Danach spricht Busche ein deutsches Tabu an: "Der Dienst ist das Leben der Soldaten, vom Sterben soll keine Rede sein. Der Offizier beschreitet seine Laufbahn wie ein landesüblicher Beamter. Niemand bereitet ihn hinreichend darauf vor, dass die Führung eines Bataillons im Kosovo etwas anderes ist als die Leitung des Postamts in Hamburg-Rahlstedt. Gewiss spüren die Soldaten, dass ihnen bei den Auslandseinsätzen auf dem Balkan oder in Afghanistan etwas anderes bevorstehen könnte als bei einem Manöver in der Lüneburger Heide. Aber was es heißen könnte, töten zu müssen und getötet zu werden, darauf gibt ihnen die Gesellschaft, in der sie ihr Leben ernst nehmen, keine Antwort. Es gibt in Deutschland kein Ethos des Krieges".
Danach kommt Busche zu einer interessanten Deutung der Vorgänge in Coesfeld: "Könnte es nicht sein, dass etliche Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade das Bedürfnis hatten, sich den Krieg, der sie in fernen Ländern erwartet, realitätsnah vorzustellen, und dass sie deshalb auf ihre makabren Übungen verfielen? Die Soldaten verspüren eine gewisse Angst, auch wenn sie diese oft macho-haft überspielen. Von dieser Angst können sie als Individuen reden und bekommen dann auch manchen Zuspruch. Aber wie sie als Soldaten mit der Angst umgehen können, dafür gibt es keine Vorbilder in Deutschland".
Busche postuliert: "Zur militärischen Erziehung und Disziplin gehört auch, sich den ernstesten Anforderungen aus freiem Willen zu unterwerfen und dabei keinen Augenblick die eigene Menschenwürde und die Würde des anderen zu vergessen".
Und er kommt dann zu diesem Resumée "Wenn sich die Gebildeten einer Nation, die Politiker, die Historiker, die Publizisten von der Erörterung solcher Fragen fern halten, überlassen sie die Soldaten sich selbst…Mit Entlassungen ist es in der Folge nicht getan. Wenn man das Militär braucht und es einsetzen will, muss man die Erziehung der Soldaten auch an europäischen Standards orientieren. Das ist notwendig nicht nur, um Deutschland Peinlichkeiten wie die von Coesfeld zu ersparen. Das ist auch notwendig, um eine leistungsstarke Truppe zum Einsatz zu bringen. Will man das nicht, ist es besser, die Bundeswehr aufzulösen; wo solche Erziehung versäumt wird, taugt auch eine Berufsarmee nichts".
Zum Wiederaufleben der Patriotismus- und Leitkulturdebatte schreibt Ijoma Mangold, ebenfalls in der Süddeutschen Zeitung: "Es mag für das bürgerliche Lager schmerzhaft sein, es ist aber nichts daran zu ändern: Ihm steht schon lange kein ideologisch ehrgeiziger Gegner mehr gegenüber, den man quälen könnte, indem man ihn bei seiner politischen Folklore packte. Schon heute dürfte klar sein: Die gesellschaftspolitischen Erfolge der rot-grünen Koalition unter dem Pragmatiker Gerhard Schröder haben viel weniger mit der Homo-Ehe und Dosenpfand zu tun als mit der tatsächlichen Konstitution einer Neuen Mitte. Und das heißt eben ideologische Abrüstung in der Breite. Vielleicht mag das gerade für machen knorzigen Sozialdemokraten mit Blick auf Schröder zuviel Gesinnungslosigkeit sein, linke Sprachrituale jedenfalls muss man diesem Kanzler nicht austreiben".
Frau Mangold meint, dass die Union rasch Probleme bekäme, wenn sie die Regierungskoalition auf diesem Gebiet stellen wollte: "Sie müsste nämlich die Leitkultur inhaltlich substantiell definieren – und das könnte für eine konservative Partei nur heißen: Mit der Trias aus Bildung, Hochkultur und Religion gegen die Erosionen der Modernisierung und den kalten Wind der Globalisierung die Traditionen zu pflegen. Dazu ist die Union, sicherlich zu Recht, nicht bereit".
