" Kinder sind zur Zeit das Thema Nummer eins. Ständig, fast täglich wird über sie geschrieben und gesprochen. Wenn man aber genauer hinsieht, dann stellt man sehr schnell fest: meist geht die Diskussion an den Kindern vorbei. "
So der sächsische Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Dr. Albert Hauser, der sich mit einem Grußwort an die Mitglieder des neu eröffneten Zentrums "Kindheit in der Forschung - Wissenschaft und Praxis im Dialog" richtete. Anders soll es zukünftig in diesem neuen Zentrum zugehen: hier versteht man unter "Kinderbetreuung" nicht in erster Linie die Befriedigung von Elternbedürfnissen, also Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier stehen die Kinder selbst im Mittelpunkt, ihre professionelle Begleitung außerhalb der Familie, ihre Bildung, ihre Neugier.
" Ich hab die Frage: wie entsteht Impfstoff?
Ich hab die Frage: aus was bestehen Zähne?
Wie viele Kinder tragen Brillen? "
Wie entsteht Wasser? Wie entsteht Holz? Gibt es noch Urtiere? - die Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren, die diese Fragen auf der Eröffnungsveranstaltung an die anwesenden Wissenschaftler richteten, verbringen gemeinsam viel Zeit in einer Kindertagesstätte, die den Erziehungswissenschaftlern der TU Dresden wohl bekannt ist, wie Dr. Cornelia Wustmann:
" Der direkte Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis läuft bei uns über die Zusammenarbeit mit einer eigenen Forschungskita, das ist die Kindertageseinrichtung Gaby Schommer in Ullersdorf, mit der wir seit Jahren zusammen arbeiten und das Glück haben, dass wir dort eine Leiterin gefunden haben, die mit uns auch all diese Erprobungswege auch geht. "
Erprobt wird zum Beispiel derzeit, wie eine Forderung des sächsischen Bildungsplans im Kindertagesstättenalltag am besten umgesetzt werden kann, nämlich die Forderung an die Erzieher, zunächst einmal differenziert zu beobachten und zu dokumentieren, wofür sich einzelne Kinder interessieren, um sie dann angemessen fördern zu können. Im ständigen Gespräch mit den Wissenschaftlern werden verschiedene Beobachtungsmethoden ausprobiert.
" Neben diesem direkten Dialog wird es dann so sein, dass es ein Online-Coaching Modul gibt, was ab September dann auch auf unserem Kita-Bildungsserver auch anderen zur Verfügung steht, also wo man ausprobieren kann, ob man besser mit Beobachtungsbögen klar kommt, mit Photografie oder Videoaufnahme, dann aber auch eine Anleitung verankert ist: wie kann ich denn überhaupt die Beobachtung auswerten? "
Und wie können den Kindern daraufhin bessere Selbstbildungsanreize gegeben werden? Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen längst, dass Kinder sich zum Beispiel sehr früh für das Experimentieren interessieren, also für Naturwissenschaften! Aber darin sind Erzieher in Kitas in der Regel nicht ausgebildet.
" Sie sollen jetzt einen Bildungsplan umsetztem, also den sächsischen Bildungsplan, da spielt Naturwissenschaften als ein Bildungskomplex eine große Rolle, aber genau da spiegeln sie uns immer wieder, da haben sie einfach wirklich Weiterbildungsbedarf, weil sie selbst wenn sie es wollen, nicht wissen, wie sie es machen. "
Zu den Mitgliedern im neu gegründeten Zentrum gehören daher auch Mathematiker, Forstwirtschaftler oder Naturwissenschaftler wie der Lebensmittelchemiker Professor Thomas Henle, der an seinem Institut - ähnlich wie an anderen Universitäten - ein Kinderlabor für Chemie eingerichtet hat:
" Wir haben uns gezielt auf die 3./4. Klassen von Grundschulen konzentriert, haben ein ich möchte sagen kindgerechtes Experimentierprogramm aufgebaut, ein Handbuch entwickelt, Vorschriften entwickelt, von denen wir glauben, dass sie Kinder sehr gut verstehen und auch sehr gut damit arbeiten können, und jetzt richtet sich das Programm oder das Angebot ganz gezielt an Grundschulklassen, an Kinder aus diesen Grundschulklassen, die dann für einen Nachmittag bei uns im Labor experimentieren können. "
Damit soll nicht nur die kindliche Neugier befriedigt und ihr Forscherdrang gefördert werden. Auch die Vorurteile der verantwortlichen Lehrkräfte und Erzieher stehen im Visier.
