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Flugverkehr und Klimabelastung

Kaum einem, der dieser Tage abhebt in die schönsten Wochen des Jahres, ist klar, dass er mit der Benutzung des Flugzeugs das Klimabudget der Menschheit belastet. Würde jeder Erdenbürger dieses Klimabudget gleich stark belasten, dürfte ein Mensch nur etwa drei Tonnen CO2 pro Jahr produzieren, ohne das Klima zu gefährden. Eine Menge, die man locker auf einer Flugreise in die Karibik ansammelt. Wer den Klimaschaden, den er mit dem Fliegen erzeugt, nicht mehr einfach so hinnehmen will, kann jetzt an einer anderen Stelle Treibhausgase einsparen helfen. Die Initiative "atmosfair" unterstützt zukunftsweisende Projekte zur Minderung von klimaschädlichen Gasen in Entwicklungsländern, erklärt Dietrich Brockhagen von der Nord-Süd-Initiative Germanwatch:

Von Dorothea Jung |
    Sie können jetzt neu mit "atmosfair" freiwillig einen bestimmten Beitrag bezahlen, der hängt von Ihrer Emissionsmenge ab, von Ihrem Flug; und mit diesem Beitrag werden dann Emissionen mit vergleichbarer Klimawirkung in anderen Ländern eingespart. Damit machen Sie diesen Effekt, den Sie mit dem Flugzeug anrichten, nicht eins zu eins wieder gut, aber es ist auf alle Fälle noch besser, als wenn Sie gar nichts unternehmen.

    Germanwatch, die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, und der Reiseunternehmensverband "forum anders reisen" haben die Initiative "atmosfair" gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium angebahnt. Von heute an kann jeder Reisekunde auf der Webseite von "atmosfair" ermitteln, wie hoch die Klimabelastung ist, zu der er mit seinem Flug beiträgt. Dort sieht er auch, mit welchem Geldbetrag seine Route veranschlagt wird. Anschließend kann er diese Summe an den Unternehmensverband "forum anders reisen" überweisen, oder seine Reise direkt dort buchen. Die Berechnungsmethoden für die Ermittlung der Kompensationszahlungen hat ein wissenschaftliches Team des Bundesumweltministeriums entwickelt. "Mit dieser Unterstützung wollten wir gezielt klimabewusste Reiseunternehmen fördern", erläutert Umweltminister Jürge Trittin:

    Das geht darum, dass man die Kosten, die man für die Menschheit verursacht, mitträgt. Und dass das keine unbezahlbare Veranstaltung ist, mögen Sie daran erkennen, dass beispielsweise die Reise in das so genannte 17. Bundesland, nach Mallorca, hin und zurück mit acht Euro zu Buche schlagen würde; damit wäre das CO2, das durch diese Reise verursacht ist, wieder einzusparen an anderer Stelle.

    Die hier beispielhaft genannten acht Euro würden dann in Projektgelder des Unternehmensverbandes "forum anders reisen" einfließen. Der Verband fördert mit dem Geld ganz konkrete Projekte zur Vermeidung von Treibhausgasen. Zur Zeit unterstützt er zum Beispiel eine neuartige Müllverbrennungsanlage in Brasilien, die über einen geschlossenen Wärmekreislauf verfügt und den Methangas-Ausstoß der Region vermindert. Daran und auch an weiteren Projekten könne sich jeder Flugreisende mit seinem "atmosfair"-Beitrag beteiligen, sagt Jürgen Trittin:

    Indem Sie bei - wie heißt das so schön - "www.atmosfair.com" im Internet sich anschauen, was Ihre Entfernung ist; indem Sie sich anschauen, was für einen Flugzeugtyp Sie fliegen. Da ist das ziemlich präzise berechnet. Dann wird auf der Basis der Kosten, die beispielsweise anfallen, wenn man in Indien für Großküchen, für Tempel und Ashrams nicht Diesel einsetzt, sondern Solarenergie, was man dann tatsächlich, um die Tonne CO2 einzusparen, dann tatsächlich bezahlt - und dann können Sie sehr genau sehen, wie Ihr eigener Beitrag dann zu leisten wäre.

    Das Bundsumweltministerium will mit gutem Beispiel voran gehen. Für Flugreisen von Ministeriums-Mitarbeitern entrichtet es zukünftig Kompensationszahlungen nach dem Prinzip von "atmosfair". Sollte die Idee erfolgreich sein, könnte die Liste der Projekte in Entwicklungsländern selbstverständlich jederzeit ausgeweitet werden, hieß es.