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Flüchtlingskrise
Ungarn entfernt Stacheldrahtzaun an Grenze zu Slowenien

Überraschende Kehrtwende: Nachdem Ungarn erst vor zwei Tagen mit dem Bau eines Zauns an der Grenze zu Slowenien begonnen hatte, wird der Stacheldraht jetzt bereits wieder zurückgebaut. Damit scheint sich die Lage zwischen den Staaten auf dem Balkan zu entspannen. Die Grenzzäune Ungarns waren in den vergangenen Wochen auf starke Kritik gestoßen.

26.09.2015
    Zwei Soldaten verlegen Stacheldraht auf einer Wiese, im Hintergrund ein Maisfeld.
    Der Zaun soll nur ein Versuch gewesen sein, erklärte das Innenministerium in Budapest. (Jure Makovec / AFP)
    Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán sagte nach einem Treffen mit dem österreichischen Bundeskanzler Werner Faymann, ein Zaun an der slowenischen Grenze sei problematisch, weil das Nachbarland ebenso wie Ungarn zum grenzkontrollfreien Schengen-Raum gehöre. Orbán versprach, einen weiteren geplanten Zaun an der Grenze zu Kroatien erst nach Absprache mit den Nachbarstaaten fertigzustellen. Das ungarische Innenministerium erklärte, bei dem Zaun habe es sich lediglich um einen Versuch gehandelt. Der provisorische Zaun war am Donnerstag ohne Vorankündigung bei Tornyiszentmiklos an der slowenischen Grenze errichtet worden.
    65.000 Flüchtlinge in zwei Wochen in Kroatien
    Ungarns Innenminister Sandor Pinter will sich Anfang nächster Woche mit seinem slowenischen Kollegen Vesna Györkös Znidar über gemeinsame Kontrollen beraten. Die neue Gesprächsbereitschaft zwischen Ungarn und seinen Nachbarländern soll auch eine Folge des EU-Sondergipfels sein: Dabei soll auf kleinere Länder Druck ausgeübt worden sein, ihre Differenzen als Beitrag zu einer einheitlichen Strategie der Gemeinschaft beizulegen.
    Ungarn hatte im Zuge des starken Flüchtlingszulaufs in den letzten Wochen zunächst zur serbischen Grenze einen Zaun aufstellen lassen und war damit stark in die Kritik geraten. Flüchtlinge waren daraufhin auf Routen über Slowenien und Kroatien ausgewichen. Allein in Kroatien sind in den vergangenen zwei Wochen 65.000 Flüchtlinge angekommen.
    (cvo/ach)