Ijoma Mangold bringt danach eine eigene Definition des umkämpften Begriffs: "Wenn irgendwo, dann fängt der Patriotismus bei der Ehrlichkeit an, mit der man der Nation die Wahrheit zumutet, was die so genannten "schmerzhaften Reformen" angeht, und dafür bereit ist, beachtliche Wahlniederlagen in Folge hinzunehmen. Dieser Patriotismus, der den eigenen Macherhalt aufs Spiel setzt, ist echte Vaterlandsliebe. Es ist nicht zu leugnen, dass die Union für diese Rolle prädestiniert wäre. Sie hat aber – von der Verwässerung der Merzschen Steuerreform bis zur Unkenntlichmachung der Kopfpauschale – alles dafür getan, diese Rolle nicht spielen zu müssen. Im Churchill-look-alike-Contest macht Schröder seit einem Jahr, seit der Agenda 2010, die bessere Figur".
Vor 50 Jahren starb Wilhelm Furtwängler. Manuel Brug charakterisiert den Dirigenten in der Welt so: "Wilhelm Furtwängler war ein Zauderer und ein Fortschrittlicher, ein verquaster Privatgelehrter und ein Popstar, ein Getriebener und ein Intrigen Spinnender, ein eitler und ein bescheidener Mann, ein feiger Opportunist und ein mutiger Mensch. Alles gleichzeitig, oft sich widersprechend. Faszinierend, gebrochen, modern".
Eleonore Büning schreibt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:
"Keine Frage: Furtwängler war der Vorzeigedirigent der Nationalsozialisten, umworben von Goebbels und Göring, und er garnierte einmal die Feier am Vortag zu Hitlers Geburtstag mit Beethovens Neunter. Doch tat er letzteres nachweislich widerwillig, und über die Tragweite des ersteren war er offenkundig selbst, bei aller Hybris seiner charismatischen Künstlerpersönlichkeit, nicht ganz im Bilde".
Seinem Freund Ludwig Curtius schrieb Furtwängler 1946: "Meine Dirigenten-Karriere ist ernsthafter Erwähnung nicht wert". Er irrte. Eleonore Büning, zufolge berufen sich viele große Dirigenten dieser Tage auf Furtwängler und bewundern "seinen wachen, punktgenauen Umgang mit dem Klangereignis".
"In dieser Woche ist die triumphale Rückkehr Leipzigs in den Kreis der deutschen Museumsstädte zu feiern", berichtet Gottfried Knapp in der Süddeutschen Zeitung. "Gleich zwei architektonisch interessante Neubauten, die der Präsentation von Kunst dienen, werden eröffnet. Für die 1991 gegründete Galerie für Zeitgenössische Kunst haben die Berliner Architekten Grundel, Kaindl, Teckert auf dem Parkgelände neben dem Stammhaus einen unregelmäßig ausholenden gläsernen Pavillon errichtet, dessen Inneres sich mittels beweglicher Wände für alle denkbaren künstlerischen Präsentationsformen aufteilen lässt. Und dass Museum der Bildenden Künste feiert …die Eröffnung seines neuen Hauses im Herzen der Altstadt".
Danach kommt Busche zu einer interessanten Deutung der Vorgänge in Coesfeld: "Könnte es nicht sein, dass etliche Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade das Bedürfnis hatten, sich den Krieg, der sie in fernen Ländern erwartet, realitätsnah vorzustellen, und dass sie deshalb auf ihre makabren Übungen verfielen? Die Soldaten verspüren eine gewisse Angst, auch wenn sie diese oft macho-haft überspielen. Von dieser Angst können sie als Individuen reden und bekommen dann auch manchen Zuspruch. Aber wie sie als Soldaten mit der Angst umgehen können, dafür gibt es keine Vorbilder in Deutschland".
Busche postuliert: "Zur militärischen Erziehung und Disziplin gehört auch, sich den ernstesten Anforderungen aus freiem Willen zu unterwerfen und dabei keinen Augenblick die eigene Menschenwürde und die Würde des anderen zu vergessen".
Und er kommt dann zu diesem Resumée "Wenn sich die Gebildeten einer Nation, die Politiker, die Historiker, die Publizisten von der Erörterung solcher Fragen fern halten, überlassen sie die Soldaten sich selbst…Mit Entlassungen ist es in der Folge nicht getan. Wenn man das Militär braucht und es einsetzen will, muss man die Erziehung der Soldaten auch an europäischen Standards orientieren. Das ist notwendig nicht nur, um Deutschland Peinlichkeiten wie die von Coesfeld zu ersparen. Das ist auch notwendig, um eine leistungsstarke Truppe zum Einsatz zu bringen. Will man das nicht, ist es besser, die Bundeswehr aufzulösen; wo solche Erziehung versäumt wird, taugt auch eine Berufsarmee nichts".
