Der Indonesier Samadi war gerade als Stipendiat an der Uni Göttingen, um seine Doktorarbeit zu schreiben, als der Tsunami über seine Heimatstadt Banda Aceh hereinbrach. Da die Flutwelle für ihn auch eine persönliche Katastrophe bedeutete, sammelte die Göttinger Uni Spendengelder, damit er und vier weitere Stipendiaten aus Banda Aceh wenige Tage nach der Katastrophe zurückfliegen konnten.
Sanadi erzählt, dass seine beiden Schwestern und deren Kinder bei der Katastrophe ums Leben gekommen sind. Sie lebten in der Nähe des Strandes. Und er verlor viele seiner Freunde, mit denen er im Zentrum von Banda Aceh aufgewachsen ist. Ein Drittel der Einwohner seien ums Leben gekommen; viele seiner Freunde seien vermisst, die Körper wurden nie gefunden.
Zurück in der Heimat koordinierte der Agrarwissenschaftler die Hilfsaktionen zwischen der Universität Syiah-Kuala (gespr. Schia-Kwala) in Banda Aceh und der Göttinger Universität. Mit Kommilitonen analysierte er die grauenvolle Situation vor Ort: Samadi ermittelte, welche Studierenden am schlimmsten von den Folgen des Tsunami betroffen waren: denjenigen , die ihre Familien und den gesamten Besitz verloren hatten, halfen die Göttinger mit insgesamt 630 Stipendien. Finanziert wurden diese Stipendien von privaten Spendern und aus Mitteln des DAAD, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Betroffen von der Katastrophen waren nicht nur Studierende, sondern auch Hochschullehrer:
Das größte Problem sei der Mangel an Dozenten, viele sehr gute Dozenten seien gestorben, auch weil die Siedlung der Hochschullehrer in Strandnähe lag und vollkommen vernichtet wurde. Die Dozenten seien kaum zu ersetzen, sagt Samadi. Und die Studenten hätten Probleme, den Vorlesungen folgen zu können, weil viele nach dem Tod ihrer Eltern, ihrer Familien, ihrer Lehrer noch traumatisiert seien. Momentan sei die Situation noch sehr schwierig, aber das Leben müsse weiter gehen, sagt der Agrarwissenschaftler.
Die bittere Bilanz: In dem ersten Semester nach dem Tsunami haben sich 7000 nicht zurückgemeldet - fast ein Drittel aller Studierenden. Die Uni hat später ermittelt, dass über 3000 von ihnen ums Leben gekommen sind, zudem 250 Angestellte und 140 Hochschullehrer.
Der Göttinger Tropenwissenschaftler Carsten Schröder war in diesem Jahr bereits vier Mal in Banda Aceh, um die Zusammenarbeit der beiden Unis zu koordinieren. Den Göttingern geht es vor allem um die personelle Unterstützung, damit der Unterricht aufrechterhalten werden kann, sagt Carsten Schröder. Hilfreich ist da eine 15-jährige Partnerschaft zwischen den Unis in Göttingen und in Bogur, nahe der Hauptstadt Jakarta:
"Es sind bis heute 30 Dozenten aus Bogur und benachbarten Universitäten nach Banda Aceh gegangen, haben da Vorlesungen gehalten für verstorbene Dozenten, wir haben diese flying lecture Programme aus Deutschland aus privaten Spendengeldern finanzieren können."
Die "fliegenden Dozenten" versuchen nicht nur jene Hochschullehrer zu ersetzen, die beim Tsunami ums Leben gekommen sind, sondern auch die Fachkräfte, die in diesem Jahr von den internationalen Hilfsorganisationen abgeworben wurden:
"Brain drain ist ein gewaltiges Problem. Anfangen möchte ich damit, dass die Gehälter der indonesischen Dozenten kaum ausreichen, um einen Lebensunterhalt zu finanzieren, durch die internationalen Donor-Organisationen sind die Löhne für Dozenten auf das 20-fache geklettert. Wenn ein Dozent normalerweise 100 Dollar verdient, dann kann er jetzt bis zu 2000 Dollar in den Hilfsprojekten verdienen."
