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Flexibles Lernen

Als Markus Jung neben seinem Beruf ein Fernstudium beginnen wollte, fand er nur wenig Antworten auf seine Fragen zum Thema Fernuni. So entschloss er sich, selber einen Wegweiser zu schreiben - der Ratgeber Fernstudium bietet alles Wissenswerte in kompakter Form.

Markus Jung im Gespräch mit Elif Senel | 06.04.2010
    Elif Senel: Studienplatzmangel, den gibt es nicht nur bei den sogenannten Präsenzhochschulen, sondern inzwischen auch bei der bekanntesten Fernuniversität Deutschlands, der Fernuni Hagen. Auf ursprünglich 40.000 Studierende sei die Uni eingestellt gewesen, mit jetzt 67.000 Studierenden sei sie an ihre Grenzen gelangt, so der Uni-Rektor. Fernstudium ist also sehr beliebt, gerade für Berufstätige, aber es gibt auch viel Unsicherheiten und Fragen, vor allen Dingen bei denen, die sich noch nicht so ganz recht ans Fernstudium getraut haben. Da soll jetzt ein neues Buch helfen: "100 Fragen und Antworten zum Fernstudium" heißt es. Markus Jung ist einer der Mitautoren, und er ist bei mir im Studio. Herzlich willkommen!

    Markus Jung: Ja, danke schön!

    Senel: Fernstudium ist ein Thema auch für Sie aus eigener Erfahrung?

    Jung: Ja, richtig. Ich habe selbst per Fernstudium Informatik studiert vor einigen Jahren und bin dadurch auch an das Thema herangekommen seinerzeit.

    Senel: Und was haben Sie für positive Erfahrungen damit gemacht?

    Jung: Also was mir sehr gut gefallen hat, ist einfach, dass es eine sehr flexible Form ist zu studieren. Man konnte lernen, wann man wollte, wo man wollte, und auch unterwegs mal schnell ein Studienheft mitnehmen, das ist mir sehr entgegengekommen, neben dem Beruf mich da weiterbilden zu können.

    Senel: Warum gab es denn für Sie – Sie haben es jetzt probiert und Sie sind da gut durchgekommen – die Notwendigkeit, so einen Ratgeber zu schreiben?

    Jung: Also seinerzeit, bevor ich überhaupt angefangen habe mit dem Fernstudium, habe ich versucht, Informationen zu bekommen, wie läuft das Ganze ab, ist das seriös, was gibt es da für Möglichkeiten, und damals gab es da noch recht wenig. Ich hätte mir eigentlich was gewünscht, was ich in die Hand nehmen kann, wo ich einen Überblick bekomme, welche Möglichkeiten gibt es, wo kann man sich auch informieren, und möchte mit diesem Buch halt jetzt da auch die Hilfe geben, die ich damals nicht hatte.

    Senel: Und was war für Sie dann beim Schreiben so das Wichtigste, was sollte dieses Buch dann können?

    Jung: Also das Buch ist gedacht eigentlich als Begleiter. Es soll helfen bei den ersten Überlegungen, ersten Fragen, wo kann ich mich informieren, welche Möglichkeiten gibt es, welche Unterstützung gibt es vielleicht auch, aber auch während des Fernstudiums dann – es kann ja auch mal Motivationsprobleme geben oder vielleicht gibt es mal schwierige Phasen, wo man überlegt, das Ganze abzubrechen, bis hin letztlich zum Abschluss des Studiums.

    Senel: Also wenn ich mir das Buch angucke, der Vorteil ist ja wirklich, es ist sehr, sehr kompakt, 100 Fragen werden da drin behandelt auf 110 Seiten ungefähr, also sehr knapp und kompakt zusammengefasst alles. Ein paar Fragen würde ich mir jetzt ein bisschen genauer angucken wollen, würde jetzt gern fragen Frage Nummer sechs: Ist das Fernstudium eigentlich für jeden geeignet?

    Jung: Also ein Fernstudium ist nicht unbedingt für jeden geeignet, man muss verschiedene Fähigkeiten mitbringen. Es ist sehr flexibel, das ist ein großer Vorteil, kann aber auch zum Nachteil werden, weil ich muss auch wirklich in meiner Freizeit hinsetzen und was tun für das Studium. Es gibt keine festen Termine wie jetzt zum Beispiel in der Abendschule.

    Senel: Sie greifen verschiedene Aspekte in diesem Buch auf, es gibt viele Fragen über das Thema Finanzierung. Wie kann ich mir zum Beispiel so ein Studium finanzieren, weil so ein Fernstudium kostet ja auch je nachdem eine ganze Menge Geld?