" Unser Kinderlabor ist entstanden aus der Idee heraus oder aus den Gedanken heraus, dass zum einen Chemie, Naturwissenschaften allgemein, aber die Chemie im besonderen, einen etwas schlechten Stellenwert hat in der Öffentlichkeit. Chemie ist verantwortlich für alles an Umweltverschmutzung, an entsprechend negativ belegten Aspekten. Auf der anderen Seite sehen wir, das Kinder sehr gerne experimentieren, Kinder sind grundsätzlich neugierig und darum sind Kinder eigentlich die allerbesten Forscher, die es gibt. "
Wer als Erwachsener eine Abneigung gegenüber naturwissenschaftlichen Experimenten hat, kann Kinder kaum für solche interessieren. Cornelia Wustmann:
" Da steckt ja auch so ein bisschen die Idee dahinter, die wir dann vielleicht gemeinsam verwirklichen, nämlich ein Fortbildungsprogramm für Erzieherinnen zu entwickeln, damit sie auch wieder dieses Forschende und das Experimentieren wieder als etwas Schönes, was ganz Interessantes wahrnehmen, was sie dann auch wirklich mit Freude mit den Kindern durchführen können. Und das ist glaube ich ein ganz, ganz wichtiger Ansatz. Bei den Kindern ist es wirklich so, sie sind neugierig, sie lassen sich auf ganz viele Dinge ein, aber als Erwachsener haben wir ja schon verschiedene Skripte in uns und haben bestimmte Abneigungen und Vorlieben schon entwickelt. "
Zwölf Mitglieder hat das Zentrum - erst einmal. Sie kommen auch aus der Philosophischen Fakultät, den Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften und den Verkehrswissenschaften, von überall, wo Kindheit in der Forschung zum Thema wird. In jahrelanger Arbeit - an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der TU Dresden wurde der sächsische Bildungsplan entwickelt - hat sich ein breites, überregionales Netzwerk gebildet, das nun vor Ort institutionalisiert werden soll, um einschlägige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zusammen zu fassen. Die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Vera Bamler:
" Uns geht es erstmal darum, dass diese ganzen Forschungsaktivitäten, die hier passieren in den unterschiedlichen Fakultäten, gebündelt werden, zusammengefasst werden, um so ein Netzwerk, wie wir uns das vorstellen, etablieren zu können mit den verschiedenen Partnern und Partnerinnen. Das ist der eine Punkt. Das zweite ist, dass ausgehend von dieser Bündelung erstmal eine Transparenz nach außen erfolgt: was gibt es hier eigentlich alles? Man weiß ja manchmal selber nicht, was macht derjenige oder diejenige in einem anderen Zimmer, was passiert da gerade? Das ist der nächste Schritt. "
Und schließlich geht es um die gemeinsame, interdisziplinäre Entwicklung konkreter Projekte. Noch ist nicht ganz klar, wie die aussehen werden, eine entscheidende Rolle wird aber immer der Bezug zur pädagogischen Praxis spielen.
" Es nützt uns nichts, wenn wir etwas erforschen, aber das nicht in die pädagogische Praxis zurückspiegeln können. Dann haben wir nicht viel gekonnt, dann haben wir vielleicht etwas Schönes entdeckt, aber das wird dann nicht in die pädagogische Praxis so einmünden, wie wir uns das vorstellen. Also die Zielgruppe ist sehr breit gefasst. Genuin geht es nicht nur um Studierende sondern eben auch um Fort- und Weiterbildung von Erzieherinnen, später vielleicht auch Eltern. "
"Warum klebt Kleber? Warum haben Menschen Haare? Warum müssen Kinder abends ins Bett?"