Eine ambivalente Entwicklung, meint Koordinator Carsten Schröder, denn sicher sei es richtig, dass fähige Wissenschaftler mit Englischkenntnissen den Hilfsorganisationen – von denen es in Banda Aceh zwischenzeitlich über 300 gab – zur Verfügung stehen; doch anderseits reißt der Weggang der Dozenten eine gewaltige Lücke in den Lehrbetrieb der Uni. Im Vergleich zu der personellen Situation seien die materiellen Schäden der Syiah-Kuala-Universität nicht ganz so gravierend.
"Die Uni war durch das Erdbeben betroffen, durch die Erschütterungen sind Gebäude beschädigt, die Laboreinrichtungen sind fast vollständig zerstört, und es sind einzelne Fakultäten, insbesondere die animal hospanary der Agrarfakultät überschwemmt worden."
Von der Versuchsfarm mit all ihren Tieren ist nichts mehr übrig geblieben.
Zwar wurden aus privaten Spendengeldern auch beispielsweise Computer und Beamer für die Uni in Banda Aceh angeschafft, doch im Mittelpunkt der Kooperation steht die langfristige, personelle Unterstützung. Ein Aspekt, den der Tropenwissenschaftler bei vielen Hilfskonzepten vermisst. Etliche Spendenorganisationen hätten nur nach Waisenkindern oder Schwerverletzten gesucht, um denen unmittelbar zu helfen. Doch es gehe um die kontinuierliche Hilfe für den Wiederaufbau.
Deshalb will die Universität Göttingen sich auch langfristig in Banda Aceh engagieren, um zu helfen, das Führungspersonal für den Wiederaufbau auszubilden. Zu diesem künftigen Führungspersonal gehört auch der Stipendiat Samadi, der im April nach Göttingen zurückgekehrt ist, um seine Promotion abzuschließen. Für ihn war es kein leichter Schritt, Banda Aceh zu verlassen.
Seine Familie und seine Freunde hätten ihm geraten, zurück nach Deutschland zu fahren und sein Stipendium abzuschließen. Auch damit er künftig in Banda Aceh bei der Ausbildung der Studenten und beim Wiederaufbau helfen könne.
Sanadi erzählt, dass seine beiden Schwestern und deren Kinder bei der Katastrophe ums Leben gekommen sind. Sie lebten in der Nähe des Strandes. Und er verlor viele seiner Freunde, mit denen er im Zentrum von Banda Aceh aufgewachsen ist. Ein Drittel der Einwohner seien ums Leben gekommen; viele seiner Freunde seien vermisst, die Körper wurden nie gefunden.
Zurück in der Heimat koordinierte der Agrarwissenschaftler die Hilfsaktionen zwischen der Universität Syiah-Kuala (gespr. Schia-Kwala) in Banda Aceh und der Göttinger Universität. Mit Kommilitonen analysierte er die grauenvolle Situation vor Ort: Samadi ermittelte, welche Studierenden am schlimmsten von den Folgen des Tsunami betroffen waren: denjenigen , die ihre Familien und den gesamten Besitz verloren hatten, halfen die Göttinger mit insgesamt 630 Stipendien. Finanziert wurden diese Stipendien von privaten Spendern und aus Mitteln des DAAD, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Betroffen von der Katastrophen waren nicht nur Studierende, sondern auch Hochschullehrer:
Das größte Problem sei der Mangel an Dozenten, viele sehr gute Dozenten seien gestorben, auch weil die Siedlung der Hochschullehrer in Strandnähe lag und vollkommen vernichtet wurde. Die Dozenten seien kaum zu ersetzen, sagt Samadi. Und die Studenten hätten Probleme, den Vorlesungen folgen zu können, weil viele nach dem Tod ihrer Eltern, ihrer Familien, ihrer Lehrer noch traumatisiert seien. Momentan sei die Situation noch sehr schwierig, aber das Leben müsse weiter gehen, sagt der Agrarwissenschaftler.