    Jung: Ja, also ein Fernstudium kostet eine Menge, gerade wenn es auch vielleicht bei privaten Anbietern ist. Auf der anderen Seite sind die meisten Fernstudenten auch Teilzeitstudenten, das heißt, sie haben zusätzlich ihr normales Einkommen durch den Beruf, was zum Teil dafür mit verwendet werden kann. Und zum Teil gibt es auch Möglichkeiten mit Stipendien, die auch für normale Präsenzstudenten infrage kommen, da muss man halt genau schauen, welche Voraussetzungen sind daran geknüpft.

    Senel: Wie ist das eigentlich mit Abbrechern, gibt es viele Studierende, die das Fernstudium abbrechen, weil es sich nicht mehr vereinbaren lässt mit Familie, mit Beruf und so weiter?

    Jung: Also die Abbrecherquoten sind sehr unterschiedlich, da gibt es auch wenig offizielle Zahlen drüber. Es ist aber so, wenn abgebrochen wird, dann selten aufgrund von fachlicher Überforderung, sondern eher, weil sich im Familiären, im Beruflichen irgendwo was ändert, sodass einfach die zeitliche Belastung dann nicht mehr zu tragen ist.

    Senel: Wie ist das in solchen Situationen, an der Uni gibt es zum Beispiel Seminare, wo ich andere Kommilitonen kennenlernen kann, wo ich andere Studierende kennenlernen kann und mich denen mich austauschen kann. Im Fernstudium bleibt dieser kommunikative Moment ja aus.

    Jung: Nein, nicht notwendigerweise. Vielleicht läuft das Ganze auf anderem Wege ab. Zum einen gibt es auch da wenige Präsenzveranstaltungen, also auch Seminare, wo auch ganz bewusst der Kontakt gefördert wird, wo meistens auch Adressen ausgetauscht werden, E-Mail-Adressen, und ansonsten läuft sehr viel Austausch auch auf virtuellem Wege mittlerweile – über das Internet, per E-Mail, über Chats, wo man sich dann austauscht.

    Senel: Wie ist das mit der Qualität des Fernstudiums? Es gibt ja sehr viele Anbieter, das ist auch ein bisschen schwer durchschaubar, also es gibt überall Anzeigen, die ich sehen kann. Woher weiß ich, dass dieser Anbieter mir Qualität liefert und nicht zu den schwarzen Schafen gehört?

    Jung: Also wenn ich ein akademisches Studium belege, auch ein akademisches Fernstudium, das muss staatlich zugelassen, staatlich anerkannt sein, auch bei den privaten Hochschulen, und hat davor auch eine Qualitätssicherung durchlaufen. Gerade jetzt auch im Rahmen des Bologna-Prozesses ist ja auch eine Akkreditierung notwendig, und auch das ist da ein zusätzliches Qualitätsmerkmal.

    Senel: Woran erkenne ich, dass das jetzt ein zugelassener, geprüfter, zertifizierter Lehrgang ist?

    Jung: Alle Anbieter stellen auch Informationsmaterial zur Verfügung, in denen auch diese Akkreditierungen mit aufgenommen sind. Außerdem ist es zumindest bei den privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen so, dass diese Studiengänge auch zugelassen sein müssen durch die staatliche Zentralstelle für Fernunterricht in Köln. Da gibt es dann auch ein Siegel mit einer entsprechenden Zulassungsnummer.

    Senel: Wenn Sie Ihre Bewerbung rausgeschickt haben, hatten Sie da irgendwelche Vorurteile, denen Sie begegnen mussten in Sachen Fernstudium?

    Jung: Also ich selbst habe mich mittlerweile selbstständig gemacht und war jetzt halt nicht so oft in dieser Bewerbungssituation, also in internen Gesprächen. Es ist aber eigentlich eher so, dass das Ganze erst ein Erstaunen hervorruft, dass man das schafft neben dem Beruf, und dann eher eine zusätzliche Anerkennung, dass man dieser Belastung standgehalten hat und das verbunden hat miteinander, und es genauso Hochschule wie alle anderen Präsenzhochschulen auch ist.

    Senel: Also das sind gleichwertige Hochschulabschlüsse?

    Jung: Richtig, ganz genau.

    Senel: "100 Fragen und Antworten zum Fernstudium" heißt der Ratgeber von Markus Jung und Anne Oppermann und ist erschienen im Feldhaus-Verlag in Hamburg. Vielen Dank!

    Jung: Sehr gerne!