Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Flugverkehr
Fluglotsen erwarten wieder Engpässe im Sommer

Die Deutsche Flugsicherung hat Bilanz gezogen für das Krisenjahr 2018. Fehlende Fluglotsen waren demnach auch ein Grund für die Verspätungen. Dass sich diese nicht wiederholen, konnte die Flugsicherung nicht garantieren. Nach eigener Aussage arbeiten die Fluglotsen noch immer an der Grenze der Belastbarkeit.

Von Brigitte Scholtes | 10.04.2019
Fluglotsenarbeitsplätze der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Karslruhe am 28.11.2014.
Es gibt zu wenige Fluglotsen, die immer mehr Flüge kontrollieren müssen. (picture alliance / dpa / Uli Deck)
Entwarnung kam man für dieses Jahr noch nicht geben. Da machte Klaus-Dieter Scheurle, Chef der Deutschen Flugsicherung, heute keine Hoffnung. Denn der Verkehr wird weiter zunehmen: Elf Millionen Flüge zählte man 2018 allein im europäischen Luftverkehr, 4,2 Prozent und damit 130.000 Flüge mehr kontrollierte die Deutsche Flugsicherung. Das entspricht etwa knapp dem Volumen der Flüge des Flughafens Stuttgart.
Die Fluglotsen waren zwar nicht allein schuld an den Verspätungen im letzten Jahr. Pro Flug hatten sie einen Anteil von 1,23 Minuten pro Flug. 2017 war es nur eine halbe Minute gewesen. Angestrebt wird eigentlich höchstens eine Viertelminute. Und 2019 ist keine Besserung in Sicht, sagte Scheurle: "Angesichts dieses Wachstums, das wir zu befürchten haben, ist davon auszugehen, dass sich die Verspätungswerte, jedenfalls flugsicherungsbedingt, möglicherweise noch etwas erhöhen werden."
Es werden zu wenige Fluglotsen ausgebildet
Das liegt vor allem daran, dass die Deutsche Flugsicherung in den letzten Jahren zu wenige Fluglotsen ausgebildet hat. 2200 beschäftigt sie derzeit insgesamt, aber es müssten noch viel mehr sein, sagt Scheurle. Das aber dauert. Fünf Jahre vergingen zwischen der Suche nach Bewerbern und deren endgültiger Einsatzberechtigung. Die Regulatoren in der EU machen den Flugsicherungen Vorgaben entsprechend den Prognosen für den Flugverkehr. Diese lagen in den vergangenen Jahren zu niedrig.
Trotz der aktuellen Situation soll die Flugsicherung auch weiter sparen, nämlich knapp zwei Prozent pro Jahr, klagt Scheurle. "Das sind relativ scharfe Vorstellungen, die da geäußert werden angesichts einer Situation, die es bedingt, dass wir Personalaufwuchs brauchen, um diese Mengen an Verkehr bewältigen zu können. Personalaufwuchs heißt natürlich mehr Kosten, und dem steht gegenüber eine in fünf Jahren zehnprozentige Kostenreduzierung. Da fragt man sich natürlich, wie man das sich vorstellen mag in einem Unternehmen, das sowieso über 80 Prozent Personalkostenanteil an den Gesamtkosten hat."
Flugsicherung schreibt zweistelligen Millionen-Verlust
So erwirtschaftet die Flugsicherung trotz der starken Zunahme des Luftverkehrs auch einen Verlust von aktuell 30 Millionen Euro, auch, weil sie den Fluggesellschaften einen Teil ihrer Gebühren zurückerstatten musste. Denn die EU hat eine Gebührensenkung verlangt.
Für den Start in die Sommersaison versucht sich die Flugsicherung dennoch so gut wie möglich vorzubereiten: "Wir wissen, der Sommerflugplan beginnt und damit steigt auch die Verkehrsnachfrage. Wir haben ja unsere Erfahrungswerte. Tarifvertraglich hat jeder Lotse ein gewisses Quantum an Stunden zu leisten pro Jahr. Die Personalplanung sieht vor, dass im Sommerfahrplan mehr als die Hälfte der Stunden vorgesehen sind." Die Lotsen in der Leitstelle in Karlsruhe versucht man zu einem Mehreinsatz zu bewegen. Sie sind zuständig für den oberen Luftraum. Auch das aber ist abhängig vom Tarifvertrag. Dazu haben Gespräche begonnen in positiver Atmosphäre.
Nicht zuletzt behindern aber auch Drohnen die Arbeit der Fluglosen:158 Drohnenbehinderungen wurden 2018 gezählt, fast doppelt so viel wie 2017. Auch da fürchten die Fluglotsen eine weitere Steigerung.