So der sächsische Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Dr. Albert Hauser, der sich mit einem Grußwort an die Mitglieder des neu eröffneten Zentrums "Kindheit in der Forschung - Wissenschaft und Praxis im Dialog" richtete. Anders soll es zukünftig in diesem neuen Zentrum zugehen: hier versteht man unter "Kinderbetreuung" nicht in erster Linie die Befriedigung von Elternbedürfnissen, also Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier stehen die Kinder selbst im Mittelpunkt, ihre professionelle Begleitung außerhalb der Familie, ihre Bildung, ihre Neugier.
" Ich hab die Frage: wie entsteht Impfstoff?
Ich hab die Frage: aus was bestehen Zähne?
Wie viele Kinder tragen Brillen? "
Wie entsteht Wasser? Wie entsteht Holz? Gibt es noch Urtiere? - die Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren, die diese Fragen auf der Eröffnungsveranstaltung an die anwesenden Wissenschaftler richteten, verbringen gemeinsam viel Zeit in einer Kindertagesstätte, die den Erziehungswissenschaftlern der TU Dresden wohl bekannt ist, wie Dr. Cornelia Wustmann:
" Der direkte Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis läuft bei uns über die Zusammenarbeit mit einer eigenen Forschungskita, das ist die Kindertageseinrichtung Gaby Schommer in Ullersdorf, mit der wir seit Jahren zusammen arbeiten und das Glück haben, dass wir dort eine Leiterin gefunden haben, die mit uns auch all diese Erprobungswege auch geht. "
Erprobt wird zum Beispiel derzeit, wie eine Forderung des sächsischen Bildungsplans im Kindertagesstättenalltag am besten umgesetzt werden kann, nämlich die Forderung an die Erzieher, zunächst einmal differenziert zu beobachten und zu dokumentieren, wofür sich einzelne Kinder interessieren, um sie dann angemessen fördern zu können. Im ständigen Gespräch mit den Wissenschaftlern werden verschiedene Beobachtungsmethoden ausprobiert.
" Neben diesem direkten Dialog wird es dann so sein, dass es ein Online-Coaching Modul gibt, was ab September dann auch auf unserem Kita-Bildungsserver auch anderen zur Verfügung steht, also wo man ausprobieren kann, ob man besser mit Beobachtungsbögen klar kommt, mit Photografie oder Videoaufnahme, dann aber auch eine Anleitung verankert ist: wie kann ich denn überhaupt die Beobachtung auswerten? "
Und wie können den Kindern daraufhin bessere Selbstbildungsanreize gegeben werden? Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen längst, dass Kinder sich zum Beispiel sehr früh für das Experimentieren interessieren, also für Naturwissenschaften! Aber darin sind Erzieher in Kitas in der Regel nicht ausgebildet.
" Sie sollen jetzt einen Bildungsplan umsetztem, also den sächsischen Bildungsplan, da spielt Naturwissenschaften als ein Bildungskomplex eine große Rolle, aber genau da spiegeln sie uns immer wieder, da haben sie einfach wirklich Weiterbildungsbedarf, weil sie selbst wenn sie es wollen, nicht wissen, wie sie es machen. "
Zu den Mitgliedern im neu gegründeten Zentrum gehören daher auch Mathematiker, Forstwirtschaftler oder Naturwissenschaftler wie der Lebensmittelchemiker Professor Thomas Henle, der an seinem Institut - ähnlich wie an anderen Universitäten - ein Kinderlabor für Chemie eingerichtet hat:
" Wir haben uns gezielt auf die 3./4. Klassen von Grundschulen konzentriert, haben ein ich möchte sagen kindgerechtes Experimentierprogramm aufgebaut, ein Handbuch entwickelt, Vorschriften entwickelt, von denen wir glauben, dass sie Kinder sehr gut verstehen und auch sehr gut damit arbeiten können, und jetzt richtet sich das Programm oder das Angebot ganz gezielt an Grundschulklassen, an Kinder aus diesen Grundschulklassen, die dann für einen Nachmittag bei uns im Labor experimentieren können. "
Damit soll nicht nur die kindliche Neugier befriedigt und ihr Forscherdrang gefördert werden. Auch die Vorurteile der verantwortlichen Lehrkräfte und Erzieher stehen im Visier.
