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Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Alte und neue Sieger

Der Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der alle drei Jahre erscheint, gibt einen umfassenden Überblick darüber, wie viele öffentliche Fördermittel an welche Hochschulen vergeben werden. Die aktuelle Ausgabe zeigt: Exzellenz-Unis bekommen den größten Anteil. Aber es gibt auch Überraschungssieger, mit denen wohl kaum jemand gerechnet hätte.

Von Christiane Habermalz | 03.09.2015
    "Denn wer da hat, dem wird gegeben", heißt es im Matthäus-Evangelium. Die Soziologie leitete daraus den sogenannten Matthäus-Effekt ab, wonach Erfolg immer noch mehr Erfolg anzieht. Dies gilt auch für die Hochschullandschaft, wie der aktuelle Förderatlas der Deutschen Forschungsgemeinschaft zeigt. Von den 6,7 Milliarden Euro, die 2012 an Drittmitteln an die Universitäten geflossen sind, gingen allein 5,1 Milliarden an die 45 Universitäten und Einrichtungen, die bereits durch die Exzellenzinitiative gefördert werden.
    "Das waren 76 Prozent, also mehr als Dreiviertel aller Drittmittel, die insgesamt an alle Hochschulen in Deutschland gingen. Und das bei einem Anteil von nur 38 Prozent an der Professorenschaft",
    sagt Dorothee Dzwonnek, Generalsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Der fast 200 Seiten starke Bericht, der alle drei Jahre erscheint, gibt einen umfassenden Überblick darüber, wie viele öffentliche Fördermittel an welche Hochschulen vergeben werden - aktuell für die Jahre 2011 bis 2013.
    Dabei seien die Exzellenz-Unis nicht nur im Eintreiben von Drittmitteln aus der Deutschen Forschungsgemeinschaft besonders erfolgreich, sondern auch bei den anderen Fördermitteln, etwa den Projektmitteln des Bundesforschungsministeriums und der EU.
    Auf der anderen Seite hätten aber auch kleine Fächer und Hochschulen profitiert, betont Dzwonnek. Die kleineren Hochschulen würden aufschließen, der Abstand würde sich verringern.
    "Noch nie also haben so viele Hochschulen von den DFG-Bewilligungen profitiert, und der gleiche Trend zeigt sich bei den Fächern. Die meisten Hochschulen erhalten inzwischen in wesentlich mehr Fächern DFG-Drittmittel als noch vor zehn oder fünfzehn Jahren."
    Die Exzellenzinitiative habe offenbar eine positive Dynamik auf das gesamte Hochschulsystem entwickelt, sagt Dzwonnek zur Begründung.
    Auch auf Forschungsleistungen und Attraktivität für ausländische Wissenschaftler wirke sich die im kommenden Jahr zur Verlängerung anstehende Bund-Länder-Initiative positiv aus. An erster Stelle des Förderrankings steht die LMU München, dicht gefolgt von Aachen, Heidelberg und Berlin.
    Ein Überraschungsaufsteiger ist die TU Dresden, die in den 90er-Jahren noch auf Platz 55 lag, und sich jetzt auf Platz 10 hochgearbeitet hat. Doch klar wird auch, dass sich die Hochschulen immer stärker durch Gelder aus Wettbewerben und Förderprogrammen finanzieren müssen. Denn die Grundfinanzierung der Universitäten, für die die Länder zuständig sind, ist in den letzten Jahren kaum angestiegen – und dass trotz gestiegener Kosten, die die Hochschulen aufbringen müssen, um sich im Wettbewerb, um Fördermittel durchzusetzen. Bei im Schnitt 28 Prozent liegt der Anteil der Drittmittel an der Finanzierung der Hochschulen derzeit - 2003 lag sie noch bei unter 20 Prozent. Die Schere zwischen Grundfinanzierung und Drittmitteln öffne sich gerade bei den erfolgreichen Exzellenzunis immer weiter und dramatischer, klagt Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Berliner Humboldt-Universität.
    "Das ist einfach keine gesunde Relation mehr. Denn wir setzen ja diese Grundmittel, die für Forschung und Lehre des täglichen Universitätsbetriebs gedacht sind, die setzen wir ja ein, um auf der Bühne der Drittmitteleinwerbung den Tanz erfolgreich aufzuführen. Das heißt, wir greifen in unsere Substanz und unsere Struktur und tun das zugleich, um zu überleben. Und aus diesem Paradoxon muss man irgendwann raus."
    Zurückgegangen sind laut Förderatlas auch die Fördermittel aus der Privatwirtschaft.