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Flüchtlingsprojekt
Deutsche Schüler helfen syrischen Kindern

Im jordanischen Zaatari steht eines der größten Flüchtlingscamps für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge. Die deutsche Hilfsorganisation "Schüler Helfen Leben" will den Kindern dort helfen. Die Schüler spenden den Lohn eines Arbeitstages für Hilfsprojekte im Lager.

Von Ulrich Leidholdt | 03.07.2014
    Lena ist beeindruckt. Zum ersten Mal hat die Aschaffenburgerin ein Lager syrischer Flüchtlinge besucht - Zaatari in Jordanien, mitten in der Wüste. Über 100.000 leben hier seit zwei Jahren.
    "Das ist ja ein Riesending. Hab erst da realisiert, dass es doppelt so viel Einwohner hat wie meine Heimatstadt. Es gibt Orte, wo man Wasser bekommt, es gibt Gemeinschaftsküchen, sanitäre Einrichtungen. Auf der anderen Seite hat mich überrascht: Es hat sich eine Marktstraße im Camp entwickelt und ein Basar. Es gibt Kaffee, es gibt Gemüsehändler. Das hatte ich absolut nicht erwartet."
    Lena Groh-Trautmann studiert Sozialwissenschaft. Doch darum ging's nicht bei ihrem Besuch in Zaatari. Lena engagiert sich seit fünf Jahren bei Deutschlands größter Hilfsorganisation von Jugendlichen: "Schüler Helfen Leben". Seit 1992 unterstützen Schulen in ganz Deutschland Gleichaltrige oder Jüngere in Not. Zuerst auf dem Balkan, seit einem Jahr in Nahost. Ihre Reise nach Jordanien sei keine Klassenfahrt ins Elend gewesen - das ist Lena wichtig. Vielmehr sollte sie klären - wie können wir Flüchtlingen sinnvoll helfen? Damit kennt sich die 21-Jährige aus:
    "Ich hab einen Freiwilligendienst gemacht für 14 Monate. In Skopje/Mazedonien hab ich in einer Roma-Siedlung gearbeitet mit Kindern und Jugendlichen, die unter extrem schwierigen Bedingungen gelebt haben. Die andere Vorerfahrung, die ich in Bezug auf Flüchtlingsarbeit hatte: Dass ich in Podgorica eines der letzten europäischen Flüchtlingscamps besucht habe. Das heißt, ich habe eine Vorerfahrung und hoffe auch, da mit anpacken zu können."
    "Gefühl von Heimat kann nicht entstehen"
    60.000 Kinder wachsen im jordanischen Lager Zaatari auf hat Lena erfahren. Sie brauchen Spielplätze, Unterricht, Mahlzeiten. Letztes Jahr hat "Schüler helfen Leben" 270.000 Euro hierfür gesammelt. Jetzt sollen drei Kindergärten unterstützt werden.
    Natürlich ist das Leben in Zaatari organisiert. Der deutsche Leiter in Zaatari, Kilian Kleinschmidt von der UN-Flüchtlingshilfe, sprach im Deutschlandfunk schon von Normalität:
    "Das ist inzwischen schon fast zu einer Stadt geworden. Die etwa 16.000 Familien leben hauptsächlich inzwischen in Wohncontainern. Und die haben sich die Leute zum Teil sehr angenehm eingerichtet und haben schon fast eine neue Heimat gefunden. Man hat versucht, etwas Normalität zu schaffen."
    Groh-Trautmann: "Eine neue Heimat, das glaube ich nicht. Gerade die Mädchen, die zwischen 14 und 16 waren, haben viel erzählt von Zurückgehen. Das Gefühl von Heimat kann in einem Lager auch gar nicht entstehen, weil für ein Gefühl von Heimat muss man sich wohlfühlen - und das ist im Lager nicht der Fall."
    80.000 Schüler beteiligen sich
    Schülerinnen und Schüler in Deutschland haben grünes Licht für das eigene Kinderprojekt in Jordanien gegeben. Lena und zwei Mitstreiterinnen ging es in Zaatari um die Feinabstimmung. Jetzt übernehmen 80.000 deutsche Schüler die Finanzierung - Werkbank statt Schulbank heißt ihre Devise am heutigen 3. Juli. 200.000 Euro sind angepeilt.
    "Der "Soziale Tag", an dem Schülerinnen und Schüler zur Arbeit gehen und nicht zur Schule und ihren Lohn, den sie da erarbeiten, für Hilfsprojekte spenden, die in diesem Jahr auch nach Jordanien ins Lager Zaatari gehen. Ich bin unglaublich überzeugt, dass das das richtige Projekt ist, das dieses Jahr unterstützt wird, weil es einfach für Kinder in dem Chaos des Camps fast schon wie eine Oase wirkt. Und natürlich können wir durch unseren Besuch auch noch mal Medienpräsenz erregen, die hoffentlich mehr Menschen davon überzeugt, uns zu unterstützen - und damit Kinder und Jugendliche in Jordanien."