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Flut auf dem Balkan
Jetzt kommt die Angst vor Seuchen

In den Überschwemmungsgebieten auf dem Balkan bleibt die Lage angespannt. Zwar hielten die Dämme in der serbischen Hauptstadt Belgrad, doch für heute wurden neue Höchststände der Save erwartet. Tausende sind auf der Flucht, und es droht eine weitere Gefahr: Epidemien.

    Ein Mann watet in Bosnien durch das Hochwasser.
    Nach wie vor bedrohen die Wassermassen weite Teile des Balkans. (dpa / picture-alliance / Fehim Demir)
    Bedroht waren neben Belgrad vor allem die serbischen Städte Sabac und Sremska Mitrovica sowie Orasje im Nachbarland Bosnien. In Serbien wurden bislang rund 30.000 Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht, in Bosnien sogar mehr als 100.000.
    In der Nacht zum Dienstag mussten erneut Tausende Menschen ihre Häuser verlassen. Die kroatischen Behörden bestätigten inzwischen ein zweites Todesopfer. Bislang kamen in den drei Ländern 47 Menschen durch die Überschwemmungen ums Leben. Zahlreiche Erdrutsche sorgten für zusätzliche Zerstörung. Die Regierung in Serbien rief eine dreitägige Staatstrauer aus.
    Tausende tote Kühe, Schweine und andere Tiere
    Beunruhigt äußerten sich die serbischen Behörden über die hohe Zahl toter Tiere, die in den Überschwemmungsgebieten die Seuchengefahr wachsen ließen. Nach dem Ende der heftigen Regenfälle und steigenden Temperaturen bot sich beim Abfluss des Hochwasser vielerorts ein schlimmes Bild: Tausende tote Kühe, Schweine, Schafe, Hunde und andere Tiere sind in den Fluten umgekommen, weil ihre panisch fliehenden Besitzer sie zurücklassen mussten. "Es gibt tonnenweise tote Tiere, die wir entsorgen müssen", sagte der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic.
    Die Behörden in Bosnien haben bereits international um Hilfe bei der Entsorgung der Kadaver gebeten. "Tote Tiere sind ein besonderes Problem", sagte Bosniens Chefepidemiologe Zelkjo Ler. Er warnte vor Durchfallerkrankungen sowie Typhus und Hepatitis. Noch gebe es keine Erkrankungswelle, doch liege die Inkubationszeit bei 14 bis 21 Tagen. Er ermahnte die Bevölkerung, nur abgekochtes Wasser zu trinken.
    Kraftwerk gesichert
    Den serbischen Einsatzkräften gelang es bisher, das Kraftwerk Nikola Tesla in der Nähe von Obrenovac vor den Überschwemmungen zu schützen. Aus dem Wärmekraftwerk kommt die Hälfte des in Serbien produzierten Stroms. Energieminister Aleksandar Antic nannte den Schutz des Kraftwerks "entscheidend" für die Sicherheit der Energieversorgung.
    Das bosnische Orasje ist bereits vom Wasser eingeschlossen. Tausende Helfer waren am Dienstag im Nordosten Bosniens im Einsatz, um die Dämme besonders in der Region von Bijeljina zu verstärken.