Als Schweizer ist Josef Hess durchaus vertraut mit dem Hochgebirge. Doch seit kurzem reist der ausgebildete Forstingenieur schon mal nach China. Und was er dort antrifft, stellt die Europäischen Alpen locker in den Schatten. Hess leitet ein Kooperationsprojekt im Karakorum-Gebirge. Gleich um die Ecke liegt der Himalaja mit seinen berühmten 8000er-Gipfeln. In dieser Region gibt es nicht nur ungeheuer viele Gebirgsgletscher, sondern auch ungeheuer große. Einer von ihnen heißt Kyagar. Er liegt in der westchinesischen Provinz Xinjiang.
"Der startet auf über 7000 Metern, und das vordere Ende, die Zunge, ist auf 4700 Metern. Das ist ein Riesending! Der hat ein Gebiet von etwa 110 Quadratkilometern. Unten die Zunge ist etwa zwei Kilometer breit."
Unterhalb des Riesendings, wie Josef Hess es nennt, liegt ein Fluss namens Yarkant. Und weiter unten im Tal Siedlungen mit zusammen rund einer Million Einwohner. Hess:
"Die Chinesen sagen: Dieser Yarkant ist der gefährlichste Fluss in ganz Xinjiang. Auch chinaweit ist das eine ziemlich gefährliche Angelegenheit. Das Problem, das wir dort antreffen, sind Gletscherseen, die flutwellenartig ausbrechen und dann das unterliegende Gebiet gefährden. Wir wissen, daß es da alle zwei bis drei Jahre ein größeres Hochwasser gab. Jedes Mal sind auch 30 bis 50 Leute gestorben."
Der Kyagar-Gletscher stößt seitlich in das Tal des Flusses vor und staut ihn auf. Irgendwann ist der Druck der Wassermassen so groß, daß sie in einem Riesenschwall ausbrechen. Hess und andere Schweizer Forscher wollen dabei helfen, daß solche Katastrophen in Zukunft keine Opfer mehr fordern. Durch ein Frühwarnsystem, das sie vor kurzem eingerichtet haben, in einem Kooperationsprojekt mit dem chinesischen Ministerium für Wassermanagement. Seit knapp einem Jahr ist das System jetzt in der Erprobung. Es hat zwei Komponenten. Zum einen gibt es eine Überwachung per Satellit. Auf den Bildern aus dem All kann man erkennen, wann Gletscherseen in ihrer Ausdehnung zunehmen. Mithilfe eines digitalen Höhenmodells der Region läßt sich das aufgestaute Wasservolumen ableiten. Hess:
"Der größte Aufstau, den wir registriert haben, hatte eine Länge von acht Kilometern, etwa 500, 600 Meter Breite und etwa 120 Meter Tiefe."
Komponente Nr. 2 ist ein Pegelstandsmesser im Gelände. Die Forscher haben ihn unter einer Hängebrücke über den Yarkant installiert, an einer Stelle, wo der Fluss durch eine schmale Gebirgsfurt hindurch muss. Es ist ein batteriebetriebener Ultraschallsensor, der laufend den Abstand zum Wasserspiegel misst.
"Und diese Pegelstation, die registriert plötzliche Anstiege des Wasserspiegels und kann so eine Vorwarnung generieren, die ins Tal gesendet wird und die Leute etwa 20 Stunden vor der Flutwelle erreicht."
Auch das verdeutlicht, wie unvorstellbar groß das asiatische Hochgebirge ist. Ein Gletschersee bricht aus, und es dauert fast einen Tag, bis die Sturzflut bewohntes Gebiet erreicht. Zum Glück! Denn so bleibt genügend Zeit für die Bevölkerung, um sich in Sicherheit zu bringen. Zu einem richtig gefährlichen Gletschersee-Ausbruch ist es in letzter Zeit zwar nicht gekommen. Von daher hat sich das neue Frühwarnsystem noch nicht im Ernstfall bewähren können. Josef Hess sieht es aber grundsätzlich als praktikable Lösung für entlegene Gebiete:
"Im Prinzip sind das einfache Elemente, die man in vielen anderen Projekten auch schon anwendet. Und wir kombinieren jetzt das zu einem Frühwarnsystem, von dem wir eigentlich guten Mutes sind, daß man das gut anwenden kann in vielen anderen Fällen. Es ist sicher auch geeignet für Länder, die ein weniger üppiges Bruttoinlandsprodukt haben, um solche Projekte zu finanzieren."
