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Flugzeugabsturz 1961
Die größte Tragödie der Eiskunstlauf-Historie

Im vergangenen Jahr wurde zum ersten Mal seit 1961 eine Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft abgesagt. Damals gab es einen tragischen Grund: Bei einem Flugzeugabsturz kam die komplette Mannschaft aus den USA ums Leben.

Von Heiko Oldörp | 15.02.2021
Trümmerteile der Boeing 707 nach dem Absturz am 15. Februar 1961. Alle 72 Passagiere sterben.
Trümmerteile der Boeing 707 nach dem Absturz am 15. Februar 1961. Alle 72 Passagiere sterben. (IMAGO / Belga)
34 Athleten, Trainer und Betreuer des US-Eiskunstlauf-Verbandes treffen sich am 14. Februar 1961 am New Yorker Flughafen. Sie alle wollen über Brüssel zur Weltmeisterschaft nach Prag. Amerika ist besonders in den Einzeldisziplinen die dominierende Nation. Die Frauen haben die vergangenen sechs WM-Titel gewonnen - die Männer seit 1948 gar zwölf.
Zu den Passagieren gehören auch die kanadischen Paarlaufmeister Maria und Otto Jelinek. Sie sind mit den US-Eisläufern seit Jahren befreundet und wollen gemeinsam nach Europa fliegen.
Kurz bevor er an Bord geht, erzählt Otto Jelinek in einer Dokumentation des US-Fernsehens, bekommt er jedoch einen Anruf seines Trainers. Der Flieger des Coaches hat Verspätung.

"Er sagte mir ganz klar, dass wir auf keinen Fall ohne ihn fliegen sollen."

73 Personen kommen beim Absturz ums Leben

So bleiben Maria und Otto Jelinek in New York und warten auf ihren Trainer, während das US-Team nach Brüssel fliegt.

"Wir haben uns von ihnen verabschiedet, einen guten Flug gewünscht und gesagt, dass wir uns in wenigen Stunden wiedersehen."
Doch dazu kommt es nicht. Das Flugzeug stürzt beim Landeanflug auf Brüssel ab - alle 72 Passagiere und eine Person auf dem Boden kommen ums Leben.


Eiskunstlauf ist in jener Zeit eine familiäre Angelegenheit. Paarläufer sind Geschwister oder Ehepartner - und trainieren nach dem Karriere-Ende oft ihre Kinder. So wie Maribel Vinson-Owen, die neunmalige US-Meisterin und Olympiadritte von 1932. Sie ist Trainerin ihrer beiden Töchter, Laurence und Maribel. Alle drei sterben bei dem Unglück.

USA verlieren komplette Generation an Eiskunstläufern

In den Trümmern finden die Rettungsmannschaften unter anderem eine halb verkohlte "Sports Illustrated". Auf der Titelseite - die 16-jährige Laurence Owen, die als "Amerikas aufregendste Eiskunstläuferin" gepriesen wird.
Die Weltmeisterschaften in Prag werden nach der Tragödie abgesagt. Amerika verliert durch das Unglück eine komplette Generation an Eiskunstläufern. Erst 1966 und 1969 kommen mit Peggy Fleming und Tim Wood die Weltmeister wieder aus den USA. Die genaue Ursache für den Absturz ist nie geklärt worden.
Otto Jelinek gewinnt ein Jahr nach dem Tod seiner einstigen Freunde und Mitstreiter WM-Gold. Doch bis heute kann er sich nicht darüber freuen.
"Ich gehe oft zu Bett und denke daran, dass es mich auch hätte treffen können. Und kann kommen in mir ein wenig Schuldgefühle auf. Es ist nicht fair. Warum waren sie alle im Flieger - und nicht ich? Obwohl ich unbedingt dabei sein wollte."
Die erfolgreiche norwegische Eiskunstläuferin Sonja Henie
Vor 50 Jahren gestorben - Eisprinzessin und Hollywood-Diva Sonja Henie
Immer ihrer Zeit voraus: Die Norwegerin Sonja Henie revolutionierte mit ihrem Stil das Eiskunstlaufen und schlug aus ihrem Können finanzielles Kapital: Als Revue- und Hollywoodstar verdiente sie Millionen. Sie war emanzipiert und selbstbewusst – womit sie sich nicht nur beliebt machte.