsdramen. Wenn Tal R posiert, dann eher in der klassischen Denkerhaltung. Immer wieder schlüpft er in die Rolle des Zeigens und Lehrens, er durchdenkt immer wieder die Funktionen des Museums und der Akademie, der Kunstschule und der Vermittlung von Kunst an das Publikum. Wo Meese sich der Selbstauskunft hinter Kaspar-Hauser-Attitüden verweigert, gibt Tal R freundlich und ausführlich Antworten und beschreibt sein Vorgehen mit der Sorgfalt eines Kunsterziehers.
So auch in der Kunsthalle Kiel, wo er seine Arbeiten über zwei Etagen eingerichtet hat. Auch hier versteht er sich, wie er sagt, eher als Pädagoge, er will dem Publikum etwas zurückgeben und zeigen. Seine Produktionswut der letzten Jahre begründet er damit, dass ihm alles gleich wichtig ist, gezeigt zu werden. Das ist Teil des Spiels, das er jedoch jederzeit kontrolliert. Nicht weil es immer nur großartige Einzelwerke wären, sondern weil er durch die Gesamtkonzeption seiner Arbeiten stets neue Dimensionen von Kunstwahrnehmung erschafft.
Im Erdgeschoss der Kieler Kunsthalle hat er einen Parcours aus Skulpturen angelegt, den er als "Einführungskurs" betrachtet. Es sind Beispiele aus verschiedenen Werkserien, die hier miteinander in wohnlicher Buntheit oszillieren. Skulpturen aus modelliertem Zellstoff, der mit Farbpigmenten und Müll durchsetzt ist und so aussehen, wie kleine Meteore auf ihrer Bahn durch das Universum der Popkultur. Es gibt Kleinskulpturen, die aussehen wie präparierte Früchte, in die Gesichter gebohrt wurden und dadurch den morbiden Charme alberner Totenmasken angenommen haben, oder jene Babuschka-artigen Skulpturen, die großen bemalten Eiern oder traditionellem russischem Holzspielzeug ähneln, oder aus fünf Holzstücken zusammengesetzte Kreuzungen aus Pilz, Schnecke und Phallus.
Im Obergeschoss hängen großformatige Gemälde oder Papierarbeiten, die Tal R als "Information" bezeichnet. Was gemalt ist, ist Fakt, das ist auf dem Bild und fertig. Skulpturen lassen sich anfassen und verändern. Eines der bekanntesten Gemälde aus der Serie "Auf Wiedersehen Interessant" zeigt bunte Strahlen, die vom Mittelpunkt des Bildes in alle Richtungen gehen und sich an den Rändern in einer Kollage aus Modefotos, Perlschnüren und lauter sonstigen kleinen Dingen verlieren. Diese Gemälde zeigt exemplarisch, weshalb sich der israelischstämmige Tal R, der eigentlich Tal Rosenzweig heißt, mit einem jiddischen Wort als "Kolbojnik" bezeichnet, was in den israelischen Kibbuzim bedeutet das soviel wie "Müllsammler"
Man könnte auch sagen: Ein großer Materialsammler in der Tradition von Dieter Roth. Doch im Gegensatz zu diesem versucht Tal R, der Stilfalle immer wieder zu entgehen, er erfindet sich und sein Werk immer wieder neu. Das wirkt mitunter sehr lustig und unbekümmert. Zuweilen jedoch auch wie eine Flucht.