Das Konzept, das US-Präsident Obama für die Abwehr gegen Raketen verfolgt, heißt "Phased Adaptive Approach", was soviel heißt wie "anpassbarer Stufenplan". Obama und seine Berater wollen die Reichweiten und Zahl ihrer Abfangraketen steigern und deren Einsatz flexibel an zukünftige Bedrohungen anpassen können. Das klingt sehr allgemein, ist aber doch erstaunlich konkret - konkreter jedenfalls als alles, was zuvor George W. Bush angestoßen hatte. Jeffrey Lewis, Verteidigungsexperte und Politikwissenschaftler am Washingtoner Beratungsinstitut New America Foundation.
"Die Vorgängerregierung hatte den Aufbau des Systems nicht wirklich durchdacht. Von allen US-amerikanischen Ansätzen, war der Plan, Interkontinentalraketen mitten im Flug abzufangen, der ineffektivste. Ein wenig vielversprechendes Verteidigungskonzept gegen Raketen, die der Iran gar nicht hatte. Es ist also jetzt nicht überraschend, dass die neue US-Regierung sagt: Die Raketen, die der Iran in absehbarer Zukunft haben wird, sind konventionelle Raketen mit kurzer oder mittlerer Reichweite. Also sollten wir eine Abwehr aufbauen, die es ermöglicht, etwas gegen diese Bedrohung zu tun."
Barack Obama und sein Verteidigungsminister Robert Gates setzen nun auf den Ausbau von "Aegis", einem Verteidigungssystem, das für Kriegsschiffe entwickelt wurde. Es arbeitet mit Abfang-Raketen vom Typ SM-3, die, zumindest unter vereinfachten Testbedingungen Raketen kurzer Reichweite, also bis etwa 1000 Kilometer, abschießen können. Auch erste Tests bis 3000 Kilometer hat es schon gegeben. Im Ernstfall sind sie aber noch nie zum Einsatz gekommen.
Das können nur die Hersteller des älteren "Patriot"-Systems von ihren Abfangraketen behaupten. Die "Patriot"-Raketen wurden bereits im ersten Golfkrieg abgefeuert, aber sie trafen ihre Ziele nicht, auch wenn die Kriegspropaganda damals anderes behauptete. "Aegis" soll nun deutlich leistungsfähiger werden als das "Patriot"-System. Auch das von Deutschland mitfinanzierte und hierzulande heftig umstrittene MEADS-Programm zur Raketenabwehr wird da voraussichtlich nicht mithalten können.
Für die Zukunft wünscht sich die neue US-Regierung eine weltweite Flotte von vielen Dutzend Kriegsschiffen, die alle mit "Aegis" ausgestattet sind – und die, wenn nötig, an den globalen Brennpunkten zusammengezogen werden können.
"Ein Vorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass die USA ein paar solche Schiffe in Europa stationieren könnten, ein paar in Asien und ein paar in den USA. Wenn dann der Iran Nato-Ländern mit Raketenangriffen droht, könnte man diese Schiffe schnell nach Europa beordern und dort die Verteidigung stärken."
Nach den neuen Plänen sollen die SM-3-Abfangraketen in Zukunft in der Lage sein, feindliche Raketen bereits während ihres Aufstiegs zu treffen. Das hätte den Vorteil, dass die angreifende Rakete unschädlich gemacht wird, noch bevor sie Sprengköpfe und Attrappen auf die Reise schicken kann. Allerdings ist das Zeitfenster dafür sehr eng: Das "Aegis"-System müsste recht nahe an den feindlichen Raketensilos stationiert sein. Wenn etwa der Iran Raketen nach Europa schicken würde, müssten die amerikanischen Kriegsschiffe ihre Abfangraketen vom Mittelmeer aus abschießen. Für die Zukunft plant die US-Regierung, diese Technologie für den Einsatz an Land weiterzuentwickeln. Die Raketen können dann noch größer gebaut werden und technisch raffinierter. Fred Lamb, Physikprofessor und Verteidigungsexperte von der Universität von Illinois in Urbana-Champaign.
"Beim 'Aegis'-System lässt sich noch einiges verbessern: die Abfangraketen können noch schneller werden und weiter fliegen, das Radar, mit dem die feindlichen Raketen erkannt werden sollen, könnte leistungsfähiger sein. Außerdem soll das System feindliche Raketen auch im zweiten Teil ihrer Flugbahn - also kurz vor ihrem Ziel - abfangen können. Insgesamt soll 'Aegis' also so etwas wie das Schweizer Messer der Raketenabwehr werden."
Wie die Russen und Chinesen auf Obamas Ideen reagieren werden, ist ungewiss. Es ist gut möglich, dass die neuen Raketenpläne der US-Amerikaner den Abschluss eines neuen Start-Vertrages über offensive Nuklearwaffen gefährden werden. Rumänien hat vor wenigen Wochen erklärt, dass es 20 US-amerikanische Abfangraketen auf seinem Gebiet stationieren wird. Auch Bulgarien führt bereits Gespräche mit den Amerikanern. Und selbstverständlich wollen auch die Regierungen in Tschechien und Polen weiter im Raketenabwehrgeschäft bleiben. Von Abrüstung unter Obama kann jedenfalls im Moment keine Rede sein.