Die chinesischen Kooperationspartner sind von dem Frühwarnsystem offenbar sehr angetan. Laut Josef Hess erwägen sie, es auch zur Überwachung anderer gefährlicher Gletscher auf dem Dach der Welt einzusetzen.
"Der startet auf über 7000 Metern, und das vordere Ende, die Zunge, ist auf 4700 Metern. Das ist ein Riesending! Der hat ein Gebiet von etwa 110 Quadratkilometern. Unten die Zunge ist etwa zwei Kilometer breit."
Unterhalb des Riesendings, wie Josef Hess es nennt, liegt ein Fluss namens Yarkant. Und weiter unten im Tal Siedlungen mit zusammen rund einer Million Einwohner. Hess:
"Die Chinesen sagen: Dieser Yarkant ist der gefährlichste Fluss in ganz Xinjiang. Auch chinaweit ist das eine ziemlich gefährliche Angelegenheit. Das Problem, das wir dort antreffen, sind Gletscherseen, die flutwellenartig ausbrechen und dann das unterliegende Gebiet gefährden. Wir wissen, daß es da alle zwei bis drei Jahre ein größeres Hochwasser gab. Jedes Mal sind auch 30 bis 50 Leute gestorben."
Der Kyagar-Gletscher stößt seitlich in das Tal des Flusses vor und staut ihn auf. Irgendwann ist der Druck der Wassermassen so groß, daß sie in einem Riesenschwall ausbrechen. Hess und andere Schweizer Forscher wollen dabei helfen, daß solche Katastrophen in Zukunft keine Opfer mehr fordern. Durch ein Frühwarnsystem, das sie vor kurzem eingerichtet haben, in einem Kooperationsprojekt mit dem chinesischen Ministerium für Wassermanagement. Seit knapp einem Jahr ist das System jetzt in der Erprobung. Es hat zwei Komponenten. Zum einen gibt es eine Überwachung per Satellit. Auf den Bildern aus dem All kann man erkennen, wann Gletscherseen in ihrer Ausdehnung zunehmen. Mithilfe eines digitalen Höhenmodells der Region läßt sich das aufgestaute Wasservolumen ableiten. Hess:
"Der größte Aufstau, den wir registriert haben, hatte eine Länge von acht Kilometern, etwa 500, 600 Meter Breite und etwa 120 Meter Tiefe."
Komponente Nr. 2 ist ein Pegelstandsmesser im Gelände. Die Forscher haben ihn unter einer Hängebrücke über den Yarkant installiert, an einer Stelle, wo der Fluss durch eine schmale Gebirgsfurt hindurch muss. Es ist ein batteriebetriebener Ultraschallsensor, der laufend den Abstand zum Wasserspiegel misst.
"Und diese Pegelstation, die registriert plötzliche Anstiege des Wasserspiegels und kann so eine Vorwarnung generieren, die ins Tal gesendet wird und die Leute etwa 20 Stunden vor der Flutwelle erreicht."
Auch das verdeutlicht, wie unvorstellbar groß das asiatische Hochgebirge ist. Ein Gletschersee bricht aus, und es dauert fast einen Tag, bis die Sturzflut bewohntes Gebiet erreicht. Zum Glück! Denn so bleibt genügend Zeit für die Bevölkerung, um sich in Sicherheit zu bringen. Zu einem richtig gefährlichen Gletschersee-Ausbruch ist es in letzter Zeit zwar nicht gekommen. Von daher hat sich das neue Frühwarnsystem noch nicht im Ernstfall bewähren können. Josef Hess sieht es aber grundsätzlich als praktikable Lösung für entlegene Gebiete:
"Im Prinzip sind das einfache Elemente, die man in vielen anderen Projekten auch schon anwendet. Und wir kombinieren jetzt das zu einem Frühwarnsystem, von dem wir eigentlich guten Mutes sind, daß man das gut anwenden kann in vielen anderen Fällen. Es ist sicher auch geeignet für Länder, die ein weniger üppiges Bruttoinlandsprodukt haben, um solche Projekte zu finanzieren."
Die chinesischen Kooperationspartner sind von dem Frühwarnsystem offenbar sehr angetan. Laut Josef Hess erwägen sie, es auch zur Überwachung anderer gefährlicher Gletscher auf dem Dach der Welt einzusetzen.