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Flüchtlingskrise
Assad macht Westen für Flüchtlingskrise mitverantwortlich

Der syrische Machthaber Baschar al-Assad hat den Westen für die Flüchtlingskrise in Europa mitverantwortlich gemacht. Ein Konsens in dem vom Krieg gezeichneten Land sei weiterhin möglich. "Aber nichts davon können wir realisieren, wenn wir nicht den Terror besiegen", sagte der Diktator in russischen Medien mit Blick auf den Vormarsch des Islamischen Staats (IS).

    Baschar al-Assad, hier im Interview mit "France 2" im April 2015
    Baschar al-Assad, hier im Interview mit "France 2" im April 2015 (dpa / picture-alliance / SANA Handout)
    "Falls das Schicksal der Flüchtlinge die Europäer beunruhigt, sollten sie ihre Unterstützung von Terroristen einstellen", sagte Assad dem russischen Fernsehsender Erster Kanal zufolge in einem Interview mehrerer Moskauer Medien. Der Westen ernte nun die Früchte dafür, dass er Extremisten "in gut und böse einteile", wurde der umstrittene Präsident in dem am Dienstag veröffentlichten Gespräch zitiert.
    Assad rief seine innenpolitischen Gegner zum gemeinsamen Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) auf. "Wenn wir heute einen beliebigen Syrer fragen, was er jetzt will, lautet seine erste Antwort: Sicherheit und Stabilität für alle", wurde Assad zitiert.
    Putin: "Ohne Assad vertreiben wir die Terroristen nicht"
    Assad werden im syrischen Bürgerkrieg zahlreiche Menschenrechtsverletzungen, Folter und der Einsatz von Giftgas und Fassbomben vorgeworfen. Die Strategie für Syrien ist umstritten. Die USA lehnen eine Zusammenarbeit mit Assad bislang kategorisch ab, während Russland ihn unterstützen will, um den IS zu bekämpfen. "Ohne die syrische Regierung und die syrische Armee sind die Terroristen aus Syrien und aus der Region nicht zu vertreiben", sagte Russlands Präsident Wladimir Putin.
    Nach Einschätzung des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) dagegen ist der IS nur zu schlagen, wenn der Westen sich dem Assad-Regime entgegenstellt. "Die derzeitige Strategie ist höchst fehlerhaft", sagte IISS-Nahostexperte Emile Hokayem am Dienstag in London. Um die Ausbreitung des IS zu verhindern, sei der Westen sowohl auf die Kurden als auch auf sunnitische Muslime angewiesen. "Und wenn man sunnitische Araber an Bord holen will, braucht man eine politische und militärische Lösung, um das Schicksal Assads in Angriff zu nehmen."
    250.000 Tote, Millionen Flüchtlinge
    Der Konflikt in Syrien, bei dem seit März 2011 Assad-Getreue, Rebellen und der IS an drei Fronten gegeneinander kämpfen, hat Millionen von Menschen inner- und außerhalb des Landes in die Flucht getrieben. Der Krieg gilt als eine der Hauptursachen für die zahlreichen Flüchtlinge, die auf dem Weg nach Europa sind. Im Sommer 2015 schätzte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Zahl der Todesopfer auf mindestens 250.000 Menschen.