" Unser Kinderlabor ist entstanden aus der Idee heraus oder aus den Gedanken heraus, dass zum einen Chemie, Naturwissenschaften allgemein, aber die Chemie im besonderen, einen etwas schlechten Stellenwert hat in der Öffentlichkeit. Chemie ist verantwortlich für alles an Umweltverschmutzung, an entsprechend negativ belegten Aspekten. Auf der anderen Seite sehen wir, das Kinder sehr gerne experimentieren, Kinder sind grundsätzlich neugierig und darum sind Kinder eigentlich die allerbesten Forscher, die es gibt. "
Wer als Erwachsener eine Abneigung gegenüber naturwissenschaftlichen Experimenten hat, kann Kinder kaum für solche interessieren. Cornelia Wustmann:
" Da steckt ja auch so ein bisschen die Idee dahinter, die wir dann vielleicht gemeinsam verwirklichen, nämlich ein Fortbildungsprogramm für Erzieherinnen zu entwickeln, damit sie auch wieder dieses Forschende und das Experimentieren wieder als etwas Schönes, was ganz Interessantes wahrnehmen, was sie dann auch wirklich mit Freude mit den Kindern durchführen können. Und das ist glaube ich ein ganz, ganz wichtiger Ansatz. Bei den Kindern ist es wirklich so, sie sind neugierig, sie lassen sich auf ganz viele Dinge ein, aber als Erwachsener haben wir ja schon verschiedene Skripte in uns und haben bestimmte Abneigungen und Vorlieben schon entwickelt. "
Zwölf Mitglieder hat das Zentrum - erst einmal. Sie kommen auch aus der Philosophischen Fakultät, den Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften und den Verkehrswissenschaften, von überall, wo Kindheit in der Forschung zum Thema wird. In jahrelanger Arbeit - an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der TU Dresden wurde der sächsische Bildungsplan entwickelt - hat sich ein breites, überregionales Netzwerk gebildet, das nun vor Ort institutionalisiert werden soll, um einschlägige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zusammen zu fassen. Die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Vera Bamler:
" Uns geht es erstmal darum, dass diese ganzen Forschungsaktivitäten, die hier passieren in den unterschiedlichen Fakultäten, gebündelt werden, zusammengefasst werden, um so ein Netzwerk, wie wir uns das vorstellen, etablieren zu können mit den verschiedenen Partnern und Partnerinnen. Das ist der eine Punkt. Das zweite ist, dass ausgehend von dieser Bündelung erstmal eine Transparenz nach außen erfolgt: was gibt es hier eigentlich alles? Man weiß ja manchmal selber nicht, was macht derjenige oder diejenige in einem anderen Zimmer, was passiert da gerade? Das ist der nächste Schritt. "
Und schließlich geht es um die gemeinsame, interdisziplinäre Entwicklung konkreter Projekte. Noch ist nicht ganz klar, wie die aussehen werden, eine entscheidende Rolle wird aber immer der Bezug zur pädagogischen Praxis spielen.
" Es nützt uns nichts, wenn wir etwas erforschen, aber das nicht in die pädagogische Praxis zurückspiegeln können. Dann haben wir nicht viel gekonnt, dann haben wir vielleicht etwas Schönes entdeckt, aber das wird dann nicht in die pädagogische Praxis so einmünden, wie wir uns das vorstellen. Also die Zielgruppe ist sehr breit gefasst. Genuin geht es nicht nur um Studierende sondern eben auch um Fort- und Weiterbildung von Erzieherinnen, später vielleicht auch Eltern. "
"Warum klebt Kleber? Warum haben Menschen Haare? Warum müssen Kinder abends ins Bett?"