Die bittere Bilanz: In dem ersten Semester nach dem Tsunami haben sich 7000 nicht zurückgemeldet - fast ein Drittel aller Studierenden. Die Uni hat später ermittelt, dass über 3000 von ihnen ums Leben gekommen sind, zudem 250 Angestellte und 140 Hochschullehrer.
Der Göttinger Tropenwissenschaftler Carsten Schröder war in diesem Jahr bereits vier Mal in Banda Aceh, um die Zusammenarbeit der beiden Unis zu koordinieren. Den Göttingern geht es vor allem um die personelle Unterstützung, damit der Unterricht aufrechterhalten werden kann, sagt Carsten Schröder. Hilfreich ist da eine 15-jährige Partnerschaft zwischen den Unis in Göttingen und in Bogur, nahe der Hauptstadt Jakarta:
"Es sind bis heute 30 Dozenten aus Bogur und benachbarten Universitäten nach Banda Aceh gegangen, haben da Vorlesungen gehalten für verstorbene Dozenten, wir haben diese flying lecture Programme aus Deutschland aus privaten Spendengeldern finanzieren können."
Die "fliegenden Dozenten" versuchen nicht nur jene Hochschullehrer zu ersetzen, die beim Tsunami ums Leben gekommen sind, sondern auch die Fachkräfte, die in diesem Jahr von den internationalen Hilfsorganisationen abgeworben wurden:
"Brain drain ist ein gewaltiges Problem. Anfangen möchte ich damit, dass die Gehälter der indonesischen Dozenten kaum ausreichen, um einen Lebensunterhalt zu finanzieren, durch die internationalen Donor-Organisationen sind die Löhne für Dozenten auf das 20-fache geklettert. Wenn ein Dozent normalerweise 100 Dollar verdient, dann kann er jetzt bis zu 2000 Dollar in den Hilfsprojekten verdienen."
Eine ambivalente Entwicklung, meint Koordinator Carsten Schröder, denn sicher sei es richtig, dass fähige Wissenschaftler mit Englischkenntnissen den Hilfsorganisationen – von denen es in Banda Aceh zwischenzeitlich über 300 gab – zur Verfügung stehen; doch anderseits reißt der Weggang der Dozenten eine gewaltige Lücke in den Lehrbetrieb der Uni. Im Vergleich zu der personellen Situation seien die materiellen Schäden der Syiah-Kuala-Universität nicht ganz so gravierend.
"Die Uni war durch das Erdbeben betroffen, durch die Erschütterungen sind Gebäude beschädigt, die Laboreinrichtungen sind fast vollständig zerstört, und es sind einzelne Fakultäten, insbesondere die animal hospanary der Agrarfakultät überschwemmt worden."
Von der Versuchsfarm mit all ihren Tieren ist nichts mehr übrig geblieben.
Zwar wurden aus privaten Spendengeldern auch beispielsweise Computer und Beamer für die Uni in Banda Aceh angeschafft, doch im Mittelpunkt der Kooperation steht die langfristige, personelle Unterstützung. Ein Aspekt, den der Tropenwissenschaftler bei vielen Hilfskonzepten vermisst. Etliche Spendenorganisationen hätten nur nach Waisenkindern oder Schwerverletzten gesucht, um denen unmittelbar zu helfen. Doch es gehe um die kontinuierliche Hilfe für den Wiederaufbau.
Deshalb will die Universität Göttingen sich auch langfristig in Banda Aceh engagieren, um zu helfen, das Führungspersonal für den Wiederaufbau auszubilden. Zu diesem künftigen Führungspersonal gehört auch der Stipendiat Samadi, der im April nach Göttingen zurückgekehrt ist, um seine Promotion abzuschließen. Für ihn war es kein leichter Schritt, Banda Aceh zu verlassen.
Seine Familie und seine Freunde hätten ihm geraten, zurück nach Deutschland zu fahren und sein Stipendium abzuschließen. Auch damit er künftig in Banda Aceh bei der Ausbildung der Studenten und beim Wiederaufbau helfen könne.