Zum Wiederaufleben der Patriotismus- und Leitkulturdebatte schreibt Ijoma Mangold, ebenfalls in der Süddeutschen Zeitung: "Es mag für das bürgerliche Lager schmerzhaft sein, es ist aber nichts daran zu ändern: Ihm steht schon lange kein ideologisch ehrgeiziger Gegner mehr gegenüber, den man quälen könnte, indem man ihn bei seiner politischen Folklore packte. Schon heute dürfte klar sein: Die gesellschaftspolitischen Erfolge der rot-grünen Koalition unter dem Pragmatiker Gerhard Schröder haben viel weniger mit der Homo-Ehe und Dosenpfand zu tun als mit der tatsächlichen Konstitution einer Neuen Mitte. Und das heißt eben ideologische Abrüstung in der Breite. Vielleicht mag das gerade für machen knorzigen Sozialdemokraten mit Blick auf Schröder zuviel Gesinnungslosigkeit sein, linke Sprachrituale jedenfalls muss man diesem Kanzler nicht austreiben".
Frau Mangold meint, dass die Union rasch Probleme bekäme, wenn sie die Regierungskoalition auf diesem Gebiet stellen wollte: "Sie müsste nämlich die Leitkultur inhaltlich substantiell definieren – und das könnte für eine konservative Partei nur heißen: Mit der Trias aus Bildung, Hochkultur und Religion gegen die Erosionen der Modernisierung und den kalten Wind der Globalisierung die Traditionen zu pflegen. Dazu ist die Union, sicherlich zu Recht, nicht bereit".
Ijoma Mangold bringt danach eine eigene Definition des umkämpften Begriffs: "Wenn irgendwo, dann fängt der Patriotismus bei der Ehrlichkeit an, mit der man der Nation die Wahrheit zumutet, was die so genannten "schmerzhaften Reformen" angeht, und dafür bereit ist, beachtliche Wahlniederlagen in Folge hinzunehmen. Dieser Patriotismus, der den eigenen Macherhalt aufs Spiel setzt, ist echte Vaterlandsliebe. Es ist nicht zu leugnen, dass die Union für diese Rolle prädestiniert wäre. Sie hat aber – von der Verwässerung der Merzschen Steuerreform bis zur Unkenntlichmachung der Kopfpauschale – alles dafür getan, diese Rolle nicht spielen zu müssen. Im Churchill-look-alike-Contest macht Schröder seit einem Jahr, seit der Agenda 2010, die bessere Figur".
Vor 50 Jahren starb Wilhelm Furtwängler. Manuel Brug charakterisiert den Dirigenten in der Welt so: "Wilhelm Furtwängler war ein Zauderer und ein Fortschrittlicher, ein verquaster Privatgelehrter und ein Popstar, ein Getriebener und ein Intrigen Spinnender, ein eitler und ein bescheidener Mann, ein feiger Opportunist und ein mutiger Mensch. Alles gleichzeitig, oft sich widersprechend. Faszinierend, gebrochen, modern".
Eleonore Büning schreibt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:
"Keine Frage: Furtwängler war der Vorzeigedirigent der Nationalsozialisten, umworben von Goebbels und Göring, und er garnierte einmal die Feier am Vortag zu Hitlers Geburtstag mit Beethovens Neunter. Doch tat er letzteres nachweislich widerwillig, und über die Tragweite des ersteren war er offenkundig selbst, bei aller Hybris seiner charismatischen Künstlerpersönlichkeit, nicht ganz im Bilde".
Seinem Freund Ludwig Curtius schrieb Furtwängler 1946: "Meine Dirigenten-Karriere ist ernsthafter Erwähnung nicht wert". Er irrte. Eleonore Büning, zufolge berufen sich viele große Dirigenten dieser Tage auf Furtwängler und bewundern "seinen wachen, punktgenauen Umgang mit dem Klangereignis".
"In dieser Woche ist die triumphale Rückkehr Leipzigs in den Kreis der deutschen Museumsstädte zu feiern", berichtet Gottfried Knapp in der Süddeutschen Zeitung. "Gleich zwei architektonisch interessante Neubauten, die der Präsentation von Kunst dienen, werden eröffnet. Für die 1991 gegründete Galerie für Zeitgenössische Kunst haben die Berliner Architekten Grundel, Kaindl, Teckert auf dem Parkgelände neben dem Stammhaus einen unregelmäßig ausholenden gläsernen Pavillon errichtet, dessen Inneres sich mittels beweglicher Wände für alle denkbaren künstlerischen Präsentationsformen aufteilen lässt. Und dass Museum der Bildenden Künste feiert …die Eröffnung seines neuen Hauses im Herzen der Altstadt".