"Wenn Obama die ganzen Raketenabwehr-Programme gestoppt hätte, wäre das für ihn politisch zu teuer geworden. Sein Programm ist immerhin realer und flexibler als das der Vorgängerregierung. Und trotzdem: Das ist alles eine Wiederholung von Ronald Reagans Krieg-der-Sterne-Programm: Es ist der Versuch, eine technische Lösung für Probleme zu finden, die eigentlich politischer Natur sind."
"Die Vorgängerregierung hatte den Aufbau des Systems nicht wirklich durchdacht. Von allen US-amerikanischen Ansätzen, war der Plan, Interkontinentalraketen mitten im Flug abzufangen, der ineffektivste. Ein wenig vielversprechendes Verteidigungskonzept gegen Raketen, die der Iran gar nicht hatte. Es ist also jetzt nicht überraschend, dass die neue US-Regierung sagt: Die Raketen, die der Iran in absehbarer Zukunft haben wird, sind konventionelle Raketen mit kurzer oder mittlerer Reichweite. Also sollten wir eine Abwehr aufbauen, die es ermöglicht, etwas gegen diese Bedrohung zu tun."
Barack Obama und sein Verteidigungsminister Robert Gates setzen nun auf den Ausbau von "Aegis", einem Verteidigungssystem, das für Kriegsschiffe entwickelt wurde. Es arbeitet mit Abfang-Raketen vom Typ SM-3, die, zumindest unter vereinfachten Testbedingungen Raketen kurzer Reichweite, also bis etwa 1000 Kilometer, abschießen können. Auch erste Tests bis 3000 Kilometer hat es schon gegeben. Im Ernstfall sind sie aber noch nie zum Einsatz gekommen.
Das können nur die Hersteller des älteren "Patriot"-Systems von ihren Abfangraketen behaupten. Die "Patriot"-Raketen wurden bereits im ersten Golfkrieg abgefeuert, aber sie trafen ihre Ziele nicht, auch wenn die Kriegspropaganda damals anderes behauptete. "Aegis" soll nun deutlich leistungsfähiger werden als das "Patriot"-System. Auch das von Deutschland mitfinanzierte und hierzulande heftig umstrittene MEADS-Programm zur Raketenabwehr wird da voraussichtlich nicht mithalten können.
Für die Zukunft wünscht sich die neue US-Regierung eine weltweite Flotte von vielen Dutzend Kriegsschiffen, die alle mit "Aegis" ausgestattet sind – und die, wenn nötig, an den globalen Brennpunkten zusammengezogen werden können.
"Ein Vorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass die USA ein paar solche Schiffe in Europa stationieren könnten, ein paar in Asien und ein paar in den USA. Wenn dann der Iran Nato-Ländern mit Raketenangriffen droht, könnte man diese Schiffe schnell nach Europa beordern und dort die Verteidigung stärken."
Nach den neuen Plänen sollen die SM-3-Abfangraketen in Zukunft in der Lage sein, feindliche Raketen bereits während ihres Aufstiegs zu treffen. Das hätte den Vorteil, dass die angreifende Rakete unschädlich gemacht wird, noch bevor sie Sprengköpfe und Attrappen auf die Reise schicken kann. Allerdings ist das Zeitfenster dafür sehr eng: Das "Aegis"-System müsste recht nahe an den feindlichen Raketensilos stationiert sein. Wenn etwa der Iran Raketen nach Europa schicken würde, müssten die amerikanischen Kriegsschiffe ihre Abfangraketen vom Mittelmeer aus abschießen. Für die Zukunft plant die US-Regierung, diese Technologie für den Einsatz an Land weiterzuentwickeln. Die Raketen können dann noch größer gebaut werden und technisch raffinierter. Fred Lamb, Physikprofessor und Verteidigungsexperte von der Universität von Illinois in Urbana-Champaign.
"Beim 'Aegis'-System lässt sich noch einiges verbessern: die Abfangraketen können noch schneller werden und weiter fliegen, das Radar, mit dem die feindlichen Raketen erkannt werden sollen, könnte leistungsfähiger sein. Außerdem soll das System feindliche Raketen auch im zweiten Teil ihrer Flugbahn - also kurz vor ihrem Ziel - abfangen können. Insgesamt soll 'Aegis' also so etwas wie das Schweizer Messer der Raketenabwehr werden."
Wie die Russen und Chinesen auf Obamas Ideen reagieren werden, ist ungewiss. Es ist gut möglich, dass die neuen Raketenpläne der US-Amerikaner den Abschluss eines neuen Start-Vertrages über offensive Nuklearwaffen gefährden werden. Rumänien hat vor wenigen Wochen erklärt, dass es 20 US-amerikanische Abfangraketen auf seinem Gebiet stationieren wird. Auch Bulgarien führt bereits Gespräche mit den Amerikanern. Und selbstverständlich wollen auch die Regierungen in Tschechien und Polen weiter im Raketenabwehrgeschäft bleiben. Von Abrüstung unter Obama kann jedenfalls im Moment keine Rede sein.
"Wenn Obama die ganzen Raketenabwehr-Programme gestoppt hätte, wäre das für ihn politisch zu teuer geworden. Sein Programm ist immerhin realer und flexibler als das der Vorgängerregierung. Und trotzdem: Das ist alles eine Wiederholung von Ronald Reagans Krieg-der-Sterne-Programm: Es ist der Versuch, eine technische Lösung für Probleme zu finden, die eigentlich politischer